Chronik – St. Wilhadi-Kirche Ulsnis

Von Johanna Heyland Die Kirche in Ulsnis ist eine der ältesten in Angeln und besteht aus einem für die Region ungewöhnlich langen Kirchenschiff. Sie dient als Gemeindekirche für Gunneby, Hestoft, Kius, Affegünt, Bremsdieck und Steinfeld.

Die älteste Aufnahme der St.-Wilhadi-Kirche in Ulsnis von 1868.
Die älteste Ansicht der Kirche von 1868.
St. Wilhadi-Kirche in Ulsnis um 1900
Die Kirche um das Jahr 1900.

Nördlich des Dorfes Ulsnis auf einer kleinen Anhöhe, inmitten des von einem Eichenwall umstandenen Friedhofs gelegen, bildet sie, zusammen mit dem abseits auf einem bronzezeitlichen Grabhügel stehenden hölzernen Glockenturm und dem 300 Meter weiter südlich gelegenen Pastorat mit historischer Gartenanlage eine sehr schöne Einheit. Zwei Zugangsalleen führen von Westen und von Norden auf baumumstandene Vorplätze. Durch ein geweißtes backsteinernes Tor von 1716 mit Wagen- und Gangpforte gelangt man von Osten, durch ein ähnliches von 1772 von Westen auf den Friedhof und zur Kirche.

Ein Blick auf die Karte

Eine alte Sage, eine mündliche Überlieferung, immer wieder umgebildet und dichterisch ausgemalt, erzählt

»In der Nähe des heutigen Dorfes Ulsnis wohnte einst ein mächtiger Riese, den man wegen seines Alters den Alten nannte. Sein Sohn war ihm an Größe und Kraft noch weit überlegen. Um von seinem Vater unabhängig zu sein, watete er durch die Schlei und wohnte in der Gegend von Rieseby. Mehrmals kam es aber vor, dass die beiden sich über die Schlei beschimpften und mit Felsblöcken bewarfen. Aber der Streit brach erst recht aus, als der Alte bei Ulsnis anfing, eine Kirche zu bauen. Der Sohn bemerkte von seinem Berg in der Nähe seines Wohnortes alles, was sein Vater machte. Er wollte ihm nicht nachstehen, und so baute er eine Kirche, die noch höher und schöner sein sollte. Als der Alte dieses von einer Anhöhe aus merkte, rief er seinem Sohn bittere Vorwürfe zu. Bald gerieten beide in Wut und warfen mit den größten Blöcken, die sie auf den Feldern fanden, nacheinander. Die hohen Türme der Kirchen waren bald niedergeworfen und dadurch die Wut noch größer geworden. Gleichzeitig wurden beide von einem Stein getroffen, so dass sie tödlich verletzt zu Boden sanken und bald starben. Der Alte fiel mit dem Kopf in die Schlei hinaus, und dadurch bildete sich die Halbinsel Nes am Gunnebyer Noor, und nach dem Alten nannte man den Ort Ulsnis. Den Wohnort des jüngeren nannte man Rieseby.«

St. Wilhadus

Vilhadus
Das Foto zeigt einen alten Schnitt von Vilhadus.

Wilhadus oder Willehad war ein angelsächsischer Missionar aus Northumbria, der seit 765/770 unter den Friesen missionierte und seit 780 im Auftrag Karls des Großen an der Unterweser. 780 floh er bei einem Sachsenaufstand, pilgerte nach Rom, verbrachte zwei Jahre als Mönch in Echternach und missionierte ab 785 wieder im Norden. 787 wurde er der erste Bischof von Bremen. Wegen seiner Wundertaten wurde er heilig gesprochen. Seine Gedenktage sind der Tag seiner Weihe, der 13. Juli und sein Todestag, der 8. November.

Zwei alte Kirchensiegel, eines davon noch aus dem Barock, zeigen in einem runden Mittelfeld den heiligen Willehad mit Bischofsstab und Kelch, mit einer hohen Blume zu beiden Seiten und der lateinischen Umschrift: S.WILHADVS.SIGILLUM.ECCLESIAE. VLSNISSENSIS (Sankt Wilhadus. Das Siegel der Ulsnisser Kirche). 1989 entstand der neue Kirchenstempel mit gleichem Motiv, aber deutscher Umschrift: EVANG.-LUTH.KIRCHENGEMEINDE ULSNIS (im Bild in der Mitte).

St. Wilhadus. Drei Siegel.
St. Wilhadus. Drei Siegel.

Die Baugeschichte

Die Kirchengeschichte ist in ihren ältesten Teilen nicht belegt, so dass wir auf Rückschlüsse angewiesen sind. Die erste sichere Information ist, dass die Kirche im Jahre 1338 auf den Namen des heiligen Wilhadus geweiht wurde. Erst vom Jahre 1561 ab lässt sich die Baugeschichte verfolgen, weil seitdem Rechnungsbücher der Kirche vorliegen.

Der älteste Teil

Auf eine Entstehungszeit der Kirche in ihrem ältesten Teil kurz nach 1150 deuten Untersuchungen des Baumaterials hin. Die Mauern sind aufgesetzt aus Feldsteinen mit behauenen Tuffstücken aus dem Rheinland dazwischen. Diese Datierung entspricht den kunsthistorischen Befunden; die Ulsnisser Kirche verfügt über gut erhaltene Granitreliefs aus der Zeit ihrer Gründung.

In dem einschiffigen Baugefüge lassen sich drei Bauabschnitte erkennen. Der älteste Teil ist der mittlere. Er verfügte über einen eingezogenen quadratischen Kastenchor.

Grundriss der St.-Wilhadi-Kirche in Ulsnis
Maße des Kirchenschiffs: 19.60 : 6.45/6,70. Westteil: 8,00 : 7,85
Westlicher Erweiterungsbau

Um 1200 erfolgte nach Westen ein Erweiterungsbau aus Feldsteinen, etwas breiter als das Kirchenschiff, mit fast quadratischem Grundriss, bis zu einem Meter dicken Mauern und eigenem Südportal. Sein Zweck und ob er mit dem ältesten Teil verbunden oder getrennt errichtet war, ist nicht mehr zu ermitteln, weil 1655 der Neubau eines gemeinsamen Daches über beiden romanischen Bauabschnitten alle eventuell noch vorhandenen Spuren beseitigte. Über diese Baumaßnahme vermerkt das Rechnungsbuch, bei der »Brechung des Gebewdes« hätten die Arbeiter »20 Kannen Birr« und beim Aufbau des neuen Daches »4 Tonnen« getrunken. Insgesamt kostete der Bau über 1.000 Mark, eine ungeheure Summe im Vergleich zu allen anderen in den Rechnungsbüchern verzeichneten Ausgaben aus der Zeit.

Saalkirche

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machte der baufällige Zustand von Chor und Chorbogen eine größere Baumaßnahme notwendig. 1796 wurde der Chorbogen abgebrochen und die Kirche um fünf Fach nach Osten verlängert, gemauert aus Backsteinen auf einer Granitquaderschicht. Durch diese Maßnahme entstand eine Saalkirche, deren neuer Teil sich durch die höher angesetzte Bretterdecke heute noch deutlich vom romanischen Teil abhebt. Im Zuge dieser Arbeiten wurde die Orgel nach Osten versetzt und erhielt ihren heutigen Stand über dem Altar.

Taufkirchen

Besonders interessant ist die Ulsnisser Kirche durch ihren ältesten Bauabschnitt, der diese Kirche wohl in Teilen zu einer der ältesten erhaltenen Kirchen Angelns macht.

In der Landschaft Angeln konnte das Christentum sich sehr lange nicht durchsetzen. Während von Süden und Westen her im Holsteinischen und an der Westküste schon Kirchengemeinden bestanden, hatte in Angeln keine der Missionierungswellen bleibenden Einfluss hinterlassen. Missionare wie der Bischof Ansgar oder der Priester Wilhadus waren nicht bis hier vorgedrungen.

In Haithabu gab es zwar schon um 950 einen Bischofssitz, welcher der Erzdiözese Hamburg-Bremen unterstand und 100 Jahre später nach Schleswig verlegt wurde. Damit war schon ein erster Anfang einer Kirchenorganisation für Angeln gemacht, aber das Bistum bestand faktisch nur dem Namen nach, der Bischof hatte keine Diözesen.

Die Christianisierung beschränkte sich bestenfalls auf einzelne christliche Familien. Erst ab 1104, als infolge machtpolitischer Verschiebungen der dänische König mit dafür sorgte, dass Lund zum Erzbischofssitz wurde, dem die skandinavischen Länder und nun auch Schleswig unterstellt waren, kam es zu einer erfolgreichen Missionierung von Norden her.

In weniger als hundert Jahren entstanden in der Landschaft Angeln 38 Kirchen aus Stein, alle auf ehemaligen Thingplätzen errichtet (Kuhlmann S. 137 ff.) und zumeist reich mit Granitreliefs geschmückt. Das Baumaterial war überwiegend Granit-Feldstein, sowie in den älteren Kirchen behauener Tuffstein, als Schiffsballast aus dem Rheinland exportiert (Jonkanski/Wilde: Dorfkirchen S. 18). Gegen Ende des 12. Jahrhunderts verwendete man meist Backstein. Die Werke der Steinmetze, erkennbar an einem speziellen Granitbaustil, sind der Dombauhütte Schleswig bzw. Lund zuzuordnen. Die damals in Angeln eingerichteten Pfarrbezirke, orientiert an den Verwaltungseinheiten der Harden, haben sich praktisch unverändert bis in unser Jahrhundert erhalten.

Aus dieser Gründungszeit sind der Ulsnisser Kirche einige wichtige Kunstwerke erhalten. Dies sind zwei Reliefquader aus Granit an den Ecken der östlichen Außenmauer und ein reich geschmücktes Südertor. Das Nordertor wurde später zugemauert und 1955 wieder aufgedeckt. Über mögliche Ausschmückungen dort gibt es keine Spuren mehr.

Die Reliefquader

Die beiden Reliefquader im Sockelbereich des Ostteils gehören zu den ältesten und bedeutendsten romanischen Kunstwerken im Lande. Sie sind so außergewöhnlich, dass sie die vielfältigsten Deutungen erfahren haben. Bei der Entstehung der Kirche befanden sie sich an einem anderen Ort. Erst 1796 wurden sie an ihren heutigen Platz versetzt.

Die Taufsteine der St.-Wailhdi-Kirche in Ulsnis
Die Taufsteine der St.-Wailhdi-Kirche in Ulsnis.

Auf einem sind zwei Figuren abgebildet, die auf den ersten Blick wie Tänzerinnen oder Nixen wirken (Bild oben, links). Eine beugt den Oberkörper so weit rückwärts zur Erde, dass die Hände und die Haare den Boden berühren. Dies deutete man als Tanz der Salome oder als Verführung zur Sünde, manchmal auch als Übergang von einem Zustand in den anderen (Transition). Die zweite Figur auf demselben Stein steht mit kurzem abgespreiztem rechtem Bein und nach oben abgewinkeltem linken Bein, wobei die rechte Hand das Geschlecht verdeckt und die linke Hand die Ferse des linken Fußes umfasst; hierin sah man ein Meerweibchen – jedoch wurden Meerweibchen damals nie in solcher Haltung dargestellt. Eher könnte man an Adam denken, der seine Blöße bedeckt, nachdem er sich seiner Nacktheit bewusst geworden ist – 1. Moses 3, Vers 7-10, sowie an 1. Moses 3, Vers 15, wo davon die Rede ist, dass die Schlange seine Nachfahren in die Ferse stechen werde.

Der zweite Quader, an der südlichen Ecke, zeigt ein sich umarmendes Paar (Bild oben, rechts); dies deuteten die Kunsthistoriker als Jakobs Kampf mit dem Engel, als die Eltern Marias, Joachim und Anna, als Symbol der Ehe (weil Hochzeitspaare in vorreformatorischer Zeit am Norderportal vor ihrem Einzug in die Kirche vom Priester gesegnet wurden) oder als Stifterpaar der Kirche. Eine andere, scheinbar profane Interpretation ist möglicherweise die richtige: das älteste Liebespaar von Ulsnis.

Letztendlich blieben alle Deutungsversuche unbefriedigend, weil sie die in der Kirche vorhandenen romanischen Bilder nicht miteinander in Beziehung zu setzen vermochten. Die plausibelste Deutung der Ulsnisser Bildsteine, in der ein solcher innerer Zusammenhang hergestellt wird, verdanken wir seit 2007 einem Vortrag des Historikers Eckardt Opitz aus Hamburg, der sich über zwanzig Jahre lang intensiv mit der romanischen Bauplastik Angelns befasst und Vergleiche mit skandinavischen Darstellungen, zum Beispiel in Djursland (Dänemark) vorgenommen, sowie auch den historischen Kontext einbezogen hat (Lit. Opitz).

Er kam zu dem Schluss, dass der eigenwillige Reliefquader im Ostteil der Kirche Eva, die Schlange und den Sündenfall darstellt und das Paar auf dem Eckquader im Nordosten als Adam und Eva, nach der Vertreibung aus dem Paradies, anzusehen ist. Das Paar ist bekleidet, fürchtet sich und sucht Schutz beieinander. Geht man davon aus, dass Adam und Eva das erste Paar der Menschheitsgeschichte sind, so ist die Annahme, es handle sich bei der Abbildung um das älteste Liebespaar von Ulsnis, geradezu bescheiden.

Der Taufstein der St. Wilhadi-Kirche in Ulsnis.
Der Taufstein der St. Wilhadi-Kirche in Ulsnis.

Die Kirchen in Angeln wurden zu dem Zweck gebaut, die Menschen für den christlichen Glauben zu gewinnen, indem man ihnen dessen Überlegenheit vorführte, deshalb der Bau der Kirchen auf den Thingplätzen, deshalb auch eine so eindrucksvolle Bildsprache, die den heidnischen Vorstellungen Rechnung trug und in der nächsten Generation, als die Vorstellungswelt eine christliche war, schon nicht mehr verstanden wurde. Jedem Bauelement kam eine religiöse Bedeutung zu. So waren zum Beispiel die Portale der Übergang zwischen der von bösen Mächten bedrohten Welt und dem Innenraum, in dem sich die christliche Gemeinschaft und die Gnade befanden. An vielen dieser Kirchen wurde 50 bis 100 Jahre nach der Gründung der Granitschmuck verändert, zum Beispiel wurden aus dem Schleswiger Dom etwa 70 Jahre nach der Gründung alle Löwendarstellungen entfernt. Die Taufsteine verloren ihre zentrale Bedeutung.

Dem Kirchenbesucher im zwölften Jahrhundert wurden die Sündhaftigkeit des Menschen und die Überwindung des Bösen durch Jesus Christus vor Augen geführt. Wenn Eva als Frau und Schlange zugleich, aber auch als Symbol der Verführung gezeigt wird, war dies genauso verständlich wie die Darstellung der Angst nach dem Sündenfall. Nur durch das Bekenntnis zu Jesus Christus kann der Sündenfall überwunden werden. Dazu bedarf es des Akts der Taufe.

Die ersten Gotteshäuser waren Taufkirchen. Die Taufwilligen wurden – in Analogie zum Rundgang um eine heilige Stätte in vorchristlicher Zeit – wohl um die Kirche herum geführt und betraten die Kirche durch das Nordertor. (Das Ulsnisser Nordertor wurde später zugemauert und erst im 20 Jahrhundert wieder freigelegt). Beziehen sich die oben beschriebenen Reliefs auf den ungetauften, im Zustand der Sünde befindlichen Menschen, so kann davon ausgegangen werden, dass sie in die Eingänge oder unmittelbar in deren Nähe gehörten. In der Mitte zwischen Norder- und Süderportal befand sich der Taufstein. Als getaufte Christen verließen die Menschen die Kirche durch das Süderportal. Die Lichtsymbolik spielt hier mit hinein – im Norden die Finsternis, das Beängstigende, die Sündhaftigkeit und Verlorenheit des ungetauften Menschen, im Süden das Licht, die Kraft, der Schutz des »Freundgottes« Jesus Christus, die Erlösung. Aus diesem Grunde ist das Südertor in besonderer Weise geschmückt.

Das Süderportal

Das Süderportal der St. Wilhadi-Kirche in Ulsnis.
Das Süderportal der St. Wilhadi-Kirche in Ulsnis.

Über der Tür befindet sich ein Tympanon (geschmücktes Bogenfeld). Die Bilder in dem schwarzen Granit erzählen von Kain und Abel, ein sehr ungewöhnliches Motiv. Während auf den meisten Tympana in Angeln Christus dargestellt wird, der die Kirche begründet, indem er Petrus den Schlüssel und Paulus das Buch übergibt, wird hier der zweite Sündenfall und seine Überwindung deutlich gemacht. Auf der linken Seite sehen wir Abel, den Hirten, mit dem Lamm, auf der rechten Kain, den Bauern, mit der Garbe, der, und das ist das Besondere, vom Teufel geschoben wird. In der Mitte thront Christus mit dem Buch im Schoß. Er wendet sich segnend Abel zu.

Rechts und links vom Eingang, unterhalb des Tympanons, sehen wir Löwendarstellungen aus Granit. Im Mittelalter galt der Löwe als Symbol für die größte vorstellbare Kraft und war ein beliebtes Motiv in ganz Europa. In Schleswig, Munkbrarup und Nieblum (Föhr) finden wir in unserer Nähe Beispiele dafür. Der Löwe auf der rechten Seite symbolisiert ganz offensichtlich die Kraft des Bösen. In einer sehr dynamischen Szene ist er im Begriff, einen Menschen zu verschlingen, den er zwischen seinen Pranken niederdrückt. Dieser wehrt sich noch, indem er ihm sein Schwert in den Rachen stößt, aber es ist vergeblich. Nur auf den ersten Blick scheint der Löwe auf der linken Seite das Gleiche darzustellen: Seine Geste, wie er den unter ihm knienden Menschen umfasst, wirkt hier eher beschützend. Hier könnte der Löwe für die Macht Christi stehen. Dem Löwensymbol wurden während des gesamten Mittelalters äußerst verschiedene Bedeutungen beigelegt.

Unterhalb des linken Löwen, in der Blickrichtung des Menschen, sehen wir noch einen langschwänzigen geflügelten Drachen, der daran erinnern soll, dass auch für den Christen das Böse immer noch als Gefahr vorhanden ist und er sich davor hüten soll.

Löwendarstellung am Süderportal
Löwendarstellung am Süderportal

Dach und Vorbau

Die Dacheindeckung war laut einer Reparaturrechnung bereits 1573 eine Pfanneneindeckung. Zwischenzeitlich war das Dach mit Schiefer und Blei gedeckt, inzwischen zieren wieder Pfannen das Dach.

Im Westteil entstand, möglicherweise schon im 16. Jahrhundert, in Fachwerk ein so genanntes Zwerchhaus, eine Art Dachhäuschen in Fortsetzung der Wand, das 1869, bei der Errichtung des Dacheiters, durch ein neues ersetzt wurde. Bis 1869 war der separat stehende hölzerne Glockenturm aus dem 16. Jahrhundert der einzige Kirchturm gewesen, nun setzte man einen neugotischen Dachreiter mit einer Uhr und einer Glocke auf den westlichen Teil des Kirchendaches. Später kam noch ein Wetterhahn aus Bronze hinzu, der mehrmals repariert und erneuert werden musste. Für den Stundenschlag hängt seit 1980 eine neue Bronzeglocke bei der Uhr.

Eine weitere große Veränderung fand 1888 statt mit dem Abriss des Vorbaus, des Leichhauses von 1634. Man ersetzte es durch einen neuen Vorbau mit Spitztürmchen.

Die St. Wilhadi-Kirche in Ulsnis um 1950. Foto: Remmer.
Die St. Wilhadi-Kirche in Ulsnis um 1950. Foto: Remmer.

Die alten Grabplatten wurden dabei aus der Kirche entfernt. Lediglich das sandsteinerne Wappen des alten Leichhauses wurde im Giebel wieder angebracht. Das darin befindliche Monogramm C5 mit Krone und der Jahreszahl 1673 verweist auf den dänischen König Christian V., die Worte: »PIETATE.ET.JUSTITIA« auf seine Devise: »Für Frömmigkeit und Gerechtigkeit«.

1952 bis 1955 erfuhr der Vorbau eine umfangreiche Renovierung. Dabei wurden die Spitztürmchen abgebrochen, die Außentür verlor ihren Rundbogen.

Im Laufe der Jahrhunderte berichten die Rechnungsbücher immer wieder von Umbauten der Fenster, neue wurden eingesetzt, vorhandene vergrößert.

Der Innenraum

Im Innenraum ist die romanische westliche Erweiterung an der unterschiedlichen Mauerstärke gut erkennbar, die Verlängerung nach Osten an der Deckenhöhe. Die romanischen Teile besitzen eine Holzbalkendecke aus der Barockzeit, der Ostteil eine höhere Bretterdecke. Die bemalten Holzbalken waren nach dem östlichen Erweiterungsbau 1805 von unten mit Brettern verschalt worden und wurden erst 1948 wieder frei gelegt. Ein Foto aus dem Jahre 2007:

Innenraum der St.-Wailhdi-Kirche in Ulsnis.
Innenraum der St.-Wailhdi-Kirche in Ulsnis.

Die Empore im Westteil, auch »Knechteboden« genannt, ist die ältere, das Stützenwerk wird auf das 17. Jahrhundert datiert. Die langgezogene Nordempore mit einer Treppe wurde 1784/85 erbaut und 1956 verkürzt.

Die Sitzordnung

Die Sitzordnung der St. Walhadi-Kirche in Ulsnis im Jahre 1608.
Die Sitzordnung der St. Walhadi-Kirche in Ulsnis im Jahre 1608.

Die Sitzplätze waren einer strengen Ordnung unterworfen, jeder hatte seinen ständigen Platz, der, an den Grundbesitz gebunden, in der Familie weiter vererbt wurde, Männer und Frauen saßen getrennt ebenso Alte und Junge.

Aus dem Jahre 1608 existiert ein Register der Kirchenplätze (Bild rechts), das etwa 235 Sitze einzeln aufführt und als so wichtig erachtet wurde, dass es unterschrieben und gesiegelt ist von der weltlichen und geistlichen Obrigkeit, das heißt dem Adel – in Niederdeutsch- und dem Domkapitel – in Lateinisch.

Das Gestühl war in drei Blöcke aufgeteilt Innerhalb der Blöcke gab es mehr als zehn Unterteilungen. Die Sitzordnung erfolgte entsprechend dem sozialen Status und dem Geschlecht: zum Beispiel saßen vorne in der Mitte die einflussreichen Männer aus jedem Dorf, auf der Südseite die Familie und die Leute des Pastors, die Frauen und die Mädchen. Hinten waren die Plätze der Knechte »unter dem Böher«, dem heute noch so bezeichneten »Knechteboden«, und die der Jungen für sich.

1805 wurden die Bänke umgeordnet, der mittlere Block wurde entfernt. Die heutigen Kirchenbänke wurden 1912 angefertigt.

Die Ausmalung

In den Rechnungsbüchern können wir die Deckenbemalungen verfolgen. Nach dem Neubau des Dachstuhls und der Balkendecke von 1655 wurden die Deckenbalken 1673 sehr aufwändig bemalt mit weißen Ornamenten auf gelbbraunem Grund und grau abgesetzten Kantenstrichen. 1747/48 wurde darüber ein transparentes Blau mit weißen Kantenstrichen und Rankenmustern gemalt, bis 1804 die ganze Balkendecke verschalt und zunächst grau gestrichen wurde, während Orgel, Empore, Kanzel und Altar einen weißen Anstrich mit Polimentvergoldung bekamen. 1888 erfolgte an den Deckenbrettern – wie auf allen Inventarstücken der Kirche (Orgel, Emporen, Altar und Kanzel) ein modischer eichenbrauner Anstrich in Nachahmung von Holzmaserung (Aderungstechnik) mit Gelb, Gold bzw. Bronze abgesetzt.

Erst 1948 wurde diese düstere Farbgebung beseitigt. Die Balken wurden von der Verschalung befreit, die Emporen ebenso wie die Balkenzwischenräume in verschiedenen Grautönen gestrichen, die Balken selbst bekamen eine gelbbraune Grundierung wie 1655. Der Kirchenmaler Langbehn aus Kiel verzierte sie äußerst aufwändig mit hellen Blatt- und Rankenornamenten sowie alten christlichen Symbolen, die sich teils an den ursprünglichen Mustern, mehr noch an romanischen und gotischen Vorbildern aus französischen Kirchen orientierten.

In der Zeit von 1979-81 fand die letzte Generalrenovierung statt. Dabei wurde, orientiert am klassizistischen Stil von Altar und Orgel, die gesamte Ornamentik von 1948/49 in Grau- und Blautönen einfarbig übermalt. Bei guten Lichtverhältnissen kann man die Rankenmalerei noch unter dem Blau durchschimmern sehen.

Wandmalereien

Im Barock verfügte die Kirche über umfangreiche Wandmalereien. Nach überlieferten Berichten aus der Zeit waren an der Nordwand alle dänischen Könige von Dan bis Christian VII abgebildet, ferner Christi Geburt, Auferstehung, Himmelfahrt, Jüngstes Gericht und die zwölf Apostel. Die Rechnungsbücher legen den Schluss nahe, dass die Malereien 1673 begonnen und in den Jahren 1747/48 und 1772 ergänzt und erneuert wurden. Beim Bau der Nordempore und der Treppe 1784/85, spätestens jedoch 1805, wurden diese Wandfresken vollständig übermalt bzw. beseitigt. Reste legte man 1935 im Bereich des zugemauerten Norderportals frei. Erkennbar ist die Hälfte eines Königswappens sowie Teile von Figuren.

Der Taufstein

Der Taufstein der St. Wilhadi-Kirche in Ulsnis.
Der Taufstein der St. Wilhadi-Kirche in Ulsnis.

Der Taufstein gehört zur Gruppe der Löwentaufsteine, die aus heimischem Granit im 12. Jahrhundert gefertigt wurden und als die ältesten im Lande anzusehen sind. Dargestellt sind zwei Löwen- und zwei Menschenköpfe. Sie verweisen auf die Überwindung des Bösen durch die Taufe und stehen damit in Verbindung mit der Darstellung am Süderportal. Von allen vier Köpfen geht nach unten ein breites Band aus Kreisen und Punkten; es ist zu deuten als die vier Paradiesflüsse. Die Flechtmuster am Fuß des Taufsteins weisen auf langobardischen Einfluss hin.

Jahrzehntelang (evt. seit 1888) wurde dieser Taufstein bei einem Schmied und bei einem Landwirt zweckentfremdet. 1930 holte ihn der damalige Pastor Loos in die Kirche zurück. Der Taufsteinfuß war noch bis 1967/68 in einer Treppe eingemauert. Ihn holte Pastor Andresen im Zuge der Neugestaltung des Fußbodens im Altarraum wieder hierher zurück.

Die Messingschale wurde 1955 in Kiel hergestellt nach einem Entwurf des Steinfelder Lehrers Werling.

Von zwei weiteren Taufen wird im Folgenden Kapitel berichtet.

Der Altar

Den Altar fertigte 1802/03 der Bildhauer Jörg Schmädl, unterstützt von dem Maler von Bergen und dem Kiusser Tischler J. Andresen. Er besteht aus einem klassizistischen Rahmenwerk mit Doppelpilastern und reich verziertem Gebälk, das in Größe, Form und Farbe der neu gestalteten Orgel angepasst wurde. Zwischen 1888 und 1956 war der Altar wie das übrige Inventar braun übermalt. In der Mitte des Gebälks ist ein Oval angebracht mit der Aufschrift: HALTE IM GEDAECHTNISS JESUM CHRISTUM. Das Altarbild von J. P. Goos (1803) zeigt in antikischer Manier das Abendmahl. Die Altarschranken gehören ebenfalls zu diesem Neubau. In ihrer Mitte gibt es eine hochklappbare Holzschale zur Aufnahme einer Messing-Taufschale, die jedoch nicht mehr vorhanden ist. Eine weitere Taufmöglichkeit war ein Taufengel von 1780 oder 1787, der heute im Gemeindeteil des Pastorats hängt.

Hinweise auf frühere Altäre haben wir aus gotischer und barocker Zeit.

Wie es in katholischen Kirchen heute noch Brauch ist, hatte die Kirche ehemals mehrere Altäre. 1506 weihte der Bischof Detlev Pogwisch zu Schleswig zwei Altäre, den einen zu Ehren des Wilhadus, des Nikolaus und der Mutter Maria, den anderen zu Ehren der Mutter Maria, des Gregorius und des Antonius. Wo diese Altäre ihren Platz hatten, wissen wir nicht. Ein Altarbrett als Zeugnis dieser Zeit ist der Kirche erhalten geblieben, davon wird später die Rede sein.

1723 erhielt die Kirche einen neuen Altar, den Pastor Esmarch weihte. Dieser Barockaltar soll nach Pastor Clasen (1796) einer der schönsten in Angeln gewesen sein. 1803/04, nach dem Orgelumbau, soll er stückweise verkauft worden sein. Reste davon könnten die beiden Tugendfiguren auf der Empore sein, welche 1955 restauriert, ergänzt und auf einem neuen hölzernen Bogen befestigt wurden.

Das gotische Inschriftenbrett

Von einem sehr viel älteren gotischen Altar ist noch ein Inschriftenbrett erhalten. Die Pastoren Vidal und Andresen nahmen sich seiner an. Es trägt zwei Inschriften aus verschiedenen Epochen der Kirchengeschichte.

Das gotische Altarbrett in der St. Wilhadi-Kirche Ulsnis
Das gotische Altarbrett enthält zwei übereinander geschriebene Texte aus verschiedenen Zeiten.

Die untere, ältere, kündet in Weiß auf rotem Grund: St Wilhadus.Sta Maria.Christus.St Georgius. Sie stammt aus vorreformatorischer Zeit und gehörte vermutlich zum gotischen Hauptaltar. Vor der Reformation war Latein die Kirchensprache.

Diese Inschrift wurde nach der Reformation schwarz übermalt. In gelber Schrift lesen wir nun den Einsetzungsspruch zum Abendmahl: Dat Nyüe Testament vnsers Herren Cristi. Dat is myn Liff dat vor iuw gegeuen werdt, Dat is myn Blot des Nyüen Testaments dat vor iuw vorgaten werdt thor vorgeüinge der sunden.

Interessant ist, dass der Spruch in Niederdeutsch (Plattdeutsch) formuliert ist, einer Sprache, die heute keine große Bedeutung mehr hat, sondern eher den Rang eines immer weniger gebrauchten Dialekts einnimmt. Nach der Reformation war Niederdeutsch im Herzogtum Schleswig die offizielle Kirchensprache. Es war die Sprache der neuen Kirchenordnung (1542) und der ältesten Kirchenbücher; die Lutherbibel wurde ins Niederdeutsche übertragen und in den Kirchen niederdeutsch gepredigt Bis weit ins 17. Jahrhundert schrieb man in Ulsnis offizielle Kirchendokumente in dieser Sprache.

Bereits vor der Reformation war das Niederdeutsche in Angeln die »Prestigesprache«. Es war Amts- und Verwaltungssprache, Handelssprache; Sprache der Gerichte und des Gottorfer Hofes.

Für einen großen Teil der Landbevölkerung indessen war das Niederdeutsche noch eine Fremdsprache, denn die vorwiegend gesprochene Sprache auf dem Lande war eine dänische Mundart, das Sønderjysk (Südjütisch), auch Angel- oder Plattdänisch genannt. Viele Menschen hier waren auch zweisprachig. Nicht zuletzt als neue Kirchensprache verbreitete sich das Niederdeutsche rasch und löste als Mundart allmählich das Angeljütische ab.

Nach dem Niedergang der Hanse verlor das Niederdeutsche im 17. Jahrhundert an Bedeutung, das Hochdeutsche gewann an Einfluss. Ein im Jahre 1665 von Olearius, dem Gottorfer Hofbibliothekar, in Hochdeutsch herausgegebenes Liturgiebuch führte endgültig zum Durchbruch des Hochdeutschen als Kirchensprache.

So ist dieses Brett auch ein Zeugnis für den früheren hohen Rang der niederdeutschen Sprache.

Das Kruzifix

Das Triumphkreuz, heute an der Nordwand neben dem Altar angebracht, stammt aus dem Spätmittelalter (frühes 16. Jahrhundert). Es zeigt einen fast lebensgroßen Christus und an den vier Enden in geschnitzten Quadraten die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas, Johannes mit ihren Symbolen Engel, Löwe, Stier und Adler. Nach der Versetzung der Orgel über den Altar war es entfernt und erst 1870 wieder in die Kirche geholt und an der Südwand angebracht worden.

Zwei etwas kleinere Kruzifixe aus dieser Kirche, eines aus dem 13. Jahrhundert, eines aus dem Barock, befinden sich im Magazin des Flensburger Museums und im Gemeindesaal des Pastorats. Es wäre schön, wenn das ältere, in Flensburg befindliche, wieder restauriert und in die Kirche zurückgeholt werden könnte.

Dieser Christuskorpus von 1230/40 befindet sich seit 1902 im Magazin des Flensburger Museums
Dieser Christuskorpus von 1230/40 befindet sich seit 1902 im Magazin des Flensburger Museums.

Die Kanzel

Mit der Reformation erhielt die Predigt eine zentrale Bedeutung, deshalb stammen die meisten Kanzeln, wie auch die Ulsnisser, aus barocker Zeit ist die Kanze. Entstanden 1673 und – im Zuge der farblichen Neugestaltung des Kirchenraums – 1805 weiß und 1888 braun übermalt, wurden ihre Feinheiten erst nach gründlichen Restaurierungsarbeiten 1949 wieder sichtbar, die der Steinfelder Malermeister J. Andersen durchführte. Der sechsseitige, auf einer hölzernen Stützsäule stehende und durch gedrehte Säulen gegliederte Korb zeigt in seinen vier Feldern, von kunstvollem Schnitzwerk umrahmt, gemalte Figuren mit den eingeschnittenen Inschriften Mose, Aron, David, Johannes. Der sechseckige Schalldeckel mit Engelsköpfen wurde 1954 durch eine von Johs. Jensen aus Kragholm geschnitzte Friedenstaube ergänzt. Zur Kanzel gehörte im 19. Jahrhundert noch eine Tür mit Darstellungen von Luther und Melanchton. Sie ist heute in der Sakristei eingebaut.

Ehemals war an der Kanzel auch eine Sanduhr vorhanden, die dem Pastor anzeigte, wie lange Zeit er noch zum Predigen hatte. Für die Sonntagspredigt war die Zeit länger bemessen als für kleinere Andachten in der Woche.

Noch bis ins 20. Jahrhundert hinein war die Kanzel der Ort, von dem aus nicht nur das Evangelium gepredigt, sondern auch offizielle Ankündigungen und Erlasse der Obrigkeit verkündet wurden. Dies änderte sich erst nach dem 1. Weltkrieg mit dem Ende des Kaiserreichs.

St. Jürgen-Gruppe

Links vom Altar steht eine auffällige bemalte Figurengruppe. Sie stammt aus dem Anfang des 16. Jahrhunderts und zeigt St. Georg als einen fast lebensgroßen, von Hals bis Fuß gepanzerten Reiter mit aufwärts gerichteter Lanze. Zu Füßen seines Pferdes liegt ein toter Drache mit Krallenfüßen, Pferdekopf und Einhorn. Dieser Drache wurde möglicherweise später hinzugefügt.

St. Georg, hierzulande auch St Jürgen genannt, war einer Legende zufolge ein römischer Offizier im vierten Jahrhundert, der wegen seines christlichen Glaubens getötet wurde. In der alten und byzantinischen Kirche wurde er sehr verehrt und gehört zu den beliebtesten Motiven byzantinischer und russischer Ikonenmaler. Im Mittelalter kam dieser Kult durch die Kreuzfahrer auch nach Europa. Neben der Darstellung als Ritter gab es die Überlieferung des St Georg als Drachenkämpfer. Seit dem zwölften Jahrhundert begleitet den Heiligen das Drachenkampf-Motiv. Dabei steht der Drache für das Böse oder auch Heidnische, das durch den Christus in Gestalt des Georg überwunden wird.

Die Gruppe stand früher im Leichhaus, wurde ca. 1888 an das Flensburger Museum ausgeliehen und, nach Ergänzung – unter anderem drei Pferdebeine- und Neubemalung, durch Pastor Loos 1929 nach Ulsnis zurückgeholt.

Der Glockenturm

Wie bei vielen Kirchen in Angeln befindet sich der vierkantige hölzerne Glockenturm abseits des Kirchengebäudes. »Die Glocken befanden sich in separaten hölzernen Glockenstühlen, aus denen später die charakteristischen Glockentürme hervorgingen« stellen Jonkaski/Wilde (S. 15) fest. So mag es auch in Ulsnis gewesen sein.

Der Turm wurde spätestens im 16. Jahrhundert errichtet. Sein Gerüst aus gewaltigen Eichenbalken stammt wahrscheinlich noch aus dieser Zeit. Das Dach decken Holzschindeln. Zum ersten Mal werden in den Kirchenrechnungen von 1580/81 größere Ausgaben für die Deckung einer Seite des Turmdaches mit Holzschindeln verzeichnet. 1753 wurde der Turm repariert und neu gedeckt, die Westseite erneut 1850 neu gedeckt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Zustand des Turms, insbesondere seines Daches, so »bedenklich«, dass der damalige Pastor Vidal 1949 in der Gemeinde alle Kräfte in Bewegung setzte, um ihn wieder herzurichten: Drei Eichen wurden gekauft, Dachschindeln hergestellt und das Dach zu großen Teilen neu belegt. Zu anderen Teilen stammt der Schindelbelag wahrscheinlich noch aus dem 18. Jahrhundert.

Die Bretterverschalung des Turms wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach ausgebessert oder erneuert; anlässlich einer größeren Reparatur 1863/65 brachte man die Bretter waagerecht an.

Südangler Tierschau in Ulsnis-Kirchenholz am 16. Juni 1870.
Südangler Tierschau in Ulsnis-Kirchenholz am 16. Juni 1870

1815 stellte man Bänke an zwei Seiten des Turms auf, sie wurden zuletzt um 1995 erneuert und laden zu einem Blick auf die Schleilandschaft ein. Noch weiter ist die Aussicht, wenn man im Turm hochsteigt. Diese Möglichkeit haben Besucher seit 2008.

Die Glocken

Im Turm hängen heute drei Glocken.

Bereits 1569 ist die erste Zahlung an den »Klockengeter« für eine neue Glocke überliefert. Es wurde viel Geld »Tho de Klocken gewendet«. In den folgenden Jahrhunderten mussten mehrmals Glocken umgegossen werden, weil sie Sprünge bekamen. Mehrere gingen auch verloren. Die letzte davon war eine 610 kg schwere Bronzeglocke, die 1853 in Rendsburg neu umgegossen worden war, und auf die schon seit 1917 das Kriegsministerium ein Auge geworfen hatte wegen des wertvollen Metalls. Damals, im Jahre 1918, kam sie nur bis zur Sammelstelle Schleswig und konnte mit Genehmigung vom 4. April 1919 wieder nach Ulsnis geholt werden. Im zweiten Weltkrieg jedoch musste sie am 27. Februar 1942 abgeliefert werden – und verschwand. Erst 1959 war die Gemeinde finanziell in der Lage, eine neue als Ersatz anzuschaffen. Sie wurde in Karlsruhe hergestellt, am 2. Dezember 1959 mit einem geschmückten Pferdewagen vom Steinfelder Bahnhof abgeholt und nach Ulsnis transportiert. Ihr Schlagton ist g’. Sie trägt den Namen »Liebe«.

Eine zweite Glocke, aus Gussstahl, schlägt den Ton e’. Gegossen 1869, ersetzte sie eine 1865 verkaufte Bronzeglocke und ist die älteste Stahlglocke in Angeln aus der Bochumer Gießerei, die zweitälteste deutschlandweit. Die dritte Glocke mit einem neuen Glockenstuhl kam 1996 in den Turm. Ihr Name ist »Hoffnung«. Sie ist aus Bronze und schlägt a.

Im Dreiklang »e-g-a« der Glocken » Glaube, Liebe, Hoffnung« tönt das »Te Deum laudeamus«. Das Besondere an diesem Zusammenspiel ist, dass die Bronzeglocken nicht in Feinabstimmung mit der vorhandenen Stahlglocke, sondern für sich, nach modernen Maßstäben, genau gestimmt wurden, wohl in der fernen Absicht, letztere eines Tages durch eine Bronzeglocke zu ersetzen. Dies führt zu einer unverwechselbaren und spannungsreichen Färbung des Ulsnisser Glockentons.

2. Dezember 1959: Ankunft der Bronzeglocke in der Gemeinde. Abholung am Bahnhof Steinfeld.

2. Dezember 1959: Ankunft der Bronzeglocke in der Gemeinde. Abholung am Bahnhof Steinfeld.

2. Dezember 1959: Ankunft der Bronzeglocke in der Gemeinde. Ankunft in Ulsnis.

2. Dezember 1959: Ankunft der Bronzeglocke in der Gemeinde. Ankunft in Ulsnis.

2. Dezember 1959: Ankunft der Bronzeglocke in der Gemeinde. Feier der Glockenweihe.

2. Dezember 1959: Ankunft der Bronzeglocke in der Gemeinde. Feier der Glockenweihe.

Der Friedhof

Kirche um 1900
Foto: Kirche um 1900.

Die Anlage von Friedhof und Kirche bildet ein Rechteck, umgeben von einem Steinwall mit Eichen, der 1856 bis 58 angelegt wurde.

Vor der östlichen Giebelwand der Kirche sind zwei Grabplatten aus dem 18. Jahrhundert aufgestellt. Sie tragen Verzierungen und die Namen der Familien Nissen und Lorenzen. Die Abnutzung der Schrift bis zur Unleserlichkeit zeigt, dass sie früher Fußbodenplatten waren, auf denen viele Menschen gegangen sind. Sie sind die einzigen noch vorhandenen Grabplatten aus der Kirche. An dieser Stelle wurden sie 1938 aufgestellt und mit einem kleinen Beet versehen anlässlich der 600-Jahr-Feier zur Namensgebung der Kirche.

600-Jahr-Feier der Weihe 1938,
Foto: 600-Jahr-Feier der Weihe 1938,

Früher bestand die Möglichkeit, sich in der Kirche bestatten zu lassen. Dieses Anrecht konnte durch eine Stiftung an die Kirche erworben werden. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde diesem Brauch aus hygienischen Gründen ein Ende bereitet.

Auf dem Friedhof befindet sich das Grab des Nobelpreisträgers Otto Diels, der den Preis für seine Leistungen im Bereich Chemie erhalten hatte; seine Familie hatte es während des Krieges aus Kiel nach Ulsnis verschlagen. Außerdem ist hier noch das Grab eines polnischen Zwangsarbeiters, der in der Gemeinde tödlich verunglückte. Aus dem 19. Jahrhundert sind noch die Gräber der Pastoren Augustiny und Moritzen erhalten sowie einige Familiengräber von Einwohnern des Kirchspiels.

Während und kurz nach dem Kriege wuchs die Gemeinde durch den Zuzug von Flüchtlingen stark an, deshalb wurde der Friedhof um ein Stück südlich des Glockenturms vergrößert. 1959 trug man einen Teil des Steinwalls ab, um diese Erweiterung an den alten Friedhof anzubinden.

Bis 1960 wurden die Verstorbenen zu Hause aufgebahrt und ausgesegnet. Neue gesetzliche Bestimmungen forderten eine andere Form der Trauerfeier. So wurde zunächst die Remise für den Leichenwagen zu einer Leichenhalle umgebaut. Um 1985 errichtete man eine neue Leichenhalle, die modernen Anforderungen gerecht wird.

Den alten Ulsnisser Leichenwagen, schon lange außer Betrieb und zuletzt in der Pastoratsscheune abgestellt, hatte 1967 der Kustos des Schleswiger Museums abgeholt. Er steht heute im Volkskundemuseum auf dem Hesterberg.

Transport des Leichenwagens ins Museum.
Foto: Transport des Leichenwagens ins Museum.

Die Orgel

Die erste Orgel in der St.-Wilhadi-Kirche

Von Thomas Möller (Chronik 2010)Laut Rechnungsbüchern wurde bereits 1681/82 eine Orgel erbaut. Dies wäre eine der ältesten Orgeln Angelns. Sie stand auf der Westempore. 1786 wurde sie, offenbar in einem äußerst reparaturbedürftigen Zustand, an die Kirchengemeinde Brodersby verkauft, wo zumindest das schöne Gehäuse dieser barocken Orgel sich heute noch befindet.

Die Johann-Daniel-Busch-Orgel

1785 beauftragte die Kirchengemeinde Johann Daniel Busch (1735 bis 1787) aus Itzehoe mit dem Bau einer neuen Orgel. Busch galt zu seiner Zeit als einer der besten Orgelbauer in Norddeutschland. Er hatte in der Nachfolge seines Vaters ab 1755 das Orgelprivileg für den ganzen Bereich Schleswig inne. Die Ulsnisser Orgel ist seine letzte große Arbeit.

Der Orgelneubau in Ulsnis begann im Jahre 1785. Johann Daniel Busch errichtete auf der Westempore eine zweimanualige Orgel mit angehängtem Pedal. Die Fertigstellung erfolgte erst im November 1786, da Busch wohl erst noch Verpflichtungen in Plön und St. Margarethen abarbeiten musste, bevor er die Metallpfeifen für Ulsnis herstellen konnte. Die Disposition aus dieser Zeit ist leider nicht bekannt, sie kann höchstens durch Vergleiche mit Neuenkirchen an der Stör und Kahleby ermittelt werden.

Die erste Veränderung erfuhr die Orgel bereits zwölf Jahre nach ihrer Einweihung, als sie 1798 im Zuge der Kirchenerweiterung von der Westempore auf die Ostseite versetzt wurde, wo sie ihren Platz auf einer Empore hinter dem Altar erhielt. Vergrößert wurde sie bei dieser Gelegenheit durch ein eigenständiges Pedalwerk, welches rechts und links in neuen Außentürmen an das Gehäuse von Busch angefügt wurde. Diese Arbeiten führte Jürgen Hinrichsen, genannt Angel, aus Flensburg durch.

Gravierende Veränderungen an der Disposition, der Windanlage, dem Pfeifenwerk und den Mechaniken wurden von drei weiteren Orgelbauern im 19. und 20. Jahrhundert durchgeführt. Der erste war Marcussen aus Apenrade (1838, 1871 und 1892/93).

1. Weltkrieg fordert Metall

Für Kriegszwecke mussten 1918 alle Prospektpfeifen aus Zinn abgeliefert werden. Der mit dem Ausbau beauftragte Orgelbauer Marcussen bot 1917 den Gemeinden bronzierte Holzleisten für 1,10 Mark pro Meter zum Verkauf, um die leeren Propektfelder auszufüllen.

1930 war wieder eine Generalüberholung fällig. Im Vorfeld untersuchte der Landeskirchenmusikdirektor Erwin Zillinger das Instrument mit dem Ergebnis: »Das Werk, augenscheinlich noch dem 18. Jahrhundert entstammend, ist nach Material- und Klangwert unbedingt erhaltungswürdig und wird nach verständnisvoller Instandsetzung als eins der besten Instrumente Angelns wieder für lange Zeiten vollwertige Dienste tun«. Die Firma Furtwängler und Hammer aus Hannover reparierte die Orgel, wobei auch die fehlenden Prospektpfeifen ersetzt wurden. Allerdings waren aus Kostengründen nicht nur die stummen aus Zink gefertigt, sondern auch die 21 klingenden, die des Klanges wegen aus Zinn sein sollten.

Umfangreiche Reparaturen

Die nächste große Reparatur führte 1956 die Firma Brandt aus Quickborn durch. Wiederum wurde vieles verändert, so dass vor der nächsten Generalüberholung der Orgelbausachverständige der NEK, KMD i. R. Immo Wesnigk in seinem Gutachten im Jahre 2000 urteilte: »Die Originalität dieser Orgel [ist] in misslicher Weise gestört!« So war zum Beispiel, um die Orgel auf normale Kammertonhöhe tiefer zu stimmen, eine Veränderung des Tonumfangs (Tastenanordnung) durchgeführt, damit man nicht alle Pfeifen auf der Windlade umstellen musste; die Manuale waren so geändert, dass sie nicht mehr mit C, sondern erst mit D beginnen; in der hohen Lage war cis3 und d3 hinzugefügt. Dis war entfernt worden, Fis an fis0 angehängt und das C konnte von der Taste Dis angespielt werden.

Die Kirchengemeinde stand vor der Frage, ob man die Busch-Orgel mit allen Konsequenzen rekonstruieren solle oder ob man das an sich historische Elemente enthaltende Instrument unter Beibehaltung der im Laufe der Zeit veränderten Disposition restaurieren solle. Man entschloss sich aus finanziellen Gründen für die Restaurierung unter Beibehaltung der zuletzt vorhandenen Disposition. Mit vielen Veranstaltungen und Aktionen leisteten die Kirchengemeinde und der neu gegründete Orgelbauverein einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Finanzierung.

Orgel im Jahr 2007
Foto: Die Orgelpfeifen im Jahr 2007

Zur Orgelrestaurierung 2002/2003

Am 24. Juni 2002 begannen die Mitarbeiter der Orgelbaufirma Paschen/Kiel mit dem Ausbau der Orgel. Die Begutachtung der Orgel und die Betreuung der Restaurierungsarbeiten erfolgten durch Immo Wesnigk aus Eckernförde.

Die Windladen, die von Busch und Angel stammen, wurden mit höchster Sorgfalt restauriert. Die von Busch stammenden Manualklaviaturen wurden aus ihrer Entstellung auf den Originalzustand zurückgeführt, so dass wieder mit der Taste C begonnen wird und sie bei c3 enden. Der noch originale Knochenbelag des oberen Manuals wurde restauriert und der sich auf dem unteren Manual befindliche Belag aus Zelluloid (Herkunft nicht ausreichend geklärt, vielleicht Marcussen) wurde ebenfalls durch Knochenbelag ersetzt. Es erwies sich als notwendig, von den 954 vorhanden Pfeifen 298 zu erneuern.

Die Registertraktur der Manualwerke wurde überarbeitet und die Registermechanik des Pedalwerkes wurde neu erstellt, da es sich bei der alten Traktur um eine von Brandt aus dem Jahre 1956 stammende Traktur mit Aluminium-Wellen handelte.

Die Principal 8‘-Register des Hauptwerkes und des Pedalwerkes wurden durch neue Zinnpfeifen ersetzt, da die alten aus Zink waren. Außerdem wurde die Transmission einiger Töne in der großen Oktave entfernt und durch selbständige Pfeifen ersetzt.

Des Weiteren wurde ein neues Mixturregister im Manual angefertigt, da sich das alte aus Pfeifen unterschiedlicher Herkunft zusammensetzte und der Klang insgesamt zu bissig war.

In fünf Manualregistern waren überwiegend beziehungsweise teilweise Pfeifen von Johann Daniel Busch vorzufinden. In zwei Pedalregistern waren noch Pfeifen von Jürgen Angel.

Die Orgel in Ulsnis hat nun folgende Disposition:

HauptwerkC, D, Dis – c3NebenwerkC, D, Dis – c3
Principal8’ (neu)Gedackt8’ (Busch)
Oktave4’ (Busch)Trompete8’ (Busch)
Oktave2’ (wahrscheinlich Marcussen)Flöte4’ (Busch)
Sesquialtera (2f)(Busch)Waldflöte2’ (?)
Mixtur (3f)(neu)Quinte
Zimbel (2f)
1 1/3’ (Brandt)
(Brandt)
PEDALC, D, Dis – d1Zimbelstern(Busch/Brandt)
Subbass16’ (Brandt)Manualkoppel
Posaune16’ (Angel)HW an NW
Principal8’ (neu)Stimmung
Trompete8’ (Angel)a1 = 440 Hz
Oktave4’ (Brandt)
Nachthorn2’ (Brandt)
Rauschpfeife (3f)*(Brandt)
Die Angabe über die Herkunft des jeweiligen Registers ist in Klammern gesetzt
*Ursprünglich Pedalmixtur 4-5f, da diese Bezeichnung unpassend war, in Rauschpfeife 3f umbenannt.

Die Angabe über die Herkunft des jeweiligen Registers ist in der Tabelle in Klammern gesetzt. *Ursprünglich Pedalmixtur 4-5f, da diese Bezeichnung unpassend war, in Rauschpfeife 3f umbenannt.

Quellen:

  • Archiv der Kirchengemeinde Ulsnis im Archiv des Kirchenkreises Angeln (Kappeln)
  • Bericht des Orgelbauers Paschen (Kiel)

Die Pastoren der Kirchengemeinde Ulsnis

Von Johanna HeylandAus der Zeit vor der Reformation ist nicht bekannt, ob und wo die Priester in Ulsnis wohnten. Um 1530 bewirtschaftete das heutige Pastoratsland ein Edelmann namens Cleve Rönnau. Er verstarb 1534 und soll seinen gesamten Besitz der Kirche vermacht haben. So ist es möglich, dass die Pastoren von diesem Zeitpunkt an hier ihren Wohnsitz hatten. Belegt sind im Jahre 1600 Bauarbeiten für »de Studer buw« in »des Pastoren Huus«.

Alte Ansicht vom Pastorat
Foto: Alte Ansicht vom Pastorat.

Schriftliche Dokumente über die Pastoren in Ulsnis gibt es in den Rechnungsbüchern der Kirche seit 1561. Weitere Zeugnisse finden sich in den Registern der kirchlichen Amtshandlungen – Trauungen, Taufen, Sterbefälle und anderes. Das älteste dieser Kirchenbücher für das Kirchspiel Ulsnis stammt aus dem Jahre 1702.

Verzeichnis der Getauften und der Verstorbenden aus dem ältesten Kirchenbuch des Kirchenspiels Ulsnis von 1702.
Foto: Verzeichnis der Getauften und der Verstorbenden aus dem ältesten Kirchenbuch des Kirchenspiels Ulsnis von 1702.
Verzeichnis der Getauften und der Verstorbenden aus dem ältesten Kirchenbuch des Kirchenspiels Ulsnis von 1702.
Foto: Verzeichnis der Getauften und der Verstorbenden aus dem ältesten Kirchenbuch des Kirchenspiels Ulsnis von 1702.

 

Einzelne Pastoren haben auch persönliche Aufzeichnungen hinterlassen. Dazu kommen Visitationsberichte über den Zustand der Kirche, der Schulen und der Armenpflege im Kirchspiel, die in der Regel alle fünf Jahre vom Pastor dem Generalsuperintendenten vorgelegt werden mussten. Auch Gerichtsakten sagen bisweilen etwas über das Leben der Ulsnisser Pastoren. Diese sahen sich in manchen Fällen gezwungen, das ihnen zustehende Einkommen einzuklagen. Dabei soll nicht verschwiegen werden, dass es unter den Pastoren auch durchaus geschäftstüchtige Männer gab.

Bis zum Ende des 19.Jahrhunderts bekamen die Pastoren kein Gehalt, sondern zur Sicherung ihres Unterhaltes wurden ihnen bestimmte Güter und Rechte (Pfründe), die an das Amt gebunden waren, zur Verfügung gestellt. Die Besoldung der Pastoren erfolgte in früheren Jahrhunderten vorwiegend über Erträge aus Ackerland und Wald, die sie weitgehend selbst bewirtschaften mussten. Das bedeutete neben den seelsorgerischen und amtlichen Aufgaben einen erheblichen Aufwand. Auch stand ihnen vom »Zehnten«, der vom Bischof festgelegten Abgabe der Gemeindmitglieder, ein Drittel zu. Weitere Einnahmen ergaben sich aus dem Anspruch auf Gebühren für bestimmte Amtshandlungen. Auch bei jedem Hausverkauf und bei Grundstücksverträgen war an den Pastor ein Taler zu entrichten. Das hatte seinen Grund darin, dass es bis zur Einrichtung öffentlicher Schulen im 18. Jahrhundert in einer ländlichen Gemeinde kaum Schriftkundige gab und der Pastor im Namen der Bauern alle Kaufbriefe verfasste.

Neben den kirchlichen Aufgaben oblag den Pastoren offiziell bis 1872, in ländlichen Regionen wie Ulsnis sogar noch länger, die Aufsicht über das Schulwesen. Der Pastor prüfte, stellte die Lehrer ein und legte die Unterrichtsinhalte fest.

Die Predigerstelle wurde seit dem Jahre 1880 alternierend durch Wahl und Ernennung besetzt.

Wenn die meisten Pastoren in Ulsnis, wie in fast allen Gemeinden Schleswigs, eine Tochter ihres Vorgängers heirateten, lag dies nicht nur am Liebreiz der Töchter, sondern hatte mit der Versorgung der Pastorenfamilie zu tun: Die verwandtschaftliche Bindung brachte es mit sich, dass die Existenz der Hinterbliebenen gesichert war. Erst ab ca. 1900 finden wir Hinweise, dass die Pastoren nicht bis an ihr Lebensende ihren Dienst ausübten, sondern die Gemeinde verließen und in den Ruhestand gingen. Ob diese Zeit finanziell noch durch die Kirche abgesichert war, ist uns nicht bekannt.

Pastorat und Pastoratsscheune ca. 1930. Die Scheune wurde 1834/36 erbaut und um 1970 abgebrochen.
Foto: Pastorat und Pastoratsscheune ca. 1930. Die Scheune wurde 1834/36 erbaut und um 1970 abgebrochen.

Was die Kirchenrechnungsbücher und die Kirchenbücher von Ulsnis uns über Familiennamen verraten

Vom 14. bis 16. Jahrhundert war es Mode, seinen Namen zu latinisieren, also lateinisch klingen zu lassen. Die einfachste Variante war das Anhängen der lateinischen Endung – us, Dies zeigen zum Beispiel die Unterschriften unserer Pastoren aus dieser Zeit. (Andere Formen, die eher in bürgerlichen und gelehrten Kreisen verbreitet waren, waren Übersetzungen des Berufs aus dem Lateinischen, so wird zum Beispiel aus Fischer Piscator, aus Müller Mylius, aus Schmied Fabricius usw.).

In den Kirchenbüchern wird weiterhin eine in Skandinavien verbreitete Besonderheit deutlich: der fortlaufende Wechsel zwischen Vor- und Nachnamen in der gleichen Familie. Der Sohn erhielt den Vornamen seines Vaters als Nachnamen mit der Endung –sen (= Sohn). Als Beispiel: Der Kätner Clas Asmussen heiratet Elsabe Asmus. Der Sohn wird Asmus Clasen genannt, dessen Sohn wiederum heißt Clas und erscheint bei seiner Heirat unter dem Namen Clas Asmussen. So haben wir einen Namenswechsel über die Generationen, der jeweils dazu führt, dass der Enkel genauso heißt wie der Großvater.

Auch die Verwandlung des Berufs in den Familiennamen lässt sich in den Kirchenbüchern der Gemeinde Ulsnis ablesen, wo ein Mann zum Beispiel bei der Eheschließung mit dem Zusatz Schmidt (Schmied) versehen wird, der als Familienname seiner Nachkommen bestehen bleibt.

1561-1587 Hinrich Bock

Der erste evangelische Pastor, von dem wir mit Sicherheit wissen, dass er hier wirkte, war Hinrich Bock. In den ersten Kirchenrechnungsbüchern finden wir von 1561 an seine Unterschrift Hinricus Buck. Einem alten Bericht zufolge hatte er den Ulsnisser Hufnern südlich der Schlusbek (den Neunmännern oder Overbeckern) in der 1540ger Jahren die Landpacht gekündigt. Dieses Land war den Overbeckern 1527 überlassen worden, unter der Bedingung, dass sie »dem Karkherren jährlich und tho ewige Thyden« 7 Heitscheffel Hafer liefern sollten. In seiner Amtszeit wurde eine Glocke angeschafft und möglicherweise der Glockenturm errichtet.

1587-1599 Thomas Trochills

Der Nachfolger Hinrich Bocks unterschrieb mit Trochillus Tomaens. Er war Diakon zu Drelsdorf gewesen. Trochillus heiratete eine Tochter seines Vorgängers. Er ging 1599 nach Oeversee, wo er die Pfarrstelle seines verstorbenen Vaters übernahm.

1599-1636 Laurentius Thielsen

Sein Nachfolger war Laurentius Tilssen oder Thielsen, wie er sich auch nennt. Thielsen war Flensburger und liebte es, seinem Namen das »Flensburgensis« hinzuzufügen. In seiner Amtszeit entstand das Vorhaus mit dem Zahlenanker 1634. Thielsen soll 37 Jahre in Ulsnis als Pastor gewohnt und gewirkt haben.

1636-1672 Mathias Selmer

Es ist anzunehmen, dass ihm Mathias Selmer schon ab 1627 als Adjunkt zugeteilt war. Selmer ehelichte eine Tochter Thielsens. Seit 1636 wird er im Besitz der Pfarrstelle gewesen sein. Während seiner Amtszeit erreichte der 30jährige Krieg das Kirchspiel Ulsnis; Pastor Selmer war es, der für die Bauern die Kaufbriefe für den Landverkauf aufsetzte und unterschrieb, als sie sich von der Einquartierung der Schweden loskauften (siehe Kapitel Hestoft). In seiner Amtszeit wurde das ganze Kirchendach neu errichtet. Er starb am 28. April 1672.

1673-1715 Alexander Zesche

In der Amtszeit des Magisters Alexander Zesche wird deutlich, wie wichtig die Ländereien als Ernährungsgrundlage für die Pastorenfamilie waren. Bei den Predigerwechseln und Verpachtungen an die Hufner waren den Pastoren von den königlichen Verwaltern Ländereien und sonstige Einnahmen entzogen worden; die Ländereien hatten die Dreimänner und Neunmänner-Feldgemeinschaften bekommen, die Bareinkünfte behielten die Verwalter für sich selbst. Zesche hatte anfangs versucht, die Angelegenheit gütlich zu regeln, aber man machte ihm stattdessen noch weitere Einkünfte streitig, unter anderem den Taler für die Brautkrone, den Taler bei Hausverkäufen und sein Holz. Zesche kämpfte in einem Prozess, der von der Gegenseite absichtlich in die Länge gezogen wurde, mit großer Zähigkeit. Unterstützung erhielt er von seinem Adjunkten und Schwiegersohn Gotthardt Lorentzen, der mehrmals wegen des Prozesses beim König in Kopenhagen vorstellig war. Die Gerichtsurteile sprachen dem Pastor das Eingeklagte zu, die Verwalter ließen es ihm jedoch nicht zukommen. Letzten Endes starben beide Männer, ohne ihre Einkünfte und Ländereien wiederbekommen zu haben, Lorentzen nach längerem Krankenlager im Jahre 1713, Zesche am 20. Juni 1715. Während Pastor Zesches Amtszeit erhielt Ulsnis 1681/82 seine erste Orgel.

1716-1721 Detlef Breckling

Detlef Breckling trat sein Amt 1716 an und verließ Ulsnis 1721, nachdem ihm Graf Ahlefeld eine Stellung in Stoensee auf Langeland angeboten hatte. Dort wurde er Propst und starb 1751.

1721–1765 August Esmarch

August Esmarch, ein Sohn des Kreis- und Bezirksarztes Doktor (Physikus) Heinrich Christian Esmarch zu Flensburg, trat sein Amt 1721 an. Esmarch hinterließ eine Chronik seiner Amtszeit, die nicht nur von Neuerungen und baulichen Maßnahmen in der Kirche handelt, so von einem neuen Altar 1723, einer neuen Glocke 1728 und einer neuen Ausmalung des Kirchenraums 1747, sondern durch die wir auch von den Nöten der Menschen erfahren, seuchenartigen Krankheiten, der innerhalb eines Jahres 81 Einwohner zum Opfer fielen, und von der Verzweiflung angesichts einer verheerenden Viehseuche, die allein im Jahre 1745 700 Stück Großvieh vernichtete, darunter auch sämtliches Vieh des Pastors. Am 18. Mai 1765 starb Pastor Esmarch.

1765–1800 Johann Joachim Clasen

Eine der herausragendsten Persönlichkeiten unter den Ulsnisser Pastoren war sein Nachfolger und Schwiegersohn Johann Joachim Clasen, Sohn des Rektors Peter Clasen aus Rendsburg. Während seiner Amtszeit sehen wir viele Veränderungen und Neuerungen: den Neubau des Pastorats 1768, den Bau einer neuen Orgel 1784, die Erweiterung des Kirchenschiffs nach Osten, die Versetzung der Orgel in den Ostteil, etliche Verschönerungsarbeiten in der Kirche. Viele Schriftstücke sind von ihm erhalten, die uns einen aufgeschlossenen, kritischen, verantwortungsvollen Menschen zeigen. Ihm war es auch gelungen, nach einer Reihe von unfähigen Lehrern in Ulsnis einen so befähigten Pädagogen einzustellen, dass er im Visitationsbericht von 1787 seinem Vorgesetzten, dem Superintendenten Adam Struensee, stolz vermelden konnte:

»Der Zustand der Schulen hirselbst: In Hinsicht der Schulen ist folgendes anzumerken: Es ist hier eine Haupt- und Kirchspielschule, und dabey befinden sich 4 Nebenschulen. Der Hauptschule steht der hiesige Küster und Organist vor. Zu derselben gehört allein das Dorf Ulsnis, und die nahesten Kathen in Kirchenholz. Der itzige Küster ist ein sehr geschickter Mann; der nicht nur im Buchstabieren, Lesen, Schreiben, Rechnen und im Christentum Unterricht gibt, sondern der auch zur Erkenntnis der Erdbeschreibung, der Geschichte und im Styl einige, die es verlangen, anführet. Ja im Lateinischen hat er es so weit gebracht, dass er die Anfangsgründe dieser Sprache sehr gut inne hat, und Langnes Gespräche, und Müllers Chrestomalthie sehr gut explicieren kann. Auch in der music unterrichtet er die 4 hiesigen Schulhalter und die größeren Knaben, die dazu Lust haben. Daher auch verschiedene Kinder aus Schleswig und auch aus anderen Orthen bey ihm allhir zur Schule gehen.« (LA Abt 18, Nr. 48a III)

Seine Freundschaft mit dem Superintendenten Adam Struensee ging in die Geschichte bzw. Legendenbildung von Ulsnis ein: 1772 wurde des Superintendenten berühmter Sohn Johann Friedrich Struensee in Kopenhagen geköpft. Zum Zeitpunkt der Hinrichtung soll der Vater im Ulsnisser Pastoratsgarten geweilt haben.

In Clasens Amtszeit fiel auch die Verkoppelung, die Aufhebung der Feldgemeinschaften und die Privatisierung von Grund und Boden in der Gemeinde Ulsnis. Clasen starb am 25. Mai 1800.

1800–1805 Friedrich Wilhelm Brüning

Sein Nachfolger war Friedrich Wilhelm Brüning, ein Itzehoer, welcher bis dahin in Rendsburg gewirkt hatte und nach fünf Jahren nach Steinbeck ging.

1805-1826 Dietrich Boysen

Dietrich Boysen wurde am 21.4.1763 in Flensburg geboren, war ab 1790 Diakon in Garding und ab 1800 Pastor in Süderbrarup und Loit. So wie seinen aufklärerisch gesinnten Vorgängern lag ihm daran, den Menschen in seiner Gemeinde viel Wissen zu vermitteln. 1807 gründete er eine Lesebibliothek, die, als Verein nach dem Vorbild der städtischen Lesegesellschaften, dem Lese- und Bildungsbedürfnis auch der ärmeren Einwohner entgegenkam. Im Konfirmandenunterricht vermittelte er den Jugendlichen praktisch-aufklärerische und naturwissenschaftliche Kenntnisse. Nach neunjährigem Krankenlager starb Pastor Boysen am 4.3.1826. Sein Grabmal steht noch heute auf dem Friedhof in Ulsnis.

1826–1827 Christoph Theodor Kuhlmann

Als Nachfolger kam Christoph Theodor Kuhlmann, als Sohn des Lombardschreibers J. M. Kuhlmann in Schleswig geboren am 2.2.1770. Bevor er nach Ulsnis kam, war er Pastor in Sieverstedt und Glücksburg. Er starb nur ein Jahr nach seinem Amtsantritt.

Nissen Gregor Wedel, sein designierter Nachfolger, der Pastor zu Dahler gewesen war, starb noch vor seiner Amtseinführung.

1828-1852 Nicolaus Friedrich Moritzen

Nicolaus Friedrich Moritzen wurde am 22.6.1783 im Kirchspiel Sörup geboren und hatte in Stedesand und Lindholm gewirkt. Anders als seine Vorgänger, denen mehr am Gartenbau als an der Landwirtschaft gelegen war, zeichnete sich Friedrich Moritzen durch die mustergültige Führung seiner Landwirtschaft aus. Dafür wurde er von Zeitgenossen gerühmt und in Ulsnis noch von späteren Generationen von Bauern als Vorbild verehrt. Darüber hinaus engagierte er sich politisch: Ihn berührte die bittere Armut eines großen Teils der Bevölkerung, er prangerte die hohen Abgaben auf den Landbesitz und die Verschwendungssucht der Reichen an; er machte Verbesserungsvorschläge und rief immer wieder nach dem Staat, um Änderungen herbeizuführen. 1848 wurde er sogar Mitglied der Landesversammlung. Nachdem er 1852 in den Ruhestand versetzt worden war, starb er 1859, ohne irgendeine Alterssicherung erhalten zu haben.

1853-1862 Theodor Sextus Kühnel

Weniger beliebt machte sich sein Nachfolger Theodor Sextus Kühnel, weil er ein glühender Verehrer des dänischen Königs Friedrich war und in der Kirche die dänische Sprache gegen den Willen der Bevölkerung einführen wollte. Unvergesslich blieb er durch seinen »Gänseprozess«, der mit der Tradition zu tun hatte, dass jeder Kätner dem Pastor jährlich eine Gans zu liefern hatte. Dieses Gewohnheitsrecht des Pastors stammte noch aus der Zeit vor der Verkoppelung, als die Kätner der einzelnen Dörfer gemeinschaftlich sehr viele Gänse halten konnten, da die Wegränder und Stoppelfelder als Weide und eine Vielzahl von Kindern als Hirten zur Verfügung standen. Durch die Aufhebung der Feldgemeinschaften und die Einführung des Schulzwanges hatten sich die Bedingungen jedoch grundlegend geändert, so dass die Kätner kaum noch in der Lage waren, Gänse zu halten. Fast alle waren mittlerweile dazu übergegangen, dem Pastor an Stelle der Gänse Geld zu geben. Pastor Kühnel jedoch beharrte auf der Gänselieferung und ging vor Gericht. Zunächst bekamen die Kätner Recht, doch nach wiederholten Eingaben des Pastors an das Gottorper Visitatorium musste jeder Kätner, einschließlich der Nachzahlungen für die vergangenen Jahre, dem Pastor mehr als fünf Taler zahlen.

Zu Beginn seiner Amtszeit ließ er die Steinwälle des Friedhofs aufsetzen und mit Eichen bepflanzen. 1862 ging er nach Tarup in Jütland.

1862–1880 Johann Rhode Friedrich Augustiny

Ganz anders angesehen war sein Nachfolger Augustiny. Geboren am 6.4.1803 in Missunde, stammte er aus einer alten Pastorenfamilie und hatte eine Ausbildung als Lehrer und Pastor absolviert, sowie mehrere Jahre in Schönhagen, auf der Hallig Oland und in Hollingstedt als Lehrer und Prediger gearbeitet. Während seiner Amtszeit in Hollingstedt verfasste er 1852 eine Chronik des dortigen Kirchspiels. Sein besonderes Verständnis für die Not der Landbevölkerung veranlasste ihn, gleich nach seinem Amtsantritt in Ulsnis die Kätner von den Gänselieferungen zu befreien. Er war außerordentlich beliebt bei den Einwohnern. Seine Landwirtschaft betrieb er vorbildlich, sie wurde gern von den Bauern besichtigt. Am Rande des Pastoratsgartens legte er zwei Fischteiche an. Er starb 1880; sein Grab auf dem Ulsnisser Friedhof ist noch erhalten.

Dietrich Theodor Johann Peters 1881-1910

Geboren am 12.9.1840 in Borstel, wurde Theodor Johann Peters – nach dem Studium der Pädagogik, der Theologie und einer Tätigkeit als Lehrer – Rektor in Eckernförde, dann Pastor von Osterhever und kam 1881 nach Ulsnis. Über ihn haben wir einige Informationen durch seinen Neffen Waldemar Bonsels, den Verfasser der »Biene Maja«, der seinen Onkel als »ein guter Geschäftsmann« mit einem stattlichen Vermögen beschreibt. Dieses erwarb er hauptsächlich durch die Mast von Ochsen und deren Verkauf nach England, darüber hinaus durch Verpachtung der Ländereien an die Bauern, Verkauf der Produkte seines Gartens und durch äußerste Sparsamkeit in der Lebensführung. Selbst den Besuch seines Neffen ließ er sich von dessen Vater bezahlen. 1910 ging er in den Ruhestand.

1910-1931 Julius Loos

Die Amtszeit von Julius Loos fiel in eine unruhige Zeit. Gegen Ende des 1. Weltkrieges konnte er es nicht mehr verhindern, dass die großen Zinnpfeifen der Orgel und die schwere Bronzeglocke als kriegswichtiges Metall abgeholt wurden. Die Glocke kam 1919 zurück. 1930 sorgte er dafür , dass der alte romanische Taufstein wieder in die Kirche geholt wurde, – dieser war mittlerweile im Dorf als Kühlwasserbehälter und als Blumenkübel benutzt worden -, ebenfalls gelang es ihm mit viel Beharrlichkeit, das Reiterstandbild des Heiligen Georg aus dem Flensburger Museum wieder nach Ulsnis zu holen und etliche Restaurierungsarbeiten in der Kirche durchzusetzen. Die Orgel fand er in einem so desolaten Zustand, dass eine sehr teure Reparatur von über 3.500 Reichsmark nötig war, wobei auch die verlorenen Orgelpfeifen wieder ersetzt wurden. Diese Summe wurde allein durch zinslose Darlehen der Gemeindemitglieder aufgebracht. Pastor Loos war zudem ein engagierter Pomologe, er züchtete viele Apfelsorten. Ein großer Teil der heute noch vorhandenen Apfelhochstämme im Pastoratsgarten wurde von ihm gepflanzt. 1931 ging er nach Oldenburg, wo er kurz zuvor gewählt worden war.

1932-1935 Johannes Ludwig Thießen

Johannes Ludwig Thießen, geb. am 21.3.1897 in Apenrade, nahm als Kriegsfreiwilliger der Kaiserlichen Marine am Ersten Weltkrieg teil und begann erst danach seine theologische Laufbahn. Nach zwei Stellen in Dithmarschen und im Lauenburgischen kam er nach Ulsnis, wo er jedoch nur drei Jahre blieb, um 1935 nach Mildstedt zu wechseln.

1936–1941 Klaus Rudolf Schlüter

Rudolf Schlüter, geboren am 26.6.1909 in Heinkenbostel, kam, nach einem Theologie-Studium und dem Vikariat in Kiel, 1936 nach Ulsnis. Er war während des Krieges nicht als Militärpfarrer tätig sondern war am 6. Mai 1940 zu einer MG-Einheit eingezogen worden, dann zunächst in Frankreich stationiert und vom 22. Juni 1941 bis zu seinem Tod am 5. August 1941 in der Sowjetunion. Seinen Namen finden wir vor dem Glockenturm in der Liste der gefallenen Soldaten.

Goldene Konfirmation am 10. Juli 1938, rechts hinten steht Pastor Schlüter. Foto: Remmer.
Foto: Goldene Konfirmation am 10. Juli 1938, rechts hinten steht Pastor Schlüter. Bild: Remmer.

1941–1945 Arthur Sophus Martensen, Kahleby

Während der Kriegsjahre, bedingt durch den Tod Pastor Schlüters, betreute Pastor Martensen aus Kahleby die Gemeinde in Ulsnis mit.

1945-1947 Johannes Feldt

Gleich nach dem Krieg war Johannes Feldt kommissarisch als Pastor in Ulsnis eingesetzt. Er baute einen Frauenhilfsdienst auf, der die vielfältigen karitativen Aufgaben in der Gemeinde wahrnehmen konnte. Die Armut vieler Menschen war sehr groß. Im Pastoratsgarten wurde noch während der folgenden zehn Jahre jede freie Fläche zum Anbau von Nahrungsmitteln benötigt für die vielen Heimatvertriebene und Flüchtlinge, die kein eigenes Land hatten.

1947–1956 Hugo Vidal

Die Amtszeit von Hugo Vidal, geb. am 3.12.1909 in Hof Selmsdorf, stand unter dem Eindruck eines Neubeginns nach dem Krieg. Mit großer Energie machte er sich daran, das Gemeindeleben weiter zu beleben und die Kirche in einen Raum zu verwandeln, in dem die Gemeinde sich zu Hause fühlte. Die Kirchengebäude befanden sich in einem vernachlässigten Zustand. Ähnlich wie sein Vorgänger Pastor Loos brachte Pastor Vidal durch zinslose Anleihen bei den Gemeindemitgliedern eine große Summe zusammen um, unter Einbindung nicht nur der Gemeindemitglieder, sondern auch aller ortsansässigen Handwerker und Künstler, den Glockenturm grundlegend zu renovieren und mit Hilfe des Kirchenmalers Langbehn den Kirchenraum zu verschönern, besonders durch Freilegung und farbliche Neugestaltung der Balkendecke in Anlehnung an die vorgefundenen barocken Mustern. Eine weitere Gemeinsamkeit mit Pastor Loos war Vidals Interesse für den Gartenbau; als kenntnisreicher Pomologe züchtete und pflanzte er viele Obstbäume, die heute, gemeinsam mit denen von Pastor Loos, den größten Teil des Bestandes ausmachen. Der Pastoratsgarten wurde von ihm und den im Pastorat untergebrachten landlosen neuen Dorfbewohnern intensiv zur Selbstversorgung genutzt.

Der Pastoratsgarten in einem Luftbild ca. 1954.
Foto: Der Pastoratsgarten in einem Luftbild ca. 1954.

Die Geschichte des Kirchengebäudes faszinierte Pastor Vidal so, dass er einen Umbau zur Wiederherstellung des ursprünglichen romanischen Chorraums und Torbogens plante, wie dies auch in der Nachbargemeinde Boren geschehen war, – wodurch zweifellos auch historisch wertvolle Spuren aus romanischer Zeit zutage getreten wären – ; aber so grundlegende Veränderungen wie den Abriss des Ostteils von 1796 und eine Zurücksetzung der Orgel in den Westteil wollte der Kirchenvorstand nicht mittragen. 1956 folgte Hugo Vidal einem Ruf nach Satrup, doch kehrte er nach seiner Pensionierung zurück nach Steinfeld und nahm noch lange Anteil am Gemeindeleben.

1956–1973 Hans Andresen

Die Amtszeit von Hans Andresen, geb. am 19.7.1907 in Arrild (Nordschleswig), begann mit einer unter seinem Vorgänger vorbereiteten umfangreichen Orgelrestaurierung. Er kümmerte sich weiter um den Ausbau des Gemeindelebens und hinterließ uns, wie sein Vorgänger auch, eine ausführliche Chronik seiner Arbeit. Sein Interesse für die Kirchengeschichte war groß, er veranlasste die Neugestaltung des Altarraumes und restaurierte die Inschriften eines vernachlässigten gotischen Altarbrettes. 1959 wurde eine Bronzeglocke neu beschafft, als Ersatz für die 1942 für Kriegszwecke eingeschmolzene.1960 wurde anstelle des Unterstandes für den Leichenwagen eine Leichenhalle eingerichtet. Das Pastorat erfuhr einen Umbau. 1965 wurden die großen Gedenktafeln im Vorbau der Kirche angebracht. Im Pastoratsgarten stellte Pastor Andresen den Ziergartenbereich wieder her und erweiterte ihn um ein Farnbeet und einen großen Steingarten. Nach seiner Pensionierung wohnte er in Lindaumühlenholz.

1973–2006 Friedhelm Kummetz

Friedhelm Kummetz, geboren am 17.3.1941 in Berlin, gründete einen Kirchen- und einen Posaunenchor. In seine Amtszeit fiel die Ausstattung der Kirche mit neuem Fußboden und neuer Uhrenschlagglocke Die Farbgebung des Innenraums wurde verändert, die Balkenornamente von 1949 einfarbig übermalt. 1996 wurde der Glockenturm um eine dritte Glocke bereichert und etwas später die Orgel umfangreich restauriert. 2006 ging Pastor Kummetz in den Ruhestand.

ab 2006 Burkhard Mentz

Geboren am 18.3.1964 in Hamburg, war Burkhard Mentz seit 1994 Pastor in Boren. Im April 2006 wurde die Ulsnisser Pfarrstelle als Verbundpfarrstelle mit der Kirchengemeinde Boren zu je 50 Prozent zusammengelegt. In den Jahren 2008 und 2009 wurde das Ulsnisser Pastorat umfassend restauriert und wird seit Juni 2009 von der Pastorenfamilie bewohnt.

In Pastor Mentzs Amtszeit fiel eine einschneidende Umstrukturierung im Kirchenkreis Angeln. 2009 fusionierte der bisherige Kirchenkreis mit den Kirchenkreisen Schleswig und Flensburg zum Kirchenkreis Schleswig-Flensburg, die Verwaltung wurde von Kappeln nach Schleswig verlegt. Da es in der Region um Süderbrarup – dazu gehören die Kirchengemeinden Boren, Ulsnis, Süderbrarup-Loit, Böel und Norderbrarup – nur vier Gemeindepfarrstellen gibt, wurde eine Regionalpfarrstelle für besondere Aufgaben geschaffen. Pastorin Lindemann-Tauscher unterstützt die Kirchengemeinden mit vielen Angeboten.

Quellen

  • Dircks, Gustav: Pastoren der Ulsnisser Kirchengemeinde. In: Jahrbuch des Heimatbundes Angeln, Jg. 6, 1935, S. 74 ff
  • Wendland, Bernd: Historische Pfarrhöfe und Pastoratsgärten. Husum 2004
  • Ders.: Ulsnis – ein traditioneller Pastoratsgarten mit Vorbildcharakter. In: Schleswig-Holstein. Kultur, Geschichte, Natur. Heft 5/2004, S. 1-6
  • Landesarchiv Schleswig-Holstein (Schleswig)
  • Kreisarchiv Schleswig-Flensburg (Schleswig)
  • Archiv der Kirchengemeinde Ulsnis im Archiv des Kirchenkreises Angeln (Kappeln)

Das Unternehmen eines Pastors der Aufklärung: Die Kirchspielsbibliothek in Ulsnis 1807 bis 1810

Von Johanna Heyland 2008 entdeckte Dörte Schattke bei der Durchsicht der auf dem Pastoratsboden aufgefundenen Bücher ein altes Rechnungsbuch, aus dem später ein aufmerksamer Spezialist für Bibliothekswesen, Professor Kay Birkner, ein bisher unbekanntes Kapitel der Dorfgeschichte herauslas und in einem Vortrag lebendig machte.

Das Buch trägt den Titel: »Rechnungsbuch der Bibliothek Ulsnis von 1807–1910«. Wir geben hier eine kurze Zusammenfassung der Erkenntnisse von Professor Birkner.

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte sich in Deutschland der Buchmarkt in rasanter Geschwindigkeit. Bedingt durch die politische Entwicklung – französische Revolution und Verbreitung der Ideen der Aufklärung – sowie durch den Ausbau des Schulwesens, gab es in breiten Bevölkerungsschichten einen ständig wachsenden Bedarf einerseits an neuen politischen, gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Publikationen, andererseits auch an belletristischer und poetischer Literatur. Dem trugen die Verlage Rechnung. Druckerzeugnisse waren jedoch verhältnismäßig teuer.

In den Städten bildeten sich daher aufklärerische Lese-Zirkel und Lese-Gesellschaften als Vereine, die sich aus ihren Mitgliedsbeiträgen neue Literatur und Zeitschriften gemeinsam kauften und nach der Lektüre darüber diskutierten. Etwas Entsprechendes hatte Pastor Dietrich Boysen zur Förderung der Aufklärung seiner Gemeinde im Sinn, als er 1807 in Ulsnis eine eigene Kirchspielsbibliothek oder »Lesebibliothek« gründete. Eine Schulbibliothek für den Unterricht in den Kirchspielsschulen plante er laut Rechnungsbüchern in Ulsnis schon seit seinem Amtsantritt 1805.

Die »Lesebibliothek« daneben sollte als Verein das Lese- und Bildungsbedürfnis der Erwachsenen, besonders in den ärmeren Bevölkerungsschichten, anregen. Die Vereinsbeiträge staffelten sich nach Einkommensverhältnissen. Es gab die drei Kategorien Hufner, Kätner und Abnahmeleute sowie Auswärtige. Da auch Kirchspielgelder aus dem Schulbudget einflossen, zahlten Auswärtige (Eingetragen sind hier Leser aus Brodersby, Kappeln, Loit, Lindau und Rabenkirchen) einen höheren Beitrag als die Einheimischen. Insgesamt verfügte der Verein in der ersten Zeit über ein stattliches Vermögen von 400 Ml (=lübsch) und vermochte 65 Titel in 150 Bänden anzuschaffen.

Die Auswahl der Bücher traf der Pastor selbst. Er entschied sich für eher unpolitische Werke, einerseits erbauliche moralisch-belehrende, andererseits bot er den Mitgliedern praktische Ratgeber zu allen Bereichen der Landwirtschaft oder naturwissenschaftliche Handbücher. Eher in der Minderzahl war die reine Unterhaltungsliteratur.

Parallel dazu wurden weiterhin Schulbücher und Schautafeln für die Schulen des Kirchspiels angeschafft.

Im Laufe der Jahre nahmen jedoch Leseinteresse und Jahresbeiträge ab und umfangreiche Neuanschaffungen waren nicht mehr möglich, zumal »Bey der Umwechselung und Zurücklieferung der hiesigen Lesebücher … große Unordnungen vorgefallen (sind), wobey mehrere Lesebücher verlorengegangen sind.« (Pastor Boysen). Damit war nach vier Jahren das Ende der Kirchspielsbibliothek erreicht. Ab 1811 verzeichnet das Rechnungsbuch nur noch Anschaffungen für die Schulbibliothek.

Der jährliche Beitrag zur Schulbibliothek blieb übrigens im Kirchenhaushalt bis 1910 ohne Rücksicht auf allgemeine Preissteigerungen und unabhängig davon, dass 1872 die Schulaufsicht – zumindest offiziell – landesweit von der Kirche auf den Staat übergegangen war, konstant bei 30 Mark, so dass der Rahmen für Neuanschaffungen für den Schulunterricht immer enger wurde.

Die Gemeindechronik von 1987 erwähnt für das Jahr 1906 noch eine »Volksbibliothek« unbekannten Schicksals im Hause des Lehrers Tüxen, wo wöchentlich gegen eine geringe Gebühr Bücher entliehen werden konnten.

Der Pastoratsgarten

Von Ursula HaggeIn unserer Gemeinde gibt es einen Pastoratsgarten, der in seiner Art ganz besonders schön und interessant ist. Es sind zwei Dinge, die ihn auszeichnen: seine Lage und seine Geschichte.

Verbunden durch einen ca. 150 m langen Kirchensteg zwischen Feldern liegt südlich der Kirche das Pastorat mit seinem im Kernbereich ca. 6.000 m großen Garten.

Im Jahre 1534 hat der Edelmann Cleve Rönnau seinen Hof mit dem dazugehörigen Land der Kirche vermacht. Es ist anzunehmen, dass der Standort dieses Edelhofes nicht der Standort des heutigen Pastorats ist. Das jetzige Gebäude wurde 1768 als Wohnhaus mit Wirtschaftsteil neu errichtet. Bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Pastoren Landwirte und Selbstversorger. Ihr Haupteinkommen waren die Pfründe, die Einnahmen aus den Pfarrländereien. Südlich des Gebäudes schließt sich der Garten an und fällt zur »Ulsnisser Schweiz« ab. Nach Osten, zur Schlei hin, wird der Garten geschützt durch den Laubmischwald »Bonnerüh«, nach Westen durch einen Knick, einen großen Walnussbaum und einige Obstgehölze. Ein weiterer Bestandteil des Pastorats sind zwei Fischteiche, welche in ihrer Anlage noch zu erkennen sind. Die Übergänge vom Garten in die Landschaft sind fließend und offen, wodurch die Großzügigkeit der Anlage hervorgehoben wird.

Der Garten ist wohl seit seinen Anfängen eingeteilt in die drei Bereiche Nutzgarten, Ziergarten und Obstgarten. Er wurde jeweils nach den Bedürfnissen öfter umgestaltet. Auf dem Ölgemälde von Hinrich Hinrichsen aus dem Jahre 1903 wird der prächtige Ziergarten mit der Veranda dargestellt.

Aus dieser Zeit sind noch die Reste einer Eibenlaube und einer Lindenlaube erhalten, auch Weinreben gab es damals schon an der Südwand. Aus neuerer Zeit stammen der Walnussbaum, sowie ein Feigenbaum am Haus, der in diesen nördlichen Breiten reichlich Früchte trägt.

Westlich des Hauses steht eine Reihe sehr hoher Buchsbäume. Sie sind über 200 Jahre alt, stammen mithin etwa aus der Gründungszeit des Pastorats. Man nennt sie den »Struenseesteig« (siehe weiter unten »Die Legende des Struenseesteigs im Ulsnisser Pastoratsgarten«).

Im Zusammenhang mit der Sanierung des Pastorats 2008 wurde der Garten unter Denkmalschutz gestellt und vom Landesamt für Denkmalpflege eine alte historische Struktur herausgearbeitet.

Ein kleiner Gemüsegarten, der sich an den Ziergarten anschließt, ist eingezäunt mit einem Staketenzaun und wird von Schülergruppen des Schullandheims gepflegt und genutzt.

Im östlichen, etwas tiefer liegenden Teil des Geländes schließt sich der Obstgarten mit vielen, teilweise alten Ostsorten an. Im Laufe des 19 Jahrhunderts beschäftigten sich viele gebildete Pastoren mit der Obstbaukunde und waren hierin, wie auch in der Kräuterkunde und in der Landwirtschaft, Lehrer. Die meisten Bäume im Obstgarten wurden zu r Amtszeit der Pastoren Loos und Vidal gepflanzt. Noch heute sind im Ulsnisser Pastoratsgarten so wohlklingende Apfelsorten wie Großherzog Friedrich von Baden, Wohlschmecker aus Vierlanden, Landsberger Renette, Purpurroter Cousinot und Himbeerapfel von Holwaus. An besonderen Birnensorten sei genannt: Gute Graue Birne, Bergamotte und die Neue Poiteauxbirne Der bekannte Pomologe Meinolf Hammerschmidt benannte in der Folge der historischen Gartengestaltung die Bäume und leitete die Pflege ein.

Es bestehen zwei Geschichten im Zusammenhang mit dem Ulsnisser Pastoratsgarten

Die eine dreht sich um den Generalsuperintendenten Dr. Adam Struensee, dem Vorgesetzten und Freund des Ulsnisser Pastors Johann Joachim Clasen.

Die zweite stammt aus den Erinnerungen Waldemar Bonsels, des Verfassers der »Biene Maja«, die wohl jeder kennt. Er war der Neffe des Ulsnisser Pastors Theodor Johann Peters, der hier von 1891 bis 1910 wirkte. Wie Waldemar Bonsel in seinen Lebenserinnerungen bekundet, war er als Kind oft in den Ferien bei seinem Onkel, dessen Fähigkeiten auf dem Gebiet des Land- und Gartenbaus bereits große Anerkennung fand. Der Ulsnisser Pastoratsgarten hat bei Bonsel einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, denn in seinen Lebenserinnerungen widmet er ihm ein ganzes Kapitel. Er schreibt, dass die Inspiration zur »Biene Maja« aus diesem Garten kommt. Er spricht in diesem Zusammenhang vom »Glanz der Stille und dem Glück der Wanderschaft in den Gärten der eigenen noch schlummernden Seele.«

Die Legende des Struenseesteigs im Ulsnisser Pastoratsgarten

Von Johanna Heyland Westlich des Hauses befindet sich als ältester Bestandteil des Gartens eine Reihe von über 200 Jahre alten, beeindruckenden Buchsbäumen. Man nennt sie bis heute auch »Struenseesteig«. Das hat seinen Ursprung in einer Legende, die mit dem Vater des berühmten Johann Friedrich Struensee zu tun hat.

Johann Friedrich Struensee begleitete im Jahre 1768 den dänischen König Christian VII als Arzt auf dessen Reise durch Europa. Er gewann die Zuneigung des jungen Königs und wurde sein Leibarzt und Vertrauter. Nachdem der König ihn zum Geheimen Kabinettsminister ernannt hatte, übernahm Struensee nach und nach die Staatsgeschäfte des psychisch labilen Königs und setzte in Dänemark die Ideen der Aufklärung um: Meinungs- und Pressefreiheit, Abschaffung der Folter, Reform des Schulwesens. Seine fortschrittlichen Ideen und sein rascher Aufstieg machten ihn bei Hofe rasch unbeliebt Eine heute weitgehend als sicher angenommene Affäre mit Christians VII. Gattin, Königin Caroline Mathilde, später Thema zahlreicher Romane und Theaterstücke, wurde schließlich von Struensees Gegnern ausgenutzt. Geschürte Gerüchte, er plane einen Umsturz, führten schließlich zu seiner Arrestierung. In eine Geheimprozess wurde er zum Tode verurteilt.

Sein Vater, der Generalsuperintendent Adam Struensee (1708-1791), Bild unten, war ein Freund des Ulsnisser Pastors Johann Clasen.

Adam Struensee
Generalsuperintendent Dr. Adam Struensee

Der Legende nach ging er am Morgen des Hinrichtungstages, dem 28. April 1772, an den Buchsbäumen neben dem Pastorat auf und ab und wartete dort vergeblich auf ein Begnadigungsschreiben. Sein Sohn wurde an diesem Tag um acht Uhr in Kopenhagen geköpft.

Orgelbauverein Ulsnis e.V.

Von Richard Krohn Weihnachten 1997: Inmitten der Besucher der weihnachtlichen Mitternachtsmesse sind zwei Damen, die freudig auf das Erklingen des Zimbelsterns beim Lied »Stille Nacht, Heilige Nacht« harren. Diesmal ist es Herrn Schendel wohl nicht gelungen, den Mechanismus so weit zu präparieren, dass der Zimbelstern erklingt.

Eine der beiden Damen, Frau Angela Jürgensen aus Ulsnis, beschließt daraufhin, einen Verein ins Leben zu rufen, der die Kirchengemeinde ideell und finanziell bei der Restaurierung der Orgel unterstützt – wie es später im Gründungsprotokoll heißen wird. Im folgenden Jahr, am 15. Mai 1998, erfolgt die Gründung des Orgelbauvereins Ulsnis e. V. im Gemeindeteil des Pastorats.

Die daraufhin von Herrn Wesnigk, dem Orgelsachverständigen der Nordelbischen Kirche, erstellte Expertise ergibt zur Überraschung vieler in der Gemeinde, dass die Orgel historisch bedeutsam und erhaltenswürdig ist.

Aus den 16 Gründungsmitgliedern wurden im Laufe der Jahre 54 Mitglieder, 54 Bürger der Gemeinden Ulsnis und Steinfeld, die das ganze Spektrum der örtlichen Gesellschaft widerspiegeln.

Der in einer ersten Kalkulation genannte finanzielle Beitrag des Vereins zur Restaurierung der Orgel wurde um ein Vielfaches übertroffen.

Die Restaurierungsarbeiten an der Orgel wurden 2003 abgeschlossen.

Auf der Jahreshauptversammlung am 26. Januar 2005 beschlossen die Mitglieder, für das Jahr 2005 eine Ruhepause einzulegen, da aus der Orgelrestaurierung keine weiteren Verbindlichkeiten mehr bestanden.

Die Jahreshauptversammlung beschloss ferner, 2006 eine Umbenennung des Vereins vorzunehmen und sich neuen Aufgaben im Bereich der Kirchengemeinde zu stellen.

Auf der Jahreshauptversammlung 2006 beschlossen die Anwesenden die Umbenennung des Orgelbauvereins in den »Förderverein der Kirche zu Ulsnis«. Und auf der Jahreshauptversammlung 2006 beschloss der Orgelbauverein seine Umbenennung in den »Förderverein der Kirche zu Ulsnis«.

Satzungsbestimmte Zielsetzung des Vereins ist die Unterstützung der Kirchengemeinde beim Erhalt der historischen Anlage von Kirche und Glockenturm. Bestandteil der Arbeit des Vereins ist die Ausrichtung musikalischer Veranstaltungen in der Kirche sowie ein Herbstmarkt, der in einem regelmäßigen Turnus von zwei Jahren im Pastorat stattfindet. 50 Bürger der Gemeinden Steinfeld und Ulsnis sind Mitglied des Vereins.

Förderverein der Kirche zu Ulsnis e.V.

Von Richard KrohnSatzungsbestimmte Zielsetzung des Vereins ist die Unterstützung der Kirchengemeinde beim Erhalt der historischen Anlage von Kirche und Glockenturm.

Bestandteil der Arbeit des Vereins ist die Ausrichtung musikalischer Veranstaltungen in der Kirche, ein Herbstmarkt, der in einem regelmäßigen Turnus von zwei Jahren am Pastorat stattfindet, sowie Kirchenführungen, Pastoratsgartenführungen und die Erstellung eines ansprechenden Kirchenprospekts (Download hier als PDF-Datei). Auch der Kontakt mit den entsprechenden Fördervereinen der Nachbargemeinden wird gepflegt.

Das erste abgeschlossene Projekt des Fördervereins war es, finanzielle Mittel bereitzustellen, um den Glockenturm für Besucher begehbar zu machen. Gemeinsam mit dem Kirchenvorstand strebt der Förderverein die Restaurierung und Rückführung eines frühgotischen Kruzifixes aus dem Magazin des Flensburger Museums an.

Erster Vorsitzender des Vereins ist Richard M. Krohn, die stellvertretende Vorsitzende ist Ursula Hagge. Rechnungsführer ist Sigurd Hoffmann, Protokollführerin ist Helga Klinker. Beisitzer sind Lilo Richter, Marie-Luise Frahm und Klaus Klinker (Stand: 2010).