Chronik > Das Dorf Ulsnis

Aus der Geschichte des Dorfes Ulsnis

Von Richard Krohn (Chronik 2010) Eine alte Sage, eine mündliche Überlieferung, immer wieder umgebildet und dichterisch ausgemalt, erzählt:

»In der Nähe des heutigen Dorfes Ulsnis wohnte einst ein mächtiger Riese, den man wegen seines Alters den Alten nannte. Sein Sohn war ihm an Größe und Kraft noch weit überlegen. Um von seinem Vater unabhängig zu sein, watete er durch die Schlei und wohnte in der Gegend von Rieseby. Mehrmals kam es aber vor, dass die beiden sich über die Schlei beschimpften und mit Felsblöcken bewarfen. Aber der Streit brach erst recht aus, als der Alte bei Ulsnis anfing, eine Kirche zu bauen. Der Sohn bemerkte von seinem Berg in der Nähe seines Wohnortes alles, was sein Vater machte. Er wollte ihm nicht nachstehen, und so baute er eine Kirche, die noch höher und schöner sein sollte. Als der Alte dieses von einer Anhöhe aus merkte, rief er seinem Sohn bittere Vorwürfe zu. Bald gerieten beide in Wut und warfen mit den größten Blöcken, die sie auf den Feldern fanden, nacheinander. Die hohen Türme der Kirchen waren bald niedergeworfen und dadurch die Wut noch größer geworden. Gleichzeitig wurden beide von einem Stein getroffen, so dass sie tödlich verletzt zu Boden sanken und bald starben. Der Alte fiel mit dem Kopf in die Schlei hinaus, und dadurch bildete sich die Halbinsel Nes am Gunnebyer Noor, und nach dem Alten nannte man den Ort Ulsnis. Den Wohnort des jüngeren nannte man Rieseby.«

»Wolfsnase«

Laut H. J. Kuhlmann lässt die Deutung des Namens Ulsnis keine Rückschlüsse auf den zeitlichen Ursprung der Besiedlung zu, auch ist dieses Gebiet seiner Meinung nach nicht als eine der ursprünglichen Siedlungskammern anzusehen. Die Endung -nes oder -nis ist laut des Philologen Wolfgang Laur die Bezeichnung für »Nase, Landvorsprung« (dänisch Näs, deutsch -nis), die Vorsilbe »Ulf« ein Rufname, der dem dänischen Ulv, zu deutsch: Wolf, entspricht.

Romanische Erweiterung erfolgt

Allerdings wird die Größe des Kirchenbaus sich nach der Anzahl der Gemeindemitglieder gerichtet haben, wie auch die späteren Erweiterungen unter Umständen durch Bevölkerungszunahme zu erklären sind. Die Kirche zu Ulsnis, deren Errichtung auf die Mitte des zwölften Jahrhunderts vermutet wird, gehörte mit 12,50 m ursprünglich zu den kleinen Kirchen, durch die romanische Erweiterung auf 23,50 m aber bereits zu den großen.

Zu den ältesten schriftlichen Quellen, die Auskunft über die Siedlungsgeschichte geben, zählt das »Waldemarsche Erdbuch« aus dem Jahre 1231, ein Verzeichnis der königlichen Güter König Waldemars II. Es listet allerdings nur einen geringen Teil der zum Machtbereich gehörenden Ortschaften auf. Die frühesten Listen der Güter- und Einkünfteverzeichnisse des Schleswiger Bischofs und des Domkapitels stammen von etwa 1400. Alle geben nur ein lückenhaftes Bild über die mittelalterlichen Verhältnisse in Angeln.

Erstmals erwähnt

Die erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens datiert – nach Laur – aus dem Jahre 1349. In diesem Schriftstück wird eine Grundstücksverpfändung zwischen zwei dänischen Adligen beurkundet, welche zwei Zeugen, nämlich der nicht namentlich genannte Verfasser und »Nicholaus Ionsson de Vlfsnees« mit ihren Siegeln beglaubigen. Wahrscheinlich gehörte der aus Ulsnis stammende Nicholaus Ionsson ebenfalls dem Adel an.

Erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens Ulsnis im Jahre 1349
Erste urkundliche Erwähnung des Ortsnamens Ulsnis im Jahre 1349

In den folgenden frühen Urkunden, die Ulsnis oder Hestoft erwähnen, geht es ausschließlich um Besitzungen und Verordnungen des Schleswiger Domkapitels und der Kirche.

Rechnungsbücher der Kirche

1352 heißt es in einem Dokument in Ulfnes, in parochia (deutsch: Kirchspiel) Ulfnis, 1463 Ulznisse, 1523 Ulsenisse.
Schriftliche Aufzeichnungen über die örtlichen Verhältnisse liegen erst seit dem 16. Jahrhundert vor: Es sind die Rechnungsbücher der Kirche, die seit 1561 erhalten sind. Danach teilten sich folgende Bauern die Flurstücke beziehungsweise bewirtschaften sie in Feldgemeinschaft. Die Angaben liegen der Abschrift von Otto Thiesen zugrunde. Leider ist die erste Seite des Originals beschädigt und damit kaum lesbar.

Im Jahre 1561: Hans Mattiss VI s, Dyrieck Clawess, MarquartJacobsen, Marquart Peterss, Tönnis Hanss, Pow, Clawes Sutor, Peter Ebss, Peter Jess, Peter Marxen, Hans Lowe, Hans Moltz, Peter Smit, Anna Peterss und Asmus Low

Im Jahre 1562: Hans Matiss, Dyrick Clawss, Marquart Jacobss, Marquart Peterss, Toniss Hanssen, Powel Andriss, Clawes S, Asmus Low, Peter Jess, Peter Marx, Hans Low, Hans Moltss, Peter Smit, Anna Peterss, Peter Jacobss und Peter Ebsen

Im Jahre 1563: Hans Matiss 3 S, Dyrick Clawess 3 S, Peter Marcuss, Marquart Peterss, Tönnies Hanss, Powel Andriss, Clawes Sutor, Asmus Loewe 1 S, Peter Jess 3 S, Marquart Jacobss, Hans Lowe, Hans Moltzen, Peter Smyt, Anna Peterss, Peter Jacobss 1 S, Peter Ebss 1 S

Im Jahre 1580: Hans Mattissen, Peter Marquartzen, Claus Moltzen, Jürgen Peterss, Paul Andressen, Peter Jess, Marquart Jacobsen, Marquart Tonisen, Jess Low, Laurens Jürgenss, Dirick Claussen, Hans Low, Peter Smit, Peter Ebsen, Jacob Schmit, Peter Jessen und Peter Jacobsen

Es geht aus den Rechnungsbüchern nicht eindeutig hervor, wer von den genannten Bauern als Hufner und wer als Kätner einzustufen ist. Dem Erdbuch des Domkapitels von 1641 ist zu entnehmen, dass in Ulsnis elf »volle« Bauern wohnen, einer mit einem »halben Gut« sowie drei Kätner. Des Weiteren gibt es in Kirchenholz vier Kätner.

Die Ulsnisser Hufner waren Festebauern, das heißt sie hatten den Grund und Boden »gefestet« (vergleichbar einer Erbpacht) – zunächst vom Domkapitel in Schleswig, dann, nach dessen Auflösung, vom Landesherren, dem dänischen König. Im Kirchspiel Ulsnis gehörten den Bauern die Häuser, nur die Ländereien waren gefestet. Der Besitz ging in der Regel vom Vater auf den Sohn über, nur durften ohne Erlaubnis keine Ländereien verkauft oder getauscht werden.

Die Kätner wohnten zunächst in einer Kate auf dem Hof eines Hufners oder auch vereinzelt auf der Allmende, den gemeinschaftlich bewirtschafteten Flächen. Zum Haus gehörte zumeist ein kleines Stück Land, der sogenannte »Kohlhof«. Die Kätner verdingten sich bereits als erste Handwerker.

Feldgemeinschaften werden aufgehoben

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wird auch in Ulsnis die Verkoppelung durchgeführt, das heißt die Aufhebung der Feldgemeinschaften. Im Dorf Ulsnis gab es zwei Feldgemeinschaften, wohingegen normalerweise jedes Dorf nur eine Feldgemeinschaft bildete. Die heute noch gängige Bezeichnung »Dreimännerteich« für den Teich am Pastoratsweg bezieht sich auf die damalige Feldgemeinschaft der »Dreimänner«, die ihr Land nördlich der Schlusbek hatten. Die Feldgemeinschaft südlich der Schlusbek war die der »Neunmänner« – »De över de Bek« oder auch »Overbeker« genannt.

Die neuen Erdbücher – vergleichbar den heutigen Grundbüchern–, die zum Beispiel 1804 für die Dreimänner erstellt wurden, geben Auskunft über die Namen der Bauern und der ihnen zugesprochenen Koppeln:

  • Hufe Nr. 1 Johann Hinrich Holländer – im Jahr 2010 Peter Lorenzen
  • Hufe Nr. 2 Johann Christian Nissen – im Jahr 2010 Katharine Möller, geb. Oehlert
  • Hufe Nr. 3 Peter Jürgen Wienke – im Jahr 2010 Peter Landtau

Die neun Männer südlich der Schlusbek hießen:

  • Hufe Nr. 4 Nis Callsen – im Jahr 2010 Raiffeisen HG, Fa. Rosenkrantz
  • Hufe Nr. 5 Lorenz Ewoldsen – im Jahr 2010 Hans Peter Hansen
  • Hufe Nr. 6 Mathias Nissen – im Jahr 2010 Carsten Andresen
  • Hufe Nr. 7 Detlef Holländer – im Jahr 2010 Jürgen Schmidt
  • Hufe Nr. 8 Marx Thönshen – im Jahr 2010 Claus Detlef Tönnsen
  • Hufe Nr. 9 Hans Marxsen – im Jahr 2010 Sabine und René Putbrese
  • Hufe Nr. 10 Peter Mangelsen – im Jahr 2010 Werner Gabriel
  • Hufe Nr. 11 Claus Haneshen – im Jahr 2010 Dirk Hansen
  • Hufe Nr. 12 Marx Henningsen – im Jahr 2010 Helmut Neumann

Folgende Koppeln wurden wie folgt aufgeteilt:

  • Johann Hinrich Holländer: Hirtenland, Schlangenberg, Stangelheck, Böttchertimmer
  • Johann Christian Nissen: Kirchkier, Glatrylücke, Traberg, Wrangenacker, Pinkery, Gargelswiese, Bonnerüh
  • Peter Jürgen Wienke: Eschacker, Moor, Schakeshaafs, Glatry Lücke, Gaarwangskoppel, Nordschausicht, Pinkerüh
  • Nis Callsen: Schwein Kier, Uhles Stew, Süder Holz, Boris, Hagap, Bülk Toft, Sand Kuhl, Grand Peter, Lüy, Garkels Wiese, Drey Wiese
  • Lorenz Ewoldsen: Boris Koppel, Grimming Kihr, Süder Holz, Schierenacker, Schoreakel, Hassel, Hagap, Gros Rauty, Böck, Tarstedt Holz
  • Mathias Nissen: Schwein Kiehr, Baris, Ray Koppel, Haal Wiese, Süder Holz, Hagap, Repal, Wibber,Grand Süder Wiese, Hagap Holz
  • Detlef Holländer Baris, Twethy Kiehr, Uhls Terr, Süder Acker, Hagap, Calltoft Koppel, Tollas Kiehr
  • Marx Thönshen: Ellkier, Baris, Süderholz, Riesbro, Kiret Berg, Brennay, Grimming, Drey, Uhls Koppel
  • Hans Marxen: Nordertoft, Nattacker, Baries, Stennes Koppel, Bolbro Koppel, Grand Annesbeck, Garkels Wiese, Drey Wiese, Uhls an der Schlei
  • Peter Mangelsen: Köllmus, Nattacker, Boris, Gran Süderholz, Kiesberg, Schiren Gap, Uhls Berg
  • Claus Haneshen: Blies Lücke, Hirten Land, Hagap, Tharstedt Holz, Stork Acker, Wibber Koppel, Garckels Wiese
  • Marx Henningsen: Nattacker, Boris, Bredeland, Kockes Holt, Kiel Koppel, Klein Giersky

Von Ulsnis aus wurden Kirchenholz, Ulsnis-Strand, Ulsnis-Höh und Ulsnis-Feld besiedelt, aus Kätnerstellen wurden vollwertige Höfe.

Quellen

  • Chronik der Gemeinde Ulsnis, 1987
  • Wolfgang Laur: Historisches Ortsnamenlexikon von Schleswig-Holstein (Wachholtz Verlag) 1992
  • Rechnungsbücher der Kirche zu Ulsnis, Abschrift Thiesen

Brennstoffversorgung nach 1945

Von Richard Krohn (Chronik 2010) In Notzeiten besinnt man sich alter Traditionen; so auch bei der Brennstoffversorgung insbesondere der Flüchtlinge nach 1945. Die Gemeindeprotokolle von Ulsnis und Kius weisen auf entsprechende Maßnahmen hin.

Auf Anweisung des Ulsnisser Bürgermeisters wurde auf der Koppel der Familie Schmidt / Kirchenholz bei Stauertwedt an der Schlei eine Moorkuhle freigelegt, um Torf zu gewinnen. Im Mai 1946 begann zunächst eine Kolonne von zwölf Mann in Handarbeit mit dem Abstechen. Es wurde eine Lorenbahn über die Schlusbek Richtung Hagab gebaut, da die Flächen in unmittelbarer Nähe des Grabungsortes zum Trocknen nicht geeignet waren. Der Rohstoff wurde mittels einer eigens zu diesem Zweck gekauften Torfpresse gepresst, von der Presse auf zwei Meter lange Bohlen befördert und in Soden zerteilt. Die Soden wurden auf der Koppel zum Trocknen ausgebreitet, erst flach, dann hochkant.

Jede der mit dem Brennstoff zu versorgende Familien hatte ein zugewiesenes Areal. Zum weiteren Trocknen wurden die Soden dann geringelt, das heißt zu einem kegelförmigen Diemen aufgeschichtet. Nach circa drei Wochen konnte Hans Jürgen Ohl den Brennstoff dann zu den Familien fahren. Der hier gewonnene Brennstoff war von minderer Qualität, enthielt große Anteile Sand.

1947 wurde eine Torfstich-Maschine gekauft, auf der Gemeinderatssitzung am 12. September 1951 der Beschluss gefasst, den Verkauf der Maschine vorläufig zurückzustellen. Dies war der letzte Eintrag zum Torfabbau in Ulsnis.

Zeitzeugen damals waren Peter C. Schmidt aus Ulsnis Kirchenholz, Hans Jürgen Ohl aus Ulsnis und Werner Carstensen aus Hestoft.

Quelle: Gemeindeprotokolle

Eine Wanderung durch das Dorf

Alte Postkarte mit Ulsnis Kirchenholz und Strand (um 1900)
Alte Postkarte mit Ulsnis Kirchenholz und Strand (um 1900)

Überarbeitete Gemeinschaftsarbeit aus der Chronik 2010 Ungefähr in der Mitte zwischen Schleswig und Kappeln liegt am Nordufer der Schlei das Dorf Ulsnis. Von der Dorfmitte aus sieht man über die Wiesen das blaue Wasser der Schlei. Den schönsten Ausblick hat man vom alten Glockenturm, wo zudem mehrere Bänke stehen und zum Verweilen einladen.

Ulsnis ist seit über 850 Jahren ein Kirchdorf. Das Kirchspiel besteht aus den Dörfern Ulsnis, Kius, Steinfeld, Hestoft und Gunneby. Schriftliche Aufzeichnungen gibt es erst von 1561 an: die Rechnungsbücher der Kirche.

Durch Ulsnis floss immer ein kleiner Bach aus den Waldgebieten im Westen: die Schlusbek. Der Bachlauf wurde bei der Flurbereinigung in den siebziger Jahren leider teilweise verrohrt. Wenn wir am Bach Schlusbek flussabwärts gehen, erreichen wir nach ca. 200 Metern den Wald Bonnerüh. In diesem Waldgelände befindet sich ein Widder, eine automatische Wasserpumpe, die mit eigener Kraft das Wasser jahrzehntelang zum Hof von Max Marxsen, im Jahr 2010 Hans-Peter Hansen, gepumpt hat.

Krähen und Füchse zu Hause

Vom Wald Bonnerüh schlängelt sich der Bach durch die Wiesen am Wald Hagab entlang und mündet dort in das Noor, wo er die Breite von zwei Metern erreicht. Im Wald Hagab waren immer die meisten Krähen, erkennbar an den vielen Nestern in den Baumwipfeln. Man nannte ihn deshalb auch Krähenholz. An der Nordwestecke waren die Füchse zu Hause. Es waren sehr viele Löcher in den Knicks und in der Erde. Wenn man Glück hatte, bekam man auch mal einen Fuchs zu sehen.

Etwas südlich von der Mündung der Schlusbek, wo heute noch der Badeplatz des Dorfes Ulsnis ist, stand ein uraltes Strohdachhaus. Leider durfte man dieses Haus nach Abbruch nicht wieder aufbauen, obgleich es Jahrhunderte dort gestanden und allen Stürmen getrotzt hatte. Es war ein landschaftstypisches Reetdachhaus mit Hängehölzern. Hier wohnten H. Clausen und seine Frau ein Leben lang. Wenn der Garten im Frühjahr schon in Ordnung gebracht war, ärgerte der Mann sich über seine Hühner. Diese scharrten in den schönen Beeten und ruinierten den ganzen Garten. Er wusste aber Rat: Alle Hühner bekamen kleine Socken, und das Kratzen im Garten war vorbei.

Die alte Dampferbrücke in Ulsnis auf einer historischen Luftaufnahme
Die alte Dampferbrücke in Ulsnis auf einer historischen Luftaufnahme

Früher gab es einen Fußweg, der von Hagab nach Süden am Wasser entlang zu der Halbinsel führte, die das Noor von der Schlei trennt. Sie heißt Drei oder Dreispitz.

Das Fährhaus Ohl in Ulsnis in einer historischen Luftaufnahme Richtung Dreispitz
Das Fährhaus Ohl in Ulsnis in einer historischen Luftaufnahme Richtung Dreispitz

Hier ist man an der offenen Schlei, wo die ersten Häuser von Ulsnis Strand beginnen. Beim Haus der Familie Geidies war früher eine ergiebige Sandgrube. Von hier holte man Sand für den Straßen- und Häuserbau, und hier fand man Fossilien (Versteinerungen) aus der Eiszeit.

Abgebrochenes Haus in Hagab mit den Bewohnern Heinrich und Anita Clausen
Abgebrochenes Haus in Hagab mit den Bewohnern Heinrich und Anita Clausen
Postkarte Schleiblick vom Strandhotel aus
Postkarte Schleiblick vom Strandhotel aus
Bademode an der Schlei um 1900
Bademode an der Schlei um 1900

Heinrich Ohl baut Gastwirtschaft

Von der Jahrhundertwende an, um 1900, erlebte Ulsnisstrand eine Blüte als Ausflugziel. Wo die Straße vom Dorfe Ulsnis das Wasser der Schlei erreicht, wurde im Jahre 1897 vom Besitzer Heinrich Ohl die dortige Bauernstelle in eine Gastwirtschaft umgebaut. Sie war viele Jahre das Fährhaus, weil von hier eine Bootsfähre nach Schwansen ging.

Wenn man nach Rieseby oder Eckernförde wollte, fuhr der Fährmann Peter Harmsen die Gäste über die 800 Meter breite Schlei. Zurück konnte man nur kommen, wenn man durch die hohle Hand rief: »Hal över«. Dann wurde der Kahn flott gemacht und der Fährmann holte gegen eine geringe Gebühr den Reisenden ab. Peter Harmsen fuhr bei Tag und Nacht und auch bei schlechter Witterung. Er bekam vom Staat eine Anerkennung und wurde auch in Gedichten erwähnt.

Als eine Dampfschifffahrtslinie von Schleswig nach Kappeln entstand, baute Heinrich Ohl 1902 eine lange Anlegebrücke. Hier legten die Dampfer an, die täglich nach Fahrplan verkehrten. Man konnte in Lindaunis in die Bahn umsteigen und nach Kiel oder Flensburg weiterfahren. Es fuhren zwei Schleidampfer, die »Concordia« und die »Herzog Friedrich«. Für die Kinder wie auch für die Erwachsenen war es jedes Mal ein großes Ereignis, wenn ein Dampfer laut tutend am Brückenkopf anlegte. Schulklassen fuhren mit nach Missunde oder nach Louisenlund, wo der Eremit im Walde war; in der Kajüte des Schiffes konnte man eine Brause trinken.

Am Anfang der Brücke steht ein Grenzstein mit der Jahreszahl 1785. Die Bedeutung ist nicht hinreichend geklärt, unter Umständen ist er im Zuge der Verkoppelung hier gesetzt worden.

Das alte Fährhaus war eine viel besuchte Gaststätte.

Das Fährhaus Ohl in Ulsnis in einer historischen Ansicht
Das Fährhaus Ohl in Ulsnis in einer historischen Ansicht
Anlegebrücke am Strandhotel
Anlegebrücke am Strandhotel

Im Sommer saß man im Garten mit dem Blick auf und über die Schlei. An der Südseite steht heute noch der kleine Pavillon, in dem man bei schlechtem Wetter sitzen konnte. Die Gaststube war ein verräucherter, aber gemütlicher Raum mit großen Ölbildern mit maritimen Motiven an der Wand. Im Tanzsaal war eine balkonartige Galerie. Hier saßen bei Festlichkeiten, zur Kindergilde, Knechtengilde oder zu Pfingsten, die Musiker. Man machte Blasmusik, und wenn die Fenster offen waren, konnte man die Musik bis Kirchenholz hören. Es spielte dort auch Heinrich Nikolaus Thomsen aus Ulsnisland, der beim Musiker Bruhn in Schmedeland in der Musiklehre gewesen war. Als Thomsen am 29. Juni 1955 neunzig Jahre alt wurde, spielte sein Sohn Hermann Thomsen Trompete und später dessen Sohn Walter. Der alte Gastwirt Heinrich Ohl war ein beliebter Wirt. Das Fährhaus war auch bei den Schleswigern beliebt, deshalb kamen sie oft mit dem Dampfer.

Nördlich des Fährhauses (im Jahre 2010 Familie Klein) stand früher der »Matz-Krog«.

Einmal kam nun auch der Landrat nach Ulsnis und kehrte im Fährhaus ein. Er bestellte ein Glas Buttermilch; als er dann bezahlen wollte, sagte der Wirt: »Dat lat man, dat kriegen bi uns doch blots de Schwien.«

Auf der Wiese gegenüber dem ehemaligen Fährhaus waren 2010 »Die Schwäne« der aus Ulsnis stammenden Künstlerin Anka Landtau aufgestellt (Foto rechts).

Vom Fährhaus geht ein Weg an der Schlei entlang bis zum Süderholz. Hier am Waldrand wurde 1902 ein neues Strandhotel erbaut.

Alte Aufnahme des Strandhotels in Ulsnis
Alte Aufnahme des Strandhotels in Ulsnis
Innenaufnahme des Strandhotels
Innenaufnahme des Strandhotels

Der erste Besitzer hieß Geffke. Es war ein wunderschönes Hotel in erstklassiger Lage mit Blick auf die Schlei. In den Wald hinein ragte ein großer Tanzsaal, der bei allen Feiern im Dorf genutzt wurde. Überhaupt waren damals viele Vereine unterwegs, die dann ihre Musik mitbrachten und danach tanzten.

1907 kaufte H. Lüdemann dieses Hotel und bewirtschaftete es mit seiner Familie viele Jahre. Nach dem Krieg hieß der Wirt Riesenberg. Später wurde das Hotel umgebaut und war viele Jahre ein Familienerholungsheim; jetzt ist es eine Pflege- und Betreuungseinrichtung.

Anzeige des Besitzers des Strandhotels von Ulsnis
Anzeige des Besitzers des Strandhotels von Ulsnis

Zu Pfingsten und bei anderen Gelegenheiten warteten Droschken und verschiedene Fuhrwerke am Anleger, um Gäste nach Ulsnis-Kirchenholz zu bringen. Auch Vereine, die sich im Gasthof in Kirchenholz angemeldet hatten, wurden auf diese Weise zum Bestimmungsort gebracht. Andere Gäste wiederum nutzten den wunderschönen Weg dorthin zu einem Spaziergang.

Bernhard Ohl kommt zurück

Auch an der christlichen Seefahrt hatte Ulsnis seinen Anteil. Am Waldrand wohnte Kapitän Bernhard Ohl. Er hatte zwei Schiffe im letzten Krieg verloren, das letzte wurde vor Oesel durch Bomben versenkt. Schwer verwundet kehrte Bernhard Ohl nach Hause zurück. Schon bald nach dem Krieg ließ Kapitän Ohl ein neues Schiff bauen. Es war ein Küstenmotorschiff von 450 Tonnen Tragfähigkeit mit einem 240 PS starken Motor.

Ulsnisser Einwohner waren mit einem Omnibus zur Taufe des neuen Schiffes im November 1950 nach Wewelsfleth gekommen, wo Frau Ohl das Schiff taufte. Der Taufspruch lautete: »Gehorchen sollen Dir Wellen und Wind, Du schönes Schiff, mein Patenkind. Helles Auge und sichere Hand sollen Dich führen von Land zu Land. Dich, mein Schiff, mein Angebind, das ich taufe auf den Namen ,Anne Ohl‘. Gleite nun in Dein Element mit Gottes Segen, dem Eigner und den Seinen zu Lebensinhalt und Freude.« Das Schiff trägt die Bezeichnung »Heimathafen Ulsnis«.

Ulsnisstrand Nr. 25
Ulsnisstrand Nr. 25

In Ulsnisland, jetzt Hausnummer 25, wohnte der Landschaftsgärtner Theo Ohl. Er schaffte schöne Grünanlagen und ließ durch den Verschönerungsverein im Dorf Bänke aufstellen mit der Widmung »Verschönerungsverein Ulsnis«. In seinem Garten war ein kleiner Teich inmitten schöner Blumen und Pflanzen.

Schullandheim entsteht

Wenn man von Ulsnisstrand nach Ulsnis hoch geht, hat man auf halbem Weg wieder eine schöne Aussicht über das Wiesengelände zur Schlei hin. Dort baute der Baumeister Ernst Petersen eine wunderschöne Villa, die 1928 von der Goetheschule in Flensburg erworben und in ein Schullandheim umgestaltet wurde. Die »Arbeitsgemeinschaft Deutsches Schleswig« übernahm 1982 das Anwesen. Nach einigen Renovierungsarbeiten wird seitdem die Einrichtung als Selbstversorgungsheim weitergeführt.

Alte Aufnahme des Schullandheims in Ulsnis
Alte Aufnahme des Schullandheims in Ulsnis

Neben dem Schullandheim ist in den Jahren 1980 bis 1984 das Neubaugebiet »Süderfeld« entstanden. Das Foto von Frank Walensky entstand am 18. Mai 2004.

Süderfeld in Ulsnis
Süderfeld in Ulsnis

An der Westseite des Baugebietes Süderfeld führt eine alte Straße durch das Süderholz bis an die Schlei: die Süderholzstraße (im obigen Bild unten zu erkennen). Sie endet auf dem Bauernhof von Thomas Tönnsen. Die Familie Tönnsen kam einst vom Dorf Ulsnis, von dort, wo viele Jahre die Bäckerei (Schleidörferstr. 14) von Johannes Schaaf war, und baute in Ulsnisland inmitten ihrer Felder ein langes Reetdachhaus mit Scheune und später zusätzlich ein Abnahmehaus. Bis in die Mitte der neunziger Jahre ging von diesem Hof aus ein wunderschöner Wanderweg an der Schlei entlang nach Hestoft.

Alte Luftaufnahme der Süderholzstraße 3 in Ulsnis
Alte Luftaufnahme der Süderholzstraße 3 in Ulsnis

Am hohen Ufer, wo jetzt das Haus der Familie Lindemann steht, stand bis 1957 ein sehr altes Strohdachhaus, welches zum Besitz der Familie Klinker, Ulsnis, gehörte. Dieses Haus, auch »Kiek ut« genannt, wurde viele Jahre als Arbeiterhaus genutzt.

Tagelöhnerhaus der Familie Klinker, 1957 abgerissen
Tagelöhnerhaus der Familie Klinker, 1957 abgerissen

Inmitten des Süderholzes liegt eine Wiese, auf der viele Jahre Schülergruppen gezeltet haben. Die Jungen aus Ulsnisland spielten immer mit ihnen Fußball.

Geht man die Süderholzstraße wieder hoch ins Dorf, kommt man am Hof von Jürgen Schmidt vorbei. Dies war die Hufe 7 der »Overbeker«, der neun Männer südlich der Schlusbek.

Bevor man auf die Hauptstraße kommt, liegt an der rechten Seite das alte Spritzenhaus der Ulsnisser Feuerwehr. Da die Wehr ein neues, modernes Haus erhalten hat, wurde dies kleine Häuschen seinerzeit an den Kaufmann Steffen (seit 2010 gehört es Familie Ingwersen) verkauft.

Altes Kaufhaus Steffen in der Schleidörferstraße 21
Altes Kaufhaus Steffen in der Schleidörferstraße 21

Gegenüber dem alten Spritzenhaus lag ehemals ein Teich, Schütthof genannt. Damit hatte es folgende Bewandtnis: Neben dem Teich war ein eingefriedigtes Stück Land, wo verloren gegangenes Vieh eingeschüttet (eingesperrt) und gegen eine Schüttgebühr wieder freigelassen wurde. Von diesem Stück Land hatte der Teich (Foto unten) seinen Namen. Er wurde Opfer der Flurbereinigung und Wegebegradigung.

Alte Postkarte: Die Schule in Ulsnis mit dem Schütthof
Alte Postkarte: Die Schule in Ulsnis mit dem Schütthof

Am Strandweg Richtung Schlei hinunter steht ein kleines, restauriertes Haus mit schönem Fachwerk: Der Vater vom Schmied Johannes Jansen hatte dort die »Garchelse Sensenschmiede«. Sie war wahrscheinlich nach einer Koppel desselben Namens benannt.

Später wurde die Schmiede in Richtung Gallberg an die Schleidörferstraße verlegt, wo Johannes Jansen ein Leben lang weiter geschmiedet hat. Er hat bis in seine alten Tage Hufeisen, Hufnägel, Maueranker und sogar Windräder hergestellt. Er machte Kunstschmiedearbeiten für die Kirche und auch für das Museum in Schleswig. Bei Festlichkeiten hatte er immer eine kleine Rede oder ein Gedicht bereit.

Ein Stückchen weiter führt eine kleine Allee zum »Putbrese Hof«, wo sich zeitweilig eine Kunstgalerie befand. Heute gibt es dort noch ein Glasbläseratelier, einen Heuboden für Feiern und Ausstellungen und Ferienzimmer.

Schulbetrieb eingestellt

Im Zentrum von Ulsnis steht seit 1848 die Ulsnisser Schule (Küsterschule). Im Zuge der Errichtung von Dorfgemeinschaftsschulen 1971 wurde der Schulbetrieb eingestellt und ein Kindergarten für die Kinder aus Ulsnis und den umliegenden Gemeinden eingerichtet. Viele Jahre war dort auch die Poststelle untergebracht. Auf dem Dachboden befindet sich heute das Archiv der Gemeinde Ulsnis.

Dorfzentrum von Ulsnis, circa 1950
Dorfzentrum von Ulsnis, circa 1950

Gegenüber der Schule, wo sich heute der Mühlenbetrieb befindet, lag der Bauernhof des Gemeindevorstehers Marxsen, die Hufe 4 der Overbeker. Der Bauer Marxsen bewohnte ein langes Reetdachhaus mit angebauter Drempelscheune. Auf dem Hofplatz nach Süden im Abnahmehaus wohnten die Alten. Jeden Sonnabend wurde der Hofplatz mit einem Pferd und einer Egge geharkt.

Alter Marxsenhof
Alter Marxsenhof

Neben der Scheune wurde in den zwanziger Jahren mit einer riesigen Dampflokomobile und einem großem Dreschkasten das Korn gedroschen. Es war eine Kolonne, die über die Dörfer zog und bei vielen Bauern diese Arbeit verrichtete und mit einer Maschine die Kartoffeln für die Schweine dämpfte. Die mitreisenden Leute schliefen nachts im Stroh in der Scheune und bekamen bei den Bauern volle Kost. Der Hof Marxsen und das Abnahmehaus wurden abgerissen; auf dem Gelände steht heute ein Silo und Lagerschuppen. Südlich davon befindet sich der Bauernhof der Familie Köpke-Andresen, die ehemalige Hufe 6 der Overbeker.

Haus der Familie Schön
Haus der Familie Schön

Im Vordergrund das Haus der Familie Sohn (vormals Witwenhaus der Schule); heute Standort des Feuerwehrgerätehauses

Blick über den Strandweg und die Schleidörferstraße, circa 1950
Blick über den Strandweg und die Schleidörferstraße, circa 1950

Dorfmuseum entsteht

Über zwei Generationen stellte die Familie Andresen den Baumeister und zugleich den Bürgermeister. Ein Sohn des letzten Bürgermeisters Andresen mit Namen Christian ist heute noch Baumeister und Architekt. Der ehemalige Schweinestall der Hofstelle wurde umgebaut und beherbergt seit 2001 das Dorfmuseum. Mittlerweile ist auch das Dachgeschoss ausgebaut, so dass eine zweite Ausstellungsfläche vorhanden ist.

Bewegen wir uns jetzt auf der Kreisstraße Richtung Norden, kommen wir wieder an den Bach Schlusbek beziehungsweise an die Rinne, wo früher der Bach war. Hier an der Straße, direkt am Bach, wurde 1890 eine Meierei als Genossenschaftsbetrieb erbaut, an den Milch aus Ulsnis, Kius, Hestoft, Goltoft und teilweise aus Wackerade geliefert wurde.

Die alte Meierei in Ulsnis
Die alte Meierei in Ulsnis
Pferdewagen der alten Meierei Ulsnis
Pferdewagen der alten Meierei Ulsnis

Zwischen der Schule und der Meierei wurde 1976 das neue Feuerwehrhaus erbaut. Weiter oben am Meiereiberg (früher nannte man den Berg Mekulum) befand sich früher der Kaufmannsladen von Heinrich Kratzenberg, zunächst in den Kellerräumen des Hauses Nummer 24. Später baute sein Sohn Horst nebenan ein großes neues Ladengebäude. Nach seinem Tod wurden die Gebäude einschließlich der Abnahme (Haus Nummer 22) verkauft. Seit 2010 befindet sich in den Häusern ein Heim für nicht beschulbare Kinder. Das im gleichen Jahr leer stehende Ladengebäude war viele Jahre als Imbiss verpachtet und ein viel besuchter Feierabendtreff der Dorfbewohner.

Daneben war die Raiffeisenbank untergebracht. Auf der anderen Straßenseite, im Haus des ehemaligen Lehrers Hermann Tüxen, wo im Jahre 2010 Familie Schellhorn wohnt, war die »Wiege« der Spar- und Darlehnskasse. Hinter der Raiffeisenbank lag früher ein schönes Fachwerkhaus, ein Abnahmehaus vom Hof Wienke, der ehemaligen Hufe 3 der Dreimänner, der heutigen Hofstelle von Peter Landtau.

Altes Abnahmehaus der Familie Landtau, 1936 abgebrochen
Altes Abnahmehaus der Familie Landtau, 1936 abgebrochen

1936 wurde das Abnahmehaus abgerissen und dort für die Arbeiter ein weiß gekalktes Haus erbaut. Aus Teilen des Fachwerks wurde eine Scheune am Hof Landtau errichtet. Als diese in den achtziger Jahren abgebrochen wurde, wurde aus den Resten die Garage am Haus Schleidörferstraße 29 aufgestellt.

Dreimännerteich

Inmitten dieser Häuser liegt der 800 qm große Dreimännerteich, ein Feuerlöschteich  voller Goldfische. Gerd Tönnsen hat hier eine Sitzbank aufgestellt, die zum Verweilen einlädt. Die vielen Enten und das Entenhaus erfreuen jeden Besucher. Ein Schilfgürtel umgibt den Teich. Am Teich fand jährlich am 1. Sonntag im August ein Flohmarkt statt. Seit einigen Jahren findet er auf dem Kirchplatz statt.

Gegenüber liegt der alte Mangelsen-Hof, im Jahre 2010 Wohnhaus von Frau Möller. Es war ein Hof der Dreimänner, die nördlich der Schlusbek ihre Hofstätten hatten. Es ist ein typisches Angeliter Bauernhaus mit Reetdach, Fachwerk und niedrigen Decken. Auch die alte Einteilung in Wohn- und Wirtschaftsteil ist heute noch erhalten.

Neben dem Hof von Frau Möller befand sich die Bezirksstelle Ulsnis der Schleswag, ein landesweites Energieversorgungsunternehmen aus Rendsburg. Sie hat hier 1928 eine Schaltanlage für Hochspannung gebaut. 2003 verschmolz die Schleswag mit anderen Energieunternehmen zur E.ON Hanse.

Auf der Wiese, die an die Kirchenallee grenzt, stehen, schon von weitem sichtbar, die »Drei Sirenen« der Künstlerin Anka Landtau. Sie halten Orgelpfeifen hoch in den Wind und weisen an dieser Stelle auf die Nähe der Kirchenorgel hin. Um die Zeit, als diese Skulptur aufgestellt wurde, bereiteten Kirchenvorstand und Orgelbauverein die Restaurierung der Orgel vor.

»Drei Sirenen« von Anka Landtau
»Drei Sirenen« von Anka Landtau

Richtung Ulsnis-Kirchenholz ging früher, als die heutige Kreisstraße noch nicht gebaut war, ein kleiner gewundener Weg vom Hof Holländer, der Hufe Eins der Dreimänner (im Jahr 2010 Peter Lorenzen) nach Kirchenholz.

Hofstelle Lorenzen, circa um 1950
Hofstelle Lorenzen, circa um 1950

Ebenso verschlungen war der Weg von Kirchenholz nach Ulsnis. 1898 wurde ein begradigter Weg zwischen den Ortsteilen gebaut und im Zuge der Straßenbaumaßnahme 1985 noch weiter ausgebaut. Vor der Gastwirtschaft Ulsnis-Kirchenholz stand bis um 1900 ein kleines Reetdachhaus mit Hängehölzern ohne Schornstein.

Einige Schritte weiter steht man vor der Gastwirtschaft. Sie ist nach der Jahreszahl am Nordende des Hauses 1852 erbaut. Hans Jürgen Johannsen erhielt die Konzession für die Gastwirtschaft (Krügerei) am 30. Juli 1840. Darüber hinaus erhielt er am 20. April 1847 auch die Genehmigung, auf Lebzeit eine Grützgroßmühle anzulegen. Hier tagte die Gemeindevertretung damals, hier tagt die Gemeinevertretung heute, hier waren die Meiereiversammlungen, die Versammlung der Spar- und Darlehnskasse, des Gesangvereins und der Feuerwehr. Hier turnte der Turn- und Sportverein. Das DRK, die politischen Parteien und noch viele Organisationen und Verbände hatten hier ihr Stammlokal.

Gaststätte Ulsnis-Kirchenholz
Gaststätte Ulsnis-Kirchenholz

Kegelclub schon im vorigen Jahrhundert

Morgens kamen die Bauern zum Frühschoppen. Sie fachsimpelten über die Landwirtschaft und schimpften über das schlechte Wetter, die schlechten Preise für die Erzeugnisse der Landwirtschaft und über die hohen Steuern.

In einem Anbau nach Osten war eine Kegelbahn. Der Kegelclub bestand schon im vorigen Jahrhundert. Es waren Bauern und Handwerker, die sich hier nach Feierabend vergnügten. Die »Jungs« haben dann die Kegel aufgesetzt und manches Trinkgeld eingesteckt. Man war immer großzügig – auch wenn man einen Pudel geworfen hatte.

Nach hinten angebaut war ein großer Saal, wo die Veranstaltungen stattfanden und auch viele Hochzeiten gefeiert wurden. Bevor es elektrisches Licht gab, hatte man in den meisten Räumen Gaslicht. Die Rohre mit dem Gas kamen von einem angebauten Karbidhaus.

Gegenüber der Gastwirtschaft war eine riesige Scheune mit zwei Giebeln und einer Durchfahrt, wo früher die Pferdewagen standen. Hinter der Scheune war ein großer Ausspannplatz, auf dem bei großen Veranstaltungen die Pferdewagen ausspannten. Pfingsten war dieser Platz überfüllt, denn der große Treffpunkt für alle Südangler war Ulsnis-Kirchenholz.

Eine andere Ansicht der Gaststätte Ulsnis-Kirchenholz
Eine andere Ansicht der Gaststätte Ulsnis-Kirchenholz

Die Gastwirtschaft ist bis heute für besondere Veranstaltungen in Betrieb. Regelmäßig tagt hier der Gemeinderat, finden Einwohnerversammlungen statt. Der Männergesangverein »Hoffnung« Steinfeld-Ulsnis probt hier wöchentlich, die Feuerwehren und der Sparclub von Ulsnis halten ihre Versammlungen ab und feiern ihre Feste mit Tanz im Saal. Die Gastwirtschaft war bis 2019 in Besitz von Maria Schmidt, geborene Ketelsen (9. März 1933 bis 20. Oktober 2019) und wurde nach ihrem Tod von ihrem Sohn Kai übernommen. Heute finden dort noch viele private Festlichkeiten wie Hochzeiten, Jubiläen, Geburtstagsfeiern oder sonstige Veranstaltungen statt.

Im Nordwesten an der Straßenseite befand sich ein Laden für Kolonial- und Kurzwaren, so die damalige Bezeichnung. Draußen an der Wand hing ein Briefkasten mit Posthorn, sichtbar auf den Bildern von 1910. Ebenfalls war ein Schild »Posthilfsstelle« angebracht.

Neben der Gastwirtschaft lag die Michelsche Kate, in der die Familie Kohrs (im Jahr 2010  Ulsnis-Kirchenholz Nr. 21) wohnte. Hier war eine Bäckerei im Hinterhaus und vorne im Flur wurde ladenmäßig verkauft. Die Brote, Brötchen und Kuchen lagen in Blechen in den Regalen, die Zwiebacke in Blechdosen.

Das nächste Haus war die Schmiede von Koll mit Wohnhaus, Stallungen und Abnahmehaus. Friedrich Koll war Obermeister der Schmiedeinnung und Mitglied im Kreistag. Er hat er sich für das Handwerk sehr verdient gemacht, hielt Vorträge, führte die Innungskrankenkasse und fuhr oft mit seiner Tochter Anna, die ihm viele schriftliche Arbeiten abnahm, zu Tagungen nach Frankfurt. Koll war ein Mann, der auch im Dorf Handwerksgeschichte schrieb.

Die nächsten zwei Häuser gehörten immer zu Kius, obgleich sie in der Häusergruppe Kirchenholz liegen. In einem Haus wohnte der Schuhmacher Thomas Oehlert, der gleichzeitig eine kleine Landwirtschaft betrieb.

1881 kaufte sich der Kirchendiener Gotthilf Heinrich Wehner, der zugleich Weber war, das gegenüberliegende Haus mit Grundstück. Wehner war, wie man im Dorf sagte, »ein Original«. Er war über 25 Jahre Totengräber und hat in der Zeit ca. 600 Gräber gegraben. Sein Reetdachhaus vergrößerte er durch einen Spitzbogen-Fenster-Anbau, für den er heute keine Bauerlaubnis bekommen hätte. Wehner starb am 25. April 1911. Im Haus wohnte später Schuhmacher Müller, dann dessen Sohn Peter. In den siebziger Jahren wurde das Haus abgebrochen.

Von der Gastwirtschaft in Richtung Hesselmühle kommt man noch zu einem besonderen Haus: ein Ziegeldachhaus mit vier Schornsteinen. Es war das Armenhaus und sieht heute so aus:

Ehemaliges Armenhaus der Gemeinde, heute Gästehaus Krog
Ehemaliges Armenhaus der Gemeinde, heute Gästehaus Krog

Ein Ortsteil von Ulsnis heißt heute noch Gallberg. Ob diese Bezeichnung etwas mit einem Galgen zu tun hat, wie in Schleswig, ist nicht erwiesen. Von dort in Richtung Hestoft geht es bergauf zu einem der höchsten Punkte von Ulsnis, der nach alten Urkunden Grimming heißt, aber später im 20. Jahrhundert in Ulsnishöh umgetauft wurde. Von hier aus hat man einen wunderbaren Blick über das Land an der Schlei, die Schlei selbst und weit hinein nach Schwansen bis nach Rieseby. In nordöstlicher Richtung sieht man die Schleibrücke bei Lindaunis und nach Süden die Insel Kieholm, auch Liebesinsel genannt.

Der Fährmann von Ulsnisstrand

Von Henni Mattsen, Steinfeld, geschrieben anno 1907

Fährmann Peter Harmsen

»Hal över«, man ruft es über die Schlei
mit vorgehaltener Hand
und ohne Säumen eilt er herbei,
der Fährmann von Ulsnisstrand.

Vom Pfahle löst er das dicke Tau,
leis schaukelt sein Boot auf der Flut.
Dann nimmt er die Ruder, fast weiß er genau,
wieviel Schläge hinüber er tut.

So ging es jahraus, so ging es jahrein.
»Hal över« bei Tag und Nacht
und alt und jung und groß und klein
ward herüber und hinüber gebracht.

Gar viel war dem Fährmann anvertraut,
viel Leben und auch viel Gut.
Es war ihm die Schlei ja so wohlvertraut,
dem ehrlichen Fährmannsblut.

Und sicher brachte er alle zur Stell,
auch in sturmestobender Nacht.
Der brave, wetterharte Gesell
hat niemand ins Unglück gebracht.

Doch die Jugend schwand und das Alter kam,
steif ward sein wuchtiger Gang.
Nur sein Arm, der starke, war noch nicht lahm
und der Sinn war dem Alten nicht bang.

Bis fünfzig Jahre durchqueret er die Schlei,
manch Jahr wohl fünfhundertmal.
Ein Fünfundachtziger, wacker und treu,
als wäre er von Eisen und Stahl.

Nun gebot ihm Feierabend sein Gott
Und es spendet des Königs Hand
Das Ehrenzeichen »Verdienst um den Staat«
Dem alten Fährmann von Ulsnisstrand.

Ulsnisser Dorfansichten

Peter Marxsen und Werner Gabriel aus der Chronik 2010, bearbeitet von der Redaktion 2020

Schleidörferstraße 3

Das Wohnhaus ist massiv, teils mit Reet, teils mit Eternit gedeckt, es wurde 1881 von Jürgen Ohl erbaut. Die Katenstelle hatte schon dessen Vater Johannes Friedrich Ohl 1842 von Claus Peter Jessen erworben, für welchen er bis zu seinem Lebensende auch die Abnahme zu entrichten hatte. Kaufverträge sind urkundlich erhalten, eingesehen und entnommen aus hinterlegten Dokumenten im Archiv des Kirchspiels. Erwähnenswert ist noch, wie schon im 18. und 19. Jahrhundert Kauf- und Erbfolgeverträge sorgfältig und mit Bedacht für die Beteiligten aufgesetzt und durch die damalige Obrigkeit der Schlies- und Füsingharde in der Hardesvogtei bestätigt und mit Siegel versehen wurden.


Schleidörferstraße 4, ehemalige Hufe 12

Ehemalige Hufe 12, heute Schleidörferstraße 4
Ehemalige Hufe 12, heute Schleidörferstraße 4

Schleidörferstraße 6, ehemalige Hufe 11

Der Hof ist nachweislich seit neun Generationen im Besitz der Familie Hansen und zwar seit ungefähr 1710.

Ehemalige Hufe 11, im Jahr 2010 die Hofstelle Dirk Hansen
Ehemalige Hufe 11, im Jahr 2010 die Hofstelle Dirk Hansen

Schleidörferstraße 8, ehemals Hufe 10


Schleidörferstraße 10, ehemalige Hufe 9 

Ehemalige Hufe 9, heute die Schleidörferstraße 10
Ehemalige Hufe 9, heute die Schleidörferstraße 10

Schleidörferstraße 12 

Das 700 Quadraatmeter große Grundstück war ein Teil der damaligen Hufe 8.


Schleidörferstraße 14

Hinter dem jetzigen Wohnhaus lag die ehemalige Hufe 8.


Schleidörferstraße 16, Kindergarten Ulsnis

Das alte Ulsnisser Schulhaus mit Reetdach wurde im Jahre 1849 neu überbaut und vergrößert, so dass auch die Kinder von Kius und Hestoft dort eingeschult werden konnten. Die Schule war zunächst eine Küsterschule und wurde dann in eine Volksschule umgewandelt.

Alte Postkarte des Dorfzentrums Ulsnis
Alte Postkarte des Dorfzentrums Ulsnis

Am 26. Februar 1971 wurde die Ulsnisser Schule im Zuge einer Gebietsreform geschlossen. 1972 beschloss die Gemeindevertretung, das Schulgebäude und die dazu gehörigen Ländereien zu übernehmen und für einen Kindergarten zu nutzen. Das Schulhaus wurde zu diesem Zweck vollkommen umgebaut. Der Spielplatz wurde ebenfalls umgestaltet und bekam neue Spielgeräte. Ein Teil des Gebäudes wurde 1985 als Poststelle hergerichtet.


Schleidörferstraße 20, ehemalige Meierei


Schleidörferstraße 21, ehemaliges Kaufhaus »SPAR«

Das Haus war früher Abnahmehaus von Hufe 6.


Schleidörferstraße 23, ehem. Hufe 6

Ehemalige Hufe 6, heute die Schleidörferstraße 23
Ehemalige Hufe 6, heute die Schleidörferstraße 23

Schleidörferstraße 26, ehemalige Spar- und Darlehnskasse, Volks- und Raiffeisenbank


Schleidörferstraße 29 – ein Kulturdenkmal

Das reetgedeckte Katenhaus wurde 1819 von Jürgen Holländer als Abnahmehaus zum sogenannten Holländer-Hof gebaut, dem heutigen Lorenzen-Hof, Nordschau 1. Der alte Dorfstraßenverlauf von der Kirche zum Dreimännerteich, östlich am Haus vorbei, erklärt, warum das Lohtor sich heute an der straßenabgewandten Seite befindet. 1894 ging die Abnahme mit dem Verkauf des Holländerhofes an die Familie Peter H. Lorenzen über, die das Haus bis 1965 als Werkwohnung für Beschäftigte auf dem Hof nutzte. Es wurde zweigeteilt, der Lohteil zur Wohnung ausgebaut. Nach 1965 wurden die Wohnungen vermietet. Bereits im Ersten Weltkrieg wurden hier Kriegsgefangene untergebracht. Während des Zweiten Weltkrieges war das Gebäude Unterkunft für Zwangsarbeiter, das sogenannte »Kommando Lorenzen«, benannt nach dem Hauseigentümer. Eine Gedenktafel weist seit dem Jahr 2000 auf diesen Zeitabschnitt hin. 1985 kauften Johanna Heyland und Richard M. Krohn mit ihrer Tochter Katharina das leer stehende Haus. In den folgenden Jahren wurde es kontinuierlich auf den Zustand von vor 1894 zurückgebaut: stilgerechte Fenster eingesetzt, alte Eingänge und der Lohteil wieder hergestellt. Es zählt in der Gemeinde zu den wenigen Häusern um 1800 und ist als Kulturdenkmal registriert. Im östlichen Teil des Grundstücks schließen sich eine Obstbaumwiese und ein Garten an; der nördliche Teil des Grundstücks verwaldet. Hier hat die ehemalige Ulmenallee zur Kirche reichlich Saat im Boden hinterlassen.


Schleidörferstraße 30, ehemalige Hufe 2

Ein typisches, lang ausgestrecktes Bauernhaus mit Reetdach und teilweise noch im Fachwerkbau, nach Westen ist eine Scheune angebaut. 1776 gehörte diese Hufe laut Erdbuch Ulsnis Johannes Christian Nissen. Er war einer der Dreimänner, die nördlich der Schlusbek siedelten.


Schleidörferstraße 31

Das Einfamilienhaus mit Grundstück wurde 1900 vom damaligen Lehrer Hermann Tüxen gebaut.

Schleidörferstraße 31
Schleidörferstraße 31

Schleidörferstraße 34, ehemalige Schaltstation der Schleswag

Zur Station, 1928 gebaut, gehörten ein Transformatorenhaus und ein Wohnhaus für den Leiter. Eine Modernisierung erfolgte 1979.


Zum Pastorat 1

Das Reetdachhaus mit Fachwerk wurde 1853 gebaut, der Bauherr ist unbekannt.


Zum Pastorat 2, Pastorat der Kirchengemeinde Ulsnis

Das lang gestreckte Reetdachhaus, erbaut 1768, wurde 2008 bis 2009 grundlegend saniert. Das Reetdach wurde neu gedeckt, die Westwand stabilisiert, die Fußböden wurden neu gelegt und gedämmt und die obere Etage zum Teil ausgebaut. Der jetzige Pastor Burkhard Mentz ist am 18. März 1964 in Hamburg geboren. Er studierte in Kiel und München, war Vikar in Uetersen, Pastor seit 1994 in Boren und seit April 2006 auch in Ulsnis. Seit Juni 2009 wohnt er in Ulsnis.

Das Foto zeigt das Pastorat von Ulsnis
Das Foto zeigt das Pastorat von Ulsnis

Nordschau 1, ehemalige Hufe 1

Der nachweislich erste Besitzer der Hufe war 1759 Jürgen Holländer. Die Hufe blieb über fünf Generationen in direkter Erbfolge vom Vater auf den Sohn in dieser Familie.

Alte Postkarte, ehemals die Hufe 1, die Hofstelle Lorenzen
Alte Postkarte, ehemals die Hufe 1, die Hofstelle Lorenzen

Das zweigeschossige Wohnhaus wurde 1862 gebaut. Nachdem 1912 eine Scheune durch Blitzschlag niederbrannte, wurde 1913 eine Kornscheune gebaut. 1923 wurde nach Abriss des alten Stallgebäudes ein Kuh- und Pferdestall errichtet. 1931 wurde eine Wagenremise gebaut, 1993 eine Maschinenhalle errichtet und 1995 die Scheune zum Schweinestall umgebaut.


Nordschau 3, ehemalige Hufe 3

Ehemalige Hufe 3, Hofstelle Landtau
Ehemalige Hufe 3, Hofstelle Landtau

Ulsnisfeld 3

1887 wurde die Anlage einer neuen Hofstelle in die Grundmutterrolle beim Königlichen Katasteramt Kappeln auf Artikel Nummer 9 im Grundbuch Band I Blatt 9 eingetragen.

Hofstelle Ulsnisfeld 3
Hofstelle Ulsnisfeld 3

In diesem Jahr wurde auch die Waschküche mit Backofen und Holzstall erstellt; daran schloss sich 1900 der neue Pferdestall an. Zu den Ländereien bleibt zu erwähnen, dass drei Hektar ausgetauscht und weitere elf Hektar zugekauft wurden. 1892 konnten noch einmal 5,8 Hektar Land in der Gemarkung Taarstedt zugekauft werden. Im Rahmen der Flurbereinigung wurden in Ulsnisfeld nur Grenzbegradigungen vorgenommen und durch diese Maßnahme mehrere Knicks entfernt. Die neuen Grenzen, durch Neuanpflanzungen begrünt, sind leider schlecht angewachsen und bieten daher wenig Windschutz, es wurden zu wenig heimische Gehölze angepflanzt.

Die Landwirtschaft wurde im Jahr 1986 aufgegeben, 25  Hektar Land wurden verkauft, die Restflächen sind verpachtet. Im Altenteil sind zwei gemütliche Wohnungen eingerichtet, die an Feriengäste vermietet werden.


Raiffeisenstraße 2

An dieser Stelle stand das alte Abnahmehaus der Hofstelle Landtau. Es war ein langes Reetdachhaus mit einem wunderschönen Fachwerk und einem Rundbogengiebel über der Haustür.


Süderholzstraße 1, ehemalige Hufe 7

1856 brannte das Wohnhaus ab, wurde aber im selben Jahr wieder aufgebaut.

Ehemalige Hufe 7, Hofstelle Jürgen Schmidt
Ehemalige Hufe 7, Hofstelle Jürgen Schmidt

Das jetzige Wohnhaus ist massiv und halb unterkellert. Der Baugrund ist aus behauenen Granitsteinen. Zum oberen Wohnbereich führt eine Freitreppe; diese Bauart ist bei Familien-Mitgliedern »Holländer« nachzuweisen. Die erste Bedachung bestand aus Ziegeln, welche 1956 durch Eternit ersetzt wurden. Das Wohngebäude hat 13 Fach und enthält zwei Wohnungen (inklusive Abnahme). Rechts vom Wohnhaus ist ein kombiniertes Stallgebäude für Kühe und seinerzeit Pferde und Schweine gewesen. In der Inflationszeit wurde es in drei Bauabschnitten mit Auffahrt zum Boden errichtet. Die Eisenträger zum Bau der Scheune sind handgenietet. 1984 brannte die Kuhscheune nieder und ist als Laufstall südlich vom Knopperweg neu erbaut.


Süderholzstraße 2

Die ehemalige Landarbeiterwohnung zum Besitz Klinker, Ulsnis, Hufe 12, wurde genutzt bis zur Auflösung der Hufe, in der Folge vermietet. Der Name des Hauses ist »Pass up«. Damit hat es folgende Bewandtnis: In früherer Zeit – vermutlich vor dem Ersten Weltkrieg – fuhren noch Segeltransportschiffe auf der Schlei. Statt des üblichen Materials für die »Rückfracht« in Form von Sand oder Steinen sollen einige heimlich Holz aus dem Süderholz geladen haben. Die Waldeigentümer hätten deshalb auf dem »Lindemann-Grundstück« und dem Grundstück Süderholz zwei Tagelöhner beschäftigt, die die Situation im Auge behalten sollten. Deswegen habe das »Lindemann-Grundstück« »Kiek ut« geheißen, das Grundstück Süderholz 2 »Pass up«.


Süderholzstr. 3

Im Jahre 1878, als der Tönnsen-Hof in Ulsnis parzellenweise verkauft wurde, erwarb Johannes Tönnsen 18 ha. Es waren Ländereien, die zumeist an der Schlei lagen. Daraufhin baute er mitten in seinem Land am Ende der Süderholzstraße ein langes Reetdachhaus mit Scheune und später ein Abnahmehaus. Ein Teil des Baumaterials stammte vom Abbruch der alten Gebäude in Ulsnis. 2002 wurde ein Ferienhaus gebaut, das Altenteil-Haus wurde 2009 umgebaut, beide Häuser werden an Feriengäste vermietet.


Strandweg 3

Das alte Fachwerkhaus mit einer Bedachung Berliner Welle hat eine besondere Vergangenheit. Die folgenden Daten sind aus Überlieferungen vom Dorfschmied Johannes Jansen. Hier im Hause war früher die Dorfschmiede von Ulsnis. Der damalige Werbespruch »Sensen aus der Gargelsen Schmiede schneiden wie der Blitz«. Gargels hieß auch die Koppel nebenan, daher kommt wohl der Name.

Das Haus wurde später an den Hof Tollgaard verkauft und als Arbeiterwohnung genutzt. Unter anderem wurde es als Kriegsgefangenenunterkunft im Weltkrieg 1914 bis 1918 genutzt, deren Insassen beim Bauern arbeiteten. 1973 erwarb es ein neuer Besitzer, der vieles erneuerte und restaurierte, so dass es jetzt ein erfreulicher Anblick ist. Viele alte Kaufverträge sind im Kirchspielarchiv (Schmiedeverlegung) nachzulesen.

Familie Max Jürgensen, Landarbeiter am Hof Tollgaard, vor der ehemaligen Schmiede, Strandweg Nummer 3
Familie Max Jürgensen, Landarbeiter am Hof Tollgaard, vor der ehemaligen Schmiede, Strandweg Nummer 3

Strandweg 4, ehemalige Hufe 5

Die Gebäude waren alle mit Reet gedeckt. 1967 wurde am Wohnhaus eine Abnahme angebaut.


Strandweg 5

Das Haus ist vom Typ einer in Angeln Anfang des 20. Jahrhunderts vielfach errichteten Kleinvilla mit drei Zimmern im Erdgeschoss, taufständig und um 1920 ergänzt um einen Garagenanbau. Die äußere Form des nordisch-schlichten Hauses blieb weitgehend erhalten, während der Garten mehrfach Umgestaltungen erfuhr. Das Haus mit einem großzügigen Blick auf die besondere Ulsnisser Landschaft wechselte mehrfach die Besitzer.


Strandweg 9

Das Haus Strandweg Nr. 9 stand ursprünglich in Ulsnis-Land, dort, wo sich heute die «Villa Marga« befindet (Ulsnis-Strand Nummer 51). Es war das Wohnhaus des Fährmanns Peter Harmsen. 1905 erwarb Ernst Lorenzen das Haus, ließ es abtragen und am Strandweg wieder aufbauen. 1930 kaufte Heinrich Petersen (1860 bis 1941) das Anwesen. Es ging in den Besitz ihrer Tochter über, die es mit ihrem Mann fortan bewohnte. 2008 wurde das Haus verkauft. Es dient heute als Ferienhaus.


Strandweg 13

Das Haus wurde 1928 von einem Pantoffelmacher aus Knappersfeld erbaut. Das Grundstück ist heute 1154 Quadratmeter groß und wurde von einem Landwirt erworben. Entsprechend den Originalbelegen des Baugeschäfts vom 14. April 1928 beziehungsweise 10. November 1928 kostete das Haus seinerzeit

  • das Gebäude                       7162 Reichsmark
  • das Grundstück                 1000 Reichsmark
  • Steuern und Gebühren     378 Reichsmark
  • Gesamt                               8540 Reichsmark

Zum Vergleich:

  • Ein Sack Zement frei Grundstück   3,40 Reichsmark
  • Ein Dachziegel frei Grundstück      0,17  Reichsmark
  • Ein Abortsitz                                       4,00 Reichsmark
  • Ein Quadratmeter Erde ausheben  1,15  Reichsmark

In einem Nebengebäude entstand 1971 eine private Wasserversorgungsstelle (Freiwillige Wasserversorgungsgemeinschaft Ulsnis-Süd). Mit zunächst sieben Mitgliedern ist die Anlage zum größten Teil in Eigenleistung erstellt worden. Das Wasser wird aus einem Brunnen mit 28 Meter Tiefe entnommen. Die Zahl der Mitglieder ist bis heute auf 41 Haushalte angestiegen.


Strandweg Nummer 17

Siehe Bericht: Schullandheim


Ortsteil Süderfeld [Text: Sigurd Hoffmann aus der Chronik 2010, bearbeitet von der Redaktion 2020]

Die Siedlung wurde als Zweit-Wohnungsgebiet erschlossen und hat eine eigene Wasserversorgung mit Pumpstation. Im Jahr 1975 wurden 4,5 Hektar Ackerfläche im Ortsteil Süderfeld von einem Landwirt an die Firma Freizeitbauten Rohlmann KG in Kronsgaard verkauft. Es war beabsichtigt, in einem noch nicht erschlossenem Gelände in der Gemarkung Ulsnis, Flur 4, Flurstück 51/5 Ferienhäuser zu errichten. Mehrere Baufirmen übernahmen dann die kontinuierliche Erschließung des Geländes sowie die Bebauung der einzelnen Grundstücke. Bei der Erschließung gab es Differenzen mit der Gemeinde, da diese sich nicht an die gesetzlich vorgeschriebenen Beteiligungskosten hielt. Die Bebauung erfolgte schrittweise, die Ulsnisstrand Nummern wurden mit den Bauplänen vergeben. Noch in den 90er Jahren wurden zwei Häuser errichtet. In den Jahren 1979/1980 wurden Anträge auf eine eigene Brunnenanlage gestellt und auch erteilt; damit hatte der Ortsteil Süderfeld eine unabhängige Wasserversorgung. In der Planung war eine Tennisanlage enthalten, sie wurde aber von den Anliegern abgelehnt. Garagen waren nicht vorgesehen, dafür wurden Gemeinschaftsparkplätze angelegt. Die einzelnen Parkhäfen sind im privaten Besitz der Grundstücksbesitzer. Ansonsten sind die restlichen Parkplätze, Wege und Grünflächen unter der Obhut der Gemeinde. Ulsnis bekam mit dem Ortsteil Süderfeld die erste Gemeinschaftskläranlage. Teile der Grünflächen sollten im Laufe der Jahre von Seiten der Gemeinde bebaut werden, hiervon wurde nach Protesten der Anrainer Abstand genommen. Im Mai 2000 wurden im gesamten Ortsteil Süderfeld Gasleitungen verlegt; einige Anwohner stellten daraufhin um und ließen ihre Häuser anschließen.

Im selben Jahr erfolgte auf Wunsch von Bewohnern der Beschluss der Gemeindevertretung, den rechtlichen Status der Wege zu verändern. Damit war die Möglichkeit gegeben, Carports zu bauen. Zur besseren Orientierung – auch hinsichtlich von Notarzteinsätzen – bekamen die Wege im Jahre 2002 Straßennamen: traditionelle Namen von Fischen, die in der Schlei heimisch waren, oder noch sind. Die Grundstücke wurden neu durchnummeriert.

Im Jahr 2009 wurde eine dringend notwendige Beleuchtung von Wegen und Einfahrten in diesem Ortsteil verlegt und errichtet.


Ulsnisstrand [Text: Hans Wilhelm Jürgensen aus der Chronik 2010, bearbeitet von der Redaktion 2020]

Ulsnisstrand 1

Ein Gärtner baute um 1890 den nördlichen, niedrigeren Teil des Wohnhauses mit anschließendem Stall. Es wurde Land- und Viehwirtschaft und auf dem Gelände am Haus eine Gärtnerei betrieben. 1908 übernahm der Neffe das ganze Anwesen. Er fiel im ersten Weltkrieg; seine Witwe, beide Söhne und ein Hausmädchen wurden am 3. April 1922 ermordet. Nach diesem furchtbaren Ereignis erhielt ein Bruder den landwirtschaftlichen Betrieb, einen Teil der Ländereien und das Abnahmehaus; die Gärtnerei bestand nicht mehr.

Ehemalige Hofstelle Schmidt, Ulsnisstrand 1, abgebrochen
Ehemalige Hofstelle Schmidt, Ulsnisstrand 1, abgebrochen

Seit Jahren wird der Hof nicht mehr bewirtschaftet; das Land ist teils verpachtet, teils verkauft.


Ulsnisstrand 2

Als dieses Reetdachhaus vor ca. 250 Jahren entstand, hatte es Fachwerk und war fünf bis sechs Fach groß. 1889 kaufte ein Musiker das Haus von einem Böttcher, verlängerte später den Bau um zwei Fach Richtung Osten, daran kam ein kleiner Anbau. Das Geld für den Kauf bekam er durch eine Bürgschaft, die nur per Handschlag besiegelt wurde.

Hermann und Martha Thomsen (rechts mit Tochter Annemarie)
Hermann und Martha Thomsen (rechts mit Tochter Annemarie)

Als Mitglied der »Bruhnschen Kapelle« in Schmedeland ging der Besitzer stets zu Fuß zum Musizieren, zum Beispiel nach Husbyries oder Steinbergkirche. Eine kleine Landwirtschaft wurde nebenbei betrieben, das Vieh versorgte eine Frau. Das Fachwerk war inzwischen durch massive Mauern ersetzt, die Landwirtschaft wurde aufgegeben. Die an der Ostgrenze des Grundstücks befindliche alte Malerwerkstatt wurde im Jahr 2004 abgerissen und durch eine Fachwerk-Remise ersetzt. Auf dem Grundstück befindet sich seit 1977 die Pumpenstation der Wassergemeinschaft Ulsnisland.


Ulsnisstrand 10

Vor 1900 entstand die nördliche Hälfte des Hauses, die östliche wurde 1914 hinzu gebaut. Der Massivbau ist verputzt und weiß gestrichen, das Dach trägt eine Auflage aus Naturschiefer.

Haus der Familie Ehlers, im Hintergrund die Landzunge Dreispitz, abgerissen
Im Hintergrund die Landzunge Dreispitz

Ulsnisstrand 12 a  

Im Jahre 1999 erwarben zwei Personen das Grundstück und planten dort die Anlage eines Biotops. Im feuchtmoorigen Mittelpunkt des Grundstückes wurden zwei Naturteiche angelegt und im hinteren, trockenen Bereich eine Obststreuwiese angepflanzt. Die Idee war, der Natur ein Stück Land zurückzugeben, das sich wieder zur Ursprünglichkeit hin entwickeln darf. Schon in sehr kurzer Zeit entstand hier eine Oase für verschiedenste Lebewesen. Das Wohnhaus wurde als Holzständerbauwerk in Lärchenverschalung im Jahre 2000 errichtet und öffnet den Blick der Bewohner auf die lebendige Natur.


Ulsnisstrand 14

Hermann und Marie Klinker mit Tochter Anneliese, 1932
Hermann und Marie Klinker mit Tochter Anneliese, 1932

Ulsnisstrand 18

Gebaut wurde das Einfamilienhaus zwischen 1895 und 1900 aus rotem Ziegelmauerwerk, Teerpappdach und einer Veranda. Neben einem Lebensmittelladen wurde ein Lastfuhrbetrieb unterhalten. Bei Kriegsende bis 1955 wurde das Lebensmittelgeschäft nach Ulsnis-Kirchenholz verlagert. Danach bestand es im Hause noch bis 1974. 1967 erhielt das Haus ein dunkles Pfannendach und weiß gestrichenes Mauerwerk, die Veranda verschwand; an der Nordseite schließt sich an einen Anbau aus rotem Stein die Garage an.

Ehemaliges Wohnhaus Puhle, Ulsnisstrand 18
Ehemaliges Wohnhaus Puhle, Ulsnisstrand 18

Ulsnisstrand 23

Als Einfamilienhaus ca. 1896 bis 1897 mit gelblichem Ziegelmauerwerk und dunklem Pfannendach erbaut, gehörte es einem Fleischbeschauer.

Haus Jensen, jetzt Goos, Ulsnisstrand Nummer 23
Ulsnisstrand Nummer 23

Ulsnisstrand 25

Als Abnahmehaus 1908 gebaut. Es weist rote Ziegelmauern, ein dunkles Ziegeldach und eine Veranda an der Südseite auf.

Abnahmehaus Schmidt, Ulsnisstrand Nummer 25
Abnahmehaus Schmidt, Ulsnisstrand Nummer 25

Ulsnisstrand 51

Bei dem Gebäude aus den Jahren 1912 bis 1913 handelt es sich um ein pfannengedecktes, zweigeschossiges Wohnhaus mit firsthohem Mittelrisalit und einem Wintergartenvorbau im unteren Geschoss mit einem offenen Balkon darüber. Weiterhin befindet sich zur Nordostseite ein säulengetragener Balkon vor dem seitlichen Haupteingang.

Villa Marga
Villa Marga

Hinter dem Wohngebäude steht ein Stallgebäude, welches zur damaligen Zeit als Pferde-, Schweine-, Hühnerstall und Autogarage diente. Vor dem Bau dieses Hauses befand sich auf dem Grundstück ein kleines Haus, das 1906 abgetragen und woanders wieder aufgebaut wurde. Es ist heute das Haus Strandweg Nummer 9. Mit viel Mühe und Aufwand wurde später das verfallene Haus nach und nach wieder in einen guten Zustand versetzt.


Ulsnisstrand 53

Auf diesem Grundstück stand bis 1922 ein kleines Haus, in dem der Fährmann Harmsen gewohnt hat. Baumeister Ernst Petersen ließ es abreißen und baute etwas versetzt das zweigeschossige Wohnhaus.

Haus der Westbank, heute Burchardi
Haus der Westbank, heute Burchardi

1933 übernahm die Westbank in Schleswig das Anwesen als Ferienheim für die Angestellten. Das Verwalter-Ehepaar hatte eine Wohnung im Haus. Nach ihnen übernahm ein Ehepaar einige Jahre die Tätigkeit; dann andere. Das Haus ist verputzt und hell gestrichen. An der Westseite des Grundstücks steht an der Straße, zu der eine Mauer den Abschluss bildet, ein Pavillon aus rotem Stein. Die Wiese am Schleiufer gehört zum Anwesen. Anfang der 60er Jahre erwarb ein weiteres Ehepaar das schön gelegene Grundstück, verzog aber nach einigen Jahren und verkaufte alles an zwei Berliner, die einen Fährbetrieb an der Havel haben. Das Haus hier ist für sie Ferien- und Sommerwohnung.


Ulsnis-Kirchenholz [Text: Thomas Schwendt aus der Chronik 2010, bearbeitet von der Redaktion 2020]

Blick auf Kirchenholz aus südlicher Richtung
Blick auf Kirchenholz aus südlicher Richtung

Ulsnis-Kirchenholz 1

Das massive rote Backsteinhaus mit Schieferdach wurde 1895 als Abnahmehaus zur Gastwirtschaft gebaut.

Kirchenholz 1, um 1900
Kirchenholz 1, um 1900