Dorfmuseum Ulsnis
Sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet!
In den Räumen des Dorfmuseums Kius-Ulsnis-Steinfeld am Strandweg in Ulsnis wird Ihnen Dorf- und Zeitgeschichte spannend präsentiert.
Grundlage der Sammlung ist der Bestand des ehemaligen Heimatmuseums in Kius, der von Malermeister Hans Tüxen und seinem Vater über viele Jahrzehnte angelegt worden ist. Es sind Gegenstände aus den Häusern, von den Bauernhöfen und Handwerksbetrieben der Gemeinden Ulsnis und Steinfeld, zum Teil aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zu besichtigen ist auch ein Fotoapparat, den Hans Tüxens Vater, Emil Tüxen, 1898 kaufte und mit dem er das Leben in der Gemeinde dokumentierte. Viele dieser Bilder haben in der Chronik der Gemeinde Ulsnis aufgrund der hervorragenden Qualität Verwendung gefunden. Zwischenzeitlich ist die Zahl der Exponate durch Schenkungen und Leihgaben aus der Bevölkerung kontinuierlich angewachsen.
Um zum Dorfmuseum zu gelangen biegen Sie von der Schleidörferstraße ab in Richtung Ulsnisstrand, es ist das zweite Gebäude auf der rechten Seite. Geöffnet hat das Museum von Ostern bis in den Monat Oktober an jedem Sonn- und Feiertag von 14 bis 17 Uhr. Sonderführungen finden auf auf Wunsch statt.
Ihre Ansprechpartner sind Richard Krohn (Schleidörferstr. 29, 24897 Ulsnis, Tel: 04641 / 12 14), Hartmut Linke (Tel: 04622 / 4 71) und Hans Wilhelm Jürgensen (Tel: 04641 / 25 02). Wir freuen uns auf Ihren Besuch!
Margarethenschrank
Margarethe Jacobsen, Tochter des Landwirts Johannes Jacobsen aus Saustrup bei Süderbrarup, hatte während ihrer langen und schweren Krankheitszeit ihren Vater gebeten, »etwas zu tun für Kranke und Leidende«. Sie starb 1883.
Der Vater ließ daraufhin Schränke bauen und stattete diese mit Krankenpflegeartikeln aus. Zum Gedenken an seine Tochter ließ er das Bild von ihr in der Schrankkrone anbringen, nannte den Schrank »Margarethenschrank« und die von ihm gegründete Stiftung zusammenfassend »Margarethenspende«.
1895 schenkte Herr Jacobsen den ersten Schrank seiner Heimatgemeinde Norderbrarup. Der zweite Schrank ging nach Kius zu dem Bräutigam der verstorbenen Tochter. Eben dieser Schrank steht heute im Dorfmuseum in Ulsnis. Der hier ausgestellte Inhalt entspricht nicht der ursprünglichen Ausstattung. Die Krone mit dem Bild von Margarethe Jacobsen wurde rekonstruiert. Bemerkenswert ist, dass dieser Schrank einer der wenigen Margarethenschränke mit der Originalbemalung ist, einer Nussbaum-Aderung.
Angeregt durch diese Spende, bildeten sich Frauenvereine, um die Idee zu unterstützen, in Ulsnis bereits 1897. Die Kirchenvorstände waren berechtigt, einem Frauenverein die Verwaltung einer Margarethenspende zu übertragen. Ende 1897 gab es in Angeln bereits 32 »Margarethenspenden«. Die Idee verbreitete sich im gesamten Deutschen Reich und im benachbarten Ausland. Quelle: »Geschichte der Margarethenspende«, Marie Andresen, Norderbrarup. Die folgenden beiden Fotos zeigen Details aus dem Inhalt.
Werkzeugspint, »Geschirrschrank« der Tischler
[Richard Krohn] Im Laufe der Jahrhunderte hat sich jedes Gewerk mit einer Vielfalt von Werkzeugen versehen. Tischlereien erhielten ihre Rohware, das Holz, von Sägereien, somit in einem sägerauen Zustand. Es musste geglättet werden und im Bedarfsfall gefügt werden, das heißt, Bretter wurden aneinander geleimt, um die erforderliche Breite zu erhalten. Hierzu wurden verschiedene Hobel eingesetzt: Um plane Flächen herzustellen, fanden zunächst Schrupphobel oder Schlichthobel Anwendung. Diese Hobel erlaubten eine relativ grobe Bearbeitung. Für die Feinarbeit benutzte der Tischler dann Doppelhobel und abschließend den Putzhobel. Die Hobel unterscheiden sich in der Art des Eisens und seiner Stellung. Schropp- und Schlichthobel haben keine Klappe, die spanbrechend wirkt, bei Doppel- und Putzhobeln ist die Stellung des Hobeleisens zudem steiler. Zum Fügen von Hölzern wurde die Raubank benutzt, die durch ihre Länge gewährleistet, dass man eine gerade Fuge erhält.
Hinzu kommen noch diverse Hobel zum Erstellen von Leimgründen (Zahnhobel), zum Erstellen von Holzverbindungen (Grathobel), zum Nuten und Fälzen von Hölzern sowie zum Herstellen von dekorativen Profilen.
Eine ähnliche Vielfalt gibt es bei Sägen. Man unterscheidet gespannte Sägen (Gestellsägen) und ungespannte Sägen. Für den Längsschnitt gibt es grob zahnige Spannsägen, für den Querschnitt fein zahnige Sägen mit einer geringeren Schränkung, hier sind die Sägezähne weniger wechselseitig abgebogen, da weniger Sägemehl zu transportieren ist. Als Spannsägen gab es des weiteren Furniersägen und Schweifsägen. Zu den ungespannten Sägen zählt man Fuchsschwanz und andere Hand- und Feinsägen. All diese Sägen waren »auf Stoß« gefeilt, entweder stark oder schwach. Erst die Sägen aus Japan haben bewusst gemacht, dass es eigentlich sinnvoller ist, »auf Zug« zu arbeiten.
Bohrer
In dem Werkzeugschrank befindet sich ebenfalls eine stattliche Anzahl von Bohrern: einfache Zentrumbohrer, die keinen Spänetransport ermöglichen, Schneckenbohrer und Schlangenbohrer, die bereits über »Förderschnecken« verfügen. Diese Bohrer wurden mittels einer Bohrwinde benutzt, deren Drei- oder Vierbackenfutter genaues Einspannen der flachen oder vierkantigen Bohrerkolben ermöglichte.
Farbmühle
Datiert 1870 bis 1930: In früherer Zeit stellten die Maler ihre Farben selbst her. Farben bestehen im Wesentlichen aus Farbpigment und Bindemittel. Bei den farbgebenden Stoffen unterscheidet man organische und anorganische Pigmente. Die organischen Pigmente kommen aus der Pflanzen- und der Tierwelt, während es sich bei anorganischen Pigmenten um Erdfarben (z. B. Kreide und Terra de Siena), Mineralien und über chemische Prozesse aus Metallen und Salzen gewonnene Stoffe handelt. Die Farbkörper mussten aufbereitet werden. Ein erster Schritt war das Zerkleinern und Mahlen in einer Farbmühle, wie sie im Museum ausgestellt ist.
Schablonen
Eine typische Dekorationsmalerei ist die Schablonentechnik. Die Schablonen wurden selbst gezeichnet und geschnitten oder, fabrikmäßig hergestellt, nach Musterbüchern gekauft. Mit Pinseln, die in wenig Farbe getränkt waren, wurden die Ornamente vorsichtig aufgetupft, damit die Farbe nicht auf die Schablonenrückseite lief.
Küchenutensilien
Küchengeräte, Töpfe und Behälter bestanden bis Mitte des 19. Jahrhunderts vorwiegend aus Holz, aus gebrannter und glasierter Irdenware, aus Kupfer und aus Gusseisen oder Blech. Alle diese Materialien hatten entscheidende Nachteile.
Die Irdenware war zerbrechlich, die Glasuren oftmals bleihaltig; Gusseisen vertrug keine säurehaltigen Speisen und Kupfer war sehr teuer und, wenn sich Grünspan bildete, zudem gesundheitsgefährdend.
Eine gute Alternative, hygienisch, säureverträglich, geschmacksneutral, hitzebeständig und leicht zu reinigen, war die Emaillierung, das Aufsetzen einer Glasur, also einer Art Glas, auf die Küchengeräte. Bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde mit der Emaillierung von gusseisernem Küchengerät erfolgreich experimentiert, aber erst die Industrie des 19. Jahrhunderts machte die Großproduktion von Emaillgeschirr möglich. Durch Beifügen von Kobalt und Nickel entstand eine untrennbare Verbindung von Eisen und Email. Das Emailverfahren wurde um die Jahrhundertwende derart perfektioniert, dass es gelang, mit einem zweiten Brand die zunächst unifarbenen Stücke mit Dekoren zu versehen, die dem Stil ihrer Zeit entsprachen.
Malerwerkstatt
Hans Tüxen, der Begründer des Heimatmuseums in Kius, war wie sein Vater Malermeister, so dass das Malerhandwerk im Museum einen breiten Raum einnimmt. Hier sind all die Werkzeuge und Gerätschaften vereint, die der Bedeutung dieses Gewerkes gerecht werden.
Offene Feuerstelle
Datiert 16. bis 19. Jahrhundert: Das Küchenfeuer hatte vom Ursprung her eine dreifache Bedeutung: es diente der Zubereitung der Speisen, es war Heizung und es war Lichtquelle. Von daher befand es sich in der Raummitte. Die Küche war gleichzeitig Lebensmittelpunkt. Die Abzugs- oder Rauchhauben hingen hoch über der Feuerstelle, um den Herd von allen Seiten bedienen zu können. Die Flammen schlugen in den offenen Raum, der Rauch schwärzte Raum und Geräte. Daher spricht man von der Schwarz-, Ruß- oder Rauchküche. Der Suppentopf hing an einer Eisenkette oder sogenannter Feuersäge, einem Kesselhaken, mit der die Höhe über dem Feuer reguliert werden konnte. Die Pfannen standen auf einem Dreifuß oder Pfannenknecht. War das Küchenfeuer zunächst ebenerdig oder bodennah, sind die Herde seit Mitte des 16. Jahrhunderts tischartig zwischen 30 Zentimeter bis einem Meter hoch.
Im Laufe der Jahrhunderte wanderte der gemauerte Herd zunächst von der Mitte des Raumes an die Wand, die Abzugshaube für Rauch und Ruß konnte gesenkt werden. In einem nächsten Schritt in der Entwicklungsgeschichte des Herdes wurde die Feuerstelle geschlossen. Erst seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es den mobilen Herd mit geschlossenem Feuer.
Dem Kesselhaken, wie er über dem offenen Herdfeuer genutzt wurde, kam aber noch eine weitere Funktion zu: Wurde im Haus gehandelt, Vieh oder Korn verkauft, oder ein Vertrag abgeschlossen, so mussten die Vertragspartner ihre Hand über dem brennenden Feuer an diesen Kesselhaken legen. Damit war der Vertrag rechtsgültig. Man legte für den anderen »die Hand ins Feuer«.