Landwirtschaft

Hofanlagen in Angeln – einige Sonderformen

Von Meike Roos und Michael Böhmke Schleswig-Holstein ist besonders reich an verschiedensten Haus- und Hofformen. Jede Region und jedes Jahrhundert hat eine besonders geeignete Form für Wohnen, Viehhaltung und Lagerung gefunden. Dabei kann man verfolgen, wie Einflüsse und Wissen oft von anderen Ländern und Regionen wanderten.

Was die Höfe in Angeln betrifft, datieren die ältesten noch erhaltenen Gebäude ins 17. Jahrhundert. Dabei ist gleichmäßig über ganz Angeln verteilt das sogenannte schleswigsche Wandständerhaus anzutreffen, ein queraufgeschlossenes Gebäude mit Wohnteil, Lohdiele und Stall. Dieser Haustyp ist nicht nur in Angeln zu finden, sondern in ähnlicher Form auch in Teilen Dänemarks. Er behielt über viele Jahrhunderte seine Bedeutung; im 17. und 18. Jahrhundert baute man in Fachwerk, im 19. Jahrhundert dann in massiver Ziegelbauweise.

Doch Angeln ist eine Grenzregion, hier treffen sowohl dänische als auch niederdeutsche Einflüsse aufeinander. Und so entstand im südlichen Teil Angelns ein Hoftyp, der den Wohnteil des schleswigschen Hofes mit dem Wirtschaftsteil des niederdeutschen Hallenhauses kombinierte: das Südangeliter Fachhallenhaus. Einige bedeutende Exemplare dieses Baustils datieren ins 17. Jahrhundert, die meisten der noch erhaltenen Gebäude stammen jedoch aus dem 18. Jahrhundert.

Der Bautyp des Südangeliter Fachhallenhauses

Betrachtet man die beiden Haustypen, das schleswigsche Wandständerhaus und das südangeliter Fachhallenhaus, so fällt auf, dass Stalltür und Lohtor bei letztgenanntem nicht mehr in der Längswand, sondern in der Giebelwand zu finden sind. Betritt man die Loh durch das große Tor, die Groot Döör, erstreckt sich die breite und hohe Diele in Längsrichtung bis zum Wohnteil. Sie wird flankiert von Ständerreihen, ähnlich wie bei gotischen Kathedralen, welche die Dachlast tragen. Rechts und links, in den Abseiten oder Kübbungen, befand sich das Vieh. Dieser dreischiffige, hallenartige Stall- und Dielenteil bot Vorteile gegenüber dem Wirtschaftsteil des schleswigschen Hofes: Die Loh war deutlich breiter, länger und auch höher, und konnte mit beladenen Erntewagen befahren oder auch zum Dreschen und ähnlichen Arbeiten genutzt werden. Obwohl die Abseiten recht schmal waren, boten sie doch Platz für mehr Vieh.

Man übernahm in Südangeln aber nicht einfach die niederdeutsche Hofform; offensichtlich wollte man zwar die Vorteile des niederdeutschen Wirtschaftteils für sich nutzen, nicht aber auf den Wohnkomfort, den der schleswigsche Typ bot, verzichten. Denn im niederdeutschen Haus kochte und wohnte man hauptsächlich im zugigen und kalten Flett (der Diele) und hatte nur ein kleines Kammerfach entlang der Giebelwand. Im Wohnteil des südangeliter Hallenhauses tragen die Außenwände und eine zusätzliche längsverlaufende Mittelwand das Dach. Anders als im niederdeutschen Hallenhaus konnte man sich deshalb den Luxus einer ganzen Anzahl von Räumen nebst abgeschlossener Küche gönnen.

Einige existieren noch

Von den vielen großen Fachhallenhäusern, die auf den Hufen ehemals existierten, sind nur noch wenige erhalten. Zwei Gebäude aus Süderbrarup stehen heute im Freilichtmuseum in Molfsee bzw. im Landschaftsmuseum in Unewatt. Ein weiteres Exemplar, der Holländerhof in Wagersrott, ist noch gut erhalten; nach aufwändigen Sanierungsarbeiten ebenso das Nanningsenhaus in Füsing. Sie alle haben eine Breite von etwa zwölf Metern und eine Länge von bis zu 30 Metern.

Etwas kleiner in den Abmessungen, aber nach dem gleichen Bauprinzip errichtet, sind die Katen. Auch hiervon sind nur noch wenige komplett erhalten; bei vielen alten Häusern kann man jedoch noch Reste finden, wie eine Fachwerkwand oder die Innenkonstruktion. Ein schönes Beispiel ist die Hinrichsenkate in Hestoft; dort ist noch viel der originalen Substanz zu sehen, oder auch die Braaskate in Goltoft, die bereits in den 1930er Jahren vermessen und aufgezeichnet wurde.

Auch in unserem Gemeindegebiet waren viele Gebäude ehemals südangeliter Fachhallenhäuser. In Ulsnis gehört das Haus Möller in der Schleidörfer Str. 30 zu diesem Typ, auch das Pastorat war ehemals ein Hallenhaus mit Wirtschaftsteil. Schleidörfer Str. 29 (Krohn/ Heyland) ist ebenfalls ein südangeliter Hallenhaus, wenn auch deutlich kleiner. In Kius existieren viele der ehemaligen südangeliter Hufen und Katen nicht mehr: Vom alten Tönnsenhof in Kius gibt es noch ein Foto, das um 1900 aufgenommen wurde. Das Abnahmehaus vom Hof Delz galt bis zum Brand 1986 als ältestes Haus in Kius (von 1726) und war ebenfalls ein südangeliter Fachhallenhaus. Bis zu ihrem Umbau gehörte die Tüxen-Uhrmacherkate und die Malerkate, von der noch die originale Fachwerkrückwand erhalten blieb, zu diesem Typ. Und selbst die kleine Abnahmekate Kius 10 (Wandschneider) hat die typische südangeliter Wohn-Wirtschaftsaufteilung.

Grundriss Südangeliter Fachhallenhaus
Foto: Grundriss und Schnitt eines Südangeliter Fachhallenhaus am Beispiel von Hof Delz, Kius, abgebrannt 1986.

Dreiseithöfe in Angeln

Eine weitere Eigenart in Angeln stellen die Dreiseithöfe dar. Bereits Ende des 18., vermehrt aber im 19. Jahrhundert entstanden nach dem Vorbild herrschaftlicher Gutsanlagen Hofensembles, die U-förmig um einen zentralen Hofplatz angeordnet waren. Von der Hofeinfahrt kam man geradewegs auf das zurückgesetzte, stattliche Wohnhaus zu; rechtwinklig rechts und links davon, aber als getrennte Gebäude, befanden sich Stall und Scheune. Die Mitte des Hofplatzes nahm oftmals ein Rondell mit Solitärbaum, gern einer Blutbuche, oder ein kleiner Teich ein. Weitere Nebengebäude wie Schweinestall, Backhaus oder Abnahme konnten die Anlage komplettieren.

Besonderes Augenmerk galt dem Wohnhaus; es zeugte vom Wohlstand und dem Selbstbewusstsein der Besitzer. Meist eingeschossig, seltener auch zweigeschossig, mit portalähnlichem Eingangsbereich und doppelflügliger Haustür, so präsentierte es sich dem Besucher.

Dreiseitanlage des Hofes Lass in Kius
Foto: Dreiseitanlage des Hofes Lass in Kius.

Bis Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte ein Grundtypus vor, reetgedeckt und mit Krüppelwalm, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zunehmend neue stilistische Strömungen aufnahm: neogotisch, neobarock, Gründerzeitarchitektur mit Stuckelementen in der Fassade. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts näherte sich der Stil des Wohnhauses den städtischen Villen an, und die ehemals strenge Anordnung um den Hofplatz löste sich zunehmend.

Von diesen Hofanlagen sind im Moment noch viele zu finden, auch wenn die Ställe und Scheunen für heutige Bewirtschaftung oft nicht mehr geeignet sind und vielerorts verschwinden.

Grundriss Dreiseitanlage des Hofes Schmidt in Kius
Foto: Grundriss Dreiseitanlage des Hofes Schmidt in Kius. Wohnhaus (1), Stall/Scheune (2 und 3) sowie Remise (4).

In Kius gehört der Hof von Hans-Hinrich Schmidt zu den in ihrer Struktur noch erhaltenen Hofanlagen. Von den ursprünglichen zwei Wirtschaftsgebäuden in Fachwerk ist eines später in Massivbauweise ersetzt worden, vom anderen sind noch Teile des Fachwerks erhalten.

Das alte Foto zeigt die Ehrenpforten des Bauerntag am 24. Juni 1922 in Ulsnis.
Bauerntag am 24. Juni 1922 in Ulsnis: Die Ehrenpforten

Der technische Fortschritt in der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert in Ulsnis

Von Otto Carstensen Die größte Veränderung am Anfang des 20. Jahrhunderts war wohl die Einführung der Maschinen in der Landwirtschaft. Keiner hätte sich vorstellen können, dass die dörfliche Welt sich so radikal verändern würde.

Im Ackerbau gab es erhebliche Veränderungen durch Anwendung des Kunstdüngers. Bis dahin wurden die Felder durch Mergelung und Naturdünger mit den notwendigsten Nährstoffen versorgt. Durch diese Düngung hat sich ein gemeines Unkraut, der Huflattich, sehr ausgebreitet.

Dreschen bei Martensen in Gunneby
Foto: Dreschen bei Martensen in Gunneby.

In einem neuen Verfahren werden die Böden auf Nährstoffgehalt untersucht und können nach Bedarf mit dem fehlenden Kunstdünger und mit Hüttenkalk versorgt werden. Ich erinnere mich noch an den ersten Stickstoffdünger in Form von Leunasalpeter, der musste mit drei Fingern ausgestreut werden, so vorsichtig ging man damals damit um. Heute ist jeder Dünger gekörnt und kann maschinell aufgebracht werden.

Für die Getreideanbaubetriebe ist der Rapsanbau eine wertvolle Verbesserung der Bodennährstoffe.

Die Unkrautbekämpfung ist durch Einführung der Spritzmittel wesentlich erleichtert. Durch Spritzungen kann das Unkraut auf den Äckern ausgeschaltet werden. Durch Verbesserungen der Anbausorten und durch die angeführten Neuerungen ist die Produktion im Getreidebau und Hackfruchtbau sowie in den Futterbaubetrieben wesentlich erhöht. Die Bearbeitung ist erheblich erleichtert worden. Wurde um 1900 sämtliches Getreide noch mit der Sense oder mit Sicheln geschnitten, kam nun die Mähmaschine zum Zuge. Der Dreschflegel wurde abgelöst von der Dreschmaschine, zunächst Stiftendrescher mit Staubmühlenreinigung, später Breitdrescher mit Strohpresse und Selbstreinigung.

Hans Hansen in Gunneby bei der Arbeit
Foto: Hans Hansen in Gunneby bei der Arbeit.

Diese Maschinen mussten anfangs mit Göpelwerken durch Pferdeantrieb angetrieben werden. Durch mehrere Gelenkrollen wurde eine Übersetzung geschaffen, die die Dreschmaschine auf die nötigen Umdrehungen brachte.

Auf größeren Scheunendächern wurden Windräder installiert, die bei günstigem Wind als Antrieb für Dreschmaschinen, Schrotmühlen und Wasserpumpen benutzt wurden. Hier im Gebiet unserer Gemeinde hat Schmiedemeister Jansen aus Ulsnis mehrere Windräder gebaut.

Zur Bearbeitung des Ackers hielten Drillmaschinen, Düngerstreuer, eiserne Pflüge und Eggen ihren Einzug. Schmiedemeister Phillip, in Angeln überall bekannt, entwickelte den Zwischenscharpflug. Vorher pflügte man mit einscharigen Holzpflügen und Hakenpflügen.

In der Ernte wurden vor dem Ersten Weltkrieg schon die ersten Bindermäher eingesetzt. Zwischenzeitlich ruhte die technische Entwicklung, weil die notwendigen Bedarfsartikel kaum zu beschaffen waren.

Die zwanziger Jahre brachten Benzolmotore auf den Markt, die als Antriebskraft für Maschinen dienten. Vielseitige Veränderungen gab es erst, als die damalige Oberlandzentrale (später Schleswag) das Stromnetz ausbaute und die Dörfer mit elektrischen Strom belieferte. Es bestand hier schon seit 1908 die Elektrizitätsgenossenschaft Hesselmühle. Der Fortschritt war gewaltig. Man brauchte nur einen Schalter umdrehen und hatte dann Licht in Scheune und Wohnhaus. Die fest installierten landwirtschaftlichen Maschinen liefen bald von Kraftstrom angetrieben.

In den dreißiger Jahren kamen die Ackerschlepper, die so manche Pferde ersetzten. Fast alle Maschinen wurden laufend verbessert und modernisiert. Während des Krieges gab es allerlei Notlösungen, weil der Kraftstoff knapp wurde. Man versuchte es dann mit Holzgas, aber es war nur primitiv. Auch Ersatzteile fehlten.

Nach der Währungsreform, am 20. Juni 1948, erholte sich die Landwirtschaft sehr schnell. Die große Mechanisierung in der Landwirtschaft bewirkte eine Abwanderung von Menschen aus den Dörfern in die Industrie.

Die neuen Trecker wurden mit Hydraulik und Zapfwelle für Direktantrieb aller landwirtschaftlichen Maschinen hergestellt. Es gab fast nur gummibereifte Ackerwagen.

Mitte der fünfziger Jahre kamen die Mähdrescher zum Einsatz (das Foto zeigt einen Mähdrescher um das Jahr 1960 herum). Heute verfügt jeder Betrieb über einen eigenen Mähdrescher, mit einer Strohpresse kombiniert. Die Betriebe, die ohne Milchvieh wirtschaften, häckseln das Stroh oder es wird über die Strohbörse abgesetzt.

Mähdrescher um 1960
Foto: Mähdrescher um 1960.

In allen Betrieben haben sich die technischen Einrichtungen verbessert. Ackerschlepper wurden größer und leistungsfähiger. Es können heute schon durch Kombination der Geräte mehrere Arbeitsgänge in einem Zuge durchgeführt werden.

Der Zuckerrübenanbau ist durch Verwendung von Einzelkornablagerungsgeräten wesentlich verbessert. Durch mehrere Spritzungen gegen Unkraut ist der Rübenanbau ohne Handarbeit möglich. Geerntet werden die Zuckerrüben mit Vollerntemaschinen, meistens im Lohnverfahren.

Für Haus, Hof und Stall hat die Technik einen hohen Stellenwert. Im Haus durch den Einsatz von Kühlschränken, Gefriertruhen, Heizung, Elektroherde, Waschmaschinen und mancherlei Kleingeräten.

Im Stall können Melkmaschinen mit Absauganlagen und anschließender Milchkühlung, Entmistungen, Güllepumpen und viele sonstige Geräte eingesetzt werden, die die Stallarbeit wesentlich erleichtern. Haus, Stall und Gartenarbeit erfuhren durch die Technisierung eine grundlegende Umwälzung. Nach Einsatz all dieser Mittel wurden Knechte, Mägde und Landarbeiter überflüssig.

Die meisten Betriebe arbeiten heute als Familienbetriebe. Der Betriebsleiter darf nicht erkranken oder einen Unfall erleiden, dann würde der ganze Betrieb stillstehen. Für diese Fälle ist in der Landwirtschaft ein Betriebshilfsdienst eingerichtet, der sich außerordentlich bewährt hat.

Eine Beschreibung der technischen Entwicklung wäre unvollständig ohne die Verbesserung des Verkehrsnetzes anzuführen. Früher mussten alle landwirtschaftlichen Produkte zur Meierei oder zur Bahnstation Steinfeld befördert werden und Dünger, Futterstoffe oder Kohlen wurden von dort abgeholt. Bei den damaligen schlechten Wegeverhältnissen war es oft sehr beschwerlich.

Heute verfügen wir über ein fest ausgebautes Straßennetz bis zum entferntesten Hof. Alle für die Landwirtschaft erforderlichen Großmarktbetriebe liegen um Schleswig, Meierei, Butterwerk, Schlachterei und Zuckerfabrik. Mit Last- und Lieferautos lässt sich alles in kurzer Zeit erreichen (siehe Anmerkung unten)

Problematisch bleibt immer noch die Abhängigkeit vom Wetter für die Landwirtschaft.

Das zeigte uns die Ernte 1985 und in aller Deutlichkeit die Schneekatastrophe 1978/79. In wenigen Tagen waren ganze Dörfer, ja sogar Landkreise verkehrsmäßig und energiemäßig von der Außenwelt abgeschnitten. Dank der Technik war es jedoch möglich, alle Höfe durch Hubschrauber mit Futtermitteln für die Tiere und Brot für die Menschen zu versorgen.

Abschließend eine kurze Betrachtung: Technik bestimmt unser Leben, ohne sie und ihren Fortschritt geht nichts mehr. Vieles ist technisch machbar, aber nicht alles ist gut für die Natur und für die Menschen.

Anmerkung: Die Sanitätsmeierei wurde am 31. Dezember 1986 aufgelöst und ab 1. Januar 1987 dann zur »Nordbutter«. Die »Nordbutter« ging am 1. Mai 1993 an die »Nordmilch«. Die Schlachterei und die Zuckerfabrik wurden geschlossen.

Ankunft auf der Hofstelle Hans-Wilhelm Hansen in Gunneby.
Foto: Ankunft auf der Hofstelle Hans-Wilhelm Hansen in Gunneby.

Flurbereinigungen in der Gemeinde

Flurbereinigung in Hestoft

Von Otto Carstensen In der Gemeinde Ulsnis wurde die Flurbereinigung zu verschiedenen Zeitpunkten durchgeführt. Im Ortsteil Hestoft wurde schon im Herbst 1958 mit der Vorbereitung für diese Maßnahme begonnen. Im Juli 1958 hatte die Schleswig-Holsteinische Landgesellschaft den Betrieb Schmähling ersteigert und wurde somit Besitzer eines Landbesitzes in Hestoft. Dadurch wurde die Flurbereinigung Hestoft möglich und wurde von der Landgesellschaft Kiel und von dem Kulturamt Flensburg durchgeführt. Nach Gründung der Teilnehmergemeinschaft Hestoft und nach Wahl eines Vorstandes konnte mit den vorbereitenden Arbeiten begonnen werden.

Der landwirtschaftliche Grundbesitz in Hestoft zeigte eine starke Zersplitterung der landwirtschaftlichen Grundstücke und unwirtschaftliche Formen der Flurstücke auf. Um die Voraussetzungen für eine rationelle Wirtschaftsführung zu schaffen, war es unumgänglich, die vorhandene Besitzzersplitterung zu beheben. Die Zusammenlegung der zerstreuten Flächen, die Herstellung wirtschaftlicher Planformen, die Durchführung wasserwirtschaftlicher Maßnahmen sowie der Ausbau der Wirtschaftswege ließ eine rationelle Bewirtschaftung erwarten.

Knicks wurden Opfer

Im Zuge dieser Maßnahmen war es unvermeidbar, dass manch schöner Knick, der Stolz der Landschaft Angeln, der Rodung zum Opfer fiel. Die Gemarkung Hestoft umfasst 282 ha, von dieser Fläche wurde eine Aussiedlung mit Landaufstockung und zwei Neusiedlungen am Rande der Feldmark errichtet. Dadurch konnte für die bestehenden Betriebe eine fast vollkommene Arrondierung der Landflächen erreicht werden. Einige Flurstücke, darunter die Schleiinsel Kieholm, blieben im Besitz der Landgesellschaft, sie sollen später verkauft worden sein. Im Zuge des Verfahrens sind 1,8 km Schwarzdecke und 1,5 km wassergebundene Kieswege sowie 15 km Knicks planiert worden.

Dank der Aufgeschlossenheit der Teilnehmer und besonders durch ihre Verhandlungsbereitschaft, konnte schon im Herbst 1960 der Besitzübergang der Tauschflächen vollzogen werden, dieses geschah reibungslos. Damit ist der durch die Zusammenlegung erstrebte wirtschaftliche Erfolg rasch und bestmöglich herbeigeführt worden. In Hestoft ist durch die Arrondierung der Betriebe ein optimales Ergebnis erzielt worden. Die Gesamtkosten betrugen 167.000 DM, die günstig finanziert wurden, der anteilige Abtrag für die Wegebaukosten wurden von der Gemeinde übernommen.

Preis gewonnen

Besonders hervorzuheben ist, dass das Verfahren Hestoft als erstes beschleunigtes Zusammenlegungsverfahren in der weiteren Umgebung als Initialzündung durchgeführt wurde. Durch diese Tatsache wurde das Verfahren Hestoft an einem Bundeswettbewerb beteiligt und mit einem 3. Bundespreis ausgezeichnet. Diese Auszeichnung konnteam 21. Januar 1971 in Bonn in der Beethovenhalle aus der Hand des Bundesministers für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Joseph Ertl, in Empfang genommen werden.

Flurbereinigung in Ulsnis

Von Otto Carstensen In Ulsnis wurde im Jahre 1967 mit der Flurbereinigung begonnen. Es wurde eine Teilnehmergemeinschaft gegründet und ein Vorstand derselben gewählt. Die Flurbereinigung wurde von der Schleswig-Holsteinischen Landgesellschaft in Kiel und vom Kulturamt Flensburg durchgeführt. In Ulsnis waren 21 Teilnehmer mit einem Areal von 526 ha beteiligt, die Bodenqualität wurde mit 30 bis 60 Bodenwertzahlen angegeben.

Bei den Bemühungen um eine Strukturverbesserung war man bestrebt, vor allem die dringend notwendigen Voraussetzungen für eine rationelle Ackerwirtschaft zu schaffen. Möglichst große zusammen liegende Landflächen, die modernen Maschineneinsatz erlauben, mit diesen Zielen musste eine größtmögliche Nähe zwischen Hof und Wirtschaftsflächen in Einklang gebracht werden.

Die Flurbereinigung brachte wesentliche Veränderungen der Besitzverhältnisse mit sich, viele Flurstücke erhielten durch Tausch neue Besitzer. Die Zahl der Schläge in der Gemarkung wurde kleiner, die neu geordneten Betriebsflächen größer, wichtig für den Getreide- und Hackfruchtanbau.

Zur Neuordnung der Flächen wurden 22.000 Meter Knicks abgeräumt und 13.000 Meter Windschutzanlagen angepflanzt. Ausgebaut wurden 11.000 Meter Wirtschaftswege, davon 6.700 Meter mit Schwarzdecke versehen. 2.260 m erhielten eine Bodenspurbahn, die am wenigsten benutzten Wege in einer Länge von 2.550 m wurden als wassergebundene Kieswege hergerichtet. Die Hauptarbeiten konnten bis Ende 1967 abgeschlossen werden. Voraussetzung für die Umlegung war eine allgemeine Regelung der Wasserwirtschaft, hauptsächlich der Vorflut. Die Entwässerung der zahlreichen Senken des Angler Hügellandes bereitet bekanntlich den Kulturbehörden erhebliche Mehrarbeit, das war auch in Ulsnis so. Die Wasserbaumaßnahmen sind zur Zufriedenheit der Teilnehmer durchgeführt, Ulsnis entwässert in die Schlei. Es brauchten hier keine Aussiedlungen vorgenommen zu werden, weil die Randgebiete schon bewohnt sind.

Ein weiteres Ergebnis der Flurbereinigung von wirtschaftlich erheblicher Bedeutung ist der Ausbau von 11,5 km Wegen im Gemarkungsbereich, dafür wurde ein Betrag von 420.000 DM aufgewendet. Da es sich um Gemeindewege handelt, hat die Gemeinde für den Wegeausbau den zu leistenden Kapitaldienst übernommen. Für die anderen Maßnahmen muss die Teilnehmergemeinschaft Ulsnis den Kapitaldienst leisten, die Finanzierungsbedingungen sind günstig.

Besonders hervorzuheben ist die gute Zusammenarbeit aller Dienststellen mit der Teilnehmergemeinschaft Ulsnis, dadurch konnte das Verfahren in verhältnismäßig kurzer Zeit abgeschlossen werden. Abschließend kann gesagt werden, dass die Flurbereinigung Ulsnis zur vollen Zufriedenheit aller durchgeführt wurde, später sind wieder einige Besitzveränderungen vorgenommen worden.

Flurbereinigung in Kius-Gunneby

Von Hans Hansen Im August 1963 wurde von der Gemeinde Kius über den Bauernverband beim Ministerium für Ernährung Landwirtschaft und Forsten die Durchführung der Flurbereinigung in der Gemeinde Kius beantragt. Mit der Durchführung der beschleunigten Zusammenlegung wurde die Schleswig-Holsteinische Landgesellschaft beauftragt.

Die ersten Vorgespräche fanden Anfang Januar 1964 mit Herrn 0. L. R. Denks von der Landgesellschaft Kiel statt. Am 24. Januar 1964 waren alle beteiligten Grundstückseigentümer der Gemeinde zum Anhörungstermin und Aufklärungstermin geladen. Herr Reg. Assessor Strehk berichtete über die Durchführung einer Flurbereinigung sowie über die Kosten. 10 Prozent Eigenleistung, 75 Prozent Bundes- und 15 Prozent Landesbeihilfen bei einer Laufzeit der Darlehen von Ca. 30 bis 35 Jahren. Eine rege Diskussion schloss sich an. Flächenzusammenlegung, Neuordnung der Wasser- und Wegeverhältnisse wurden erläutert und von einigen Grundstückseigentümern wurde jegliche Veränderung ihrer Flächen abgelehnt.

Am 20. Mai 1964 fand unter Leitung vom Leiter des Kulturamtes Kiel, Herrn Reg. Assessor Strehk die Aushändigung des Zusammenlegungsbeschlusses vom 24. April 1964 statt. Die Eigentümer der Grundstücke im Zusammenlegungsgebiet wurden geladen lt. Anwesenheitsliste. Unter Leitung der Flurbereinigungsbehörde fand dann die Wahl des Vorstandes der Teilnehmergemeinschaft statt.

In den Vorstand wurde hierauf folgende Teilnehmer gewählt:

  1. Hans-Werner Schmidt, Kius
  2. Heinrich N. Lass, Kius
  3. Hans Hansen, Gunneby

Als Vertreter:

  1. Fritz Nissen, Gunneby
  2. Friedrich Jacobsen, Kius
  3. Hans Heinrich Hansen, Gunneby

Aus ihrer Mitte wählten diese dann zum Vorsitzenden:

  • Hans-Werner Schmidt, Kius, Vorsitzender
  • Hans Hansen, Gunneby, stellv. Vorsitzender

Als Kassenleiter wurde der Teilnehmer Adolf Martens, Hesselmühle bestellt. Im Dorf Gunneby stand das Land von drei kleineren Betrieben zur Aufstockung anderer zur Verfügung. Es war das Land der Kate O. Neumann (3 ha). Aug. Petersen, Knappersfeld, stellte bei der Landgesellschaft einen Antrag auf Umsiedlung (Tausch) nach Gunneby zur ehemaligen Gastwirtschaft, weil seine Gebäude kaum oder nur mit großer finanzieller Belastung renoviert werden mussten. Sein Land stand somit auch zur Verfügung. Mehrere Interessenten bewarben sich um eine Fläche zur Aufstockung des eigenen Betriebes und sind auch später bei der neuen Einteilung berücksichtigt worden.

Die Aufhebung der Fußwege quer durch die Flur, für deren Aufrechterhaltung kein Interesse mehr bestand und auch die Knickordnung zur Schaffung größerer Flächeneinheiten wurden vom Landrat und der unteren Naturschutzbehörde genehmigt. Im späten Herbst 1966 wurde die Knickrodung an die Firma Oelfka in Barkelsby, als billigster Anbieter, vergeben und auch begonnen. Die Arbeiten wurden aber wegen schlechten Wetters nicht beendet und die Firma sah sich nicht in der Lage die Arbeiten fertig zu stellen, so dass die Firma F. Simonson, Kronsgaard, den Rest der Arbeiten ausgeführt hat.

Durch den Versuch, in Ulsnis-Kirchenholz einen Betrieb auszusiedeln, verzögerten sich die weiteren Verhandlungen im Ortsteil Kius. Es fanden viele Gespräche und eine Besichtigung an Ort und Stelle mit dem Kreis, dem ME LF und der Landesregierung statt. Aber es kam keine Einigung zustande.

Im Herbst 1967 wurden die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen in Angriff genommen. Als preisgünstigste Firma war es F. Simonson, Kronsgaard, die den Ausbau der Vorfluter durch Verrohrung und einen Anteil an offenen Gräben übernahm. Ein kleiner Anteil der Entwässerung von Kius wurde an die Firma F. Schwalbe in Plön vergeben. Die Landtausch- und Umlegungsverhandlungen sind abgeschlossen und die Besitzeinweisungen auch. Eine von der S.-H. Landgesellschaft hergestellte große Karte zeigt in bunten Farben einmal den alten und einmal den neuen Besitzstand. Heute aber nach 15 Jahren schon würde eine neue Karte wesentlich anders aussehen.

1970 erhielt die Firma H. Greve, Flensburg, als günstigster Anbieter den Zuschlag für den Wegebau. Die Hauptwege wurden mit einer Schwarzdecke versehen. Wirtschafts- und Feldwege Betonspurplatten. Wo es zweckmäßig erschien, wurden einige Strecken durch Begradigung verkürzt. Ein kleiner Teil der Straßen, die aus finanziellen Gründen nicht mehr ausgebaut werden konnten, sind später von der Gemeinde mit Schwarzdecken versehen worden. Durch die Rodung der Knicks erhielt die Landschaft ein völlig anderes Aussehen. Die Bearbeitung der jetzt viel größer gewordenen Flächen mit schnurgeraden Grenzen war wesentlich wirtschaftlicher geworden. Aber der Schutz für das Vieh, Wild und für die Vogelwelt waren verloren. Sogar das Wasser der bis dahin offenen Gräben und Teiche war durch die Verrohrungen knapp geworden.

Die Grenzen zwischen den jeweiligen Nachbarn wurden von der Firma A. Schadendorf aus Bönningstedt ebenerdig und zweireihig bepflanzt und sollten dann später für den nötigen Windschutz sorgen. Die gesamte Länge dieser Maßnahme betrug 5.390 laufende Meter.

Schlussverwendungsnachweis 26. Februar 1983 – für das beschleunigte Zusammenlegungsverfahren Kius:

  • 1964: Jahr des Flurbereinigungsbeschlusses
  • 1966: Jahr der vorläufigen Besitzeinweisung
  • 1978: Jahr der Planausführung
  • Größe des Flurbereinigungsgebietes 853 ha
  • Größe der beitragspflichtigen Fläche 702 ha
  • Zahl der Teilnehmer 158.

Fahrwege:

  • Befestigt und Bitumen (Schwarzdecke) 5.835 m
  • Betonplatten 3.741 m
  • Schotter und Grand 1.018 m
  • Fließende Gewässer offen oder verrohrt 22.417 m
  • Pflanzungen (Windschutz) 5.390 m

Die zumutbare Belastung je ha ist von der Flurbereinigungsbehörde auf 26,80 DM je ha festgesetzt worden.Die Einnahmen aus Eigenleistung der Teilnehmer, Landes- und Bundesmittel betragen insgesamt: 1.912.453,03 DM.

Ausgaben:

  • Planeinrichtung: 258.907,16 DM
  • Wasserwirtschaft: 779.888,65 DM
  • Wirtschaftswege: 626.975,44 DM
  • Windschutz: 48.449,46 DM
  • Nebenkosten: 113.611,47 DM
  • Ingenieurgebühren: 84.620,85 DM

Am 26. Juni 1985 erfolgte die Zustellung der Schlussfeststellung vom ALW Flensburg. Die Vertretung der Teilnehmergemeinschaft und die Verwaltung dieser Angelegenheiten gehen auf die Gemeinde Ulsnis über, und zum gleichen Zeitpunkt wird der Vorstand aufgelöst.

Damit geht eine Maßnahme zu Ende, die einen Eingriff in die Rechte eines jeden Beteiligten bedeutete und die das Gesamtbild der Gemarkung verändert hat. Die Bewältigung dieser schwierigen Aufgabe war nur als Gemeinschaftsleistung aller Beteiligten in vertrauensvoller Zusammenarbeit möglich. Hoffentlich wird sich diese Maßnahme segensreich für die weitere Entwicklung der Landschaft und der Gemeinde auswirken.

Hestofter Flurkarte
Foto: Hestofter Flurkarte

Ein Bauernhof in der Gemeinde Ulsnis im 19. Jahrhundert

Von Hans Tüxen In den Dörfern in Angeln sind die typischen Angeliter Häuser oder Gehöfte oft sehr ähnlich gebaut. Das Wohnhaus ist meist ein langes Reetdachhaus, rechts und links davon zwei Scheunen, die ein offenes Viereck bilden, dahinter noch kleine Ställe oder der Garten mit einem schönen Teich, der auch an den Hofplatz grenzt. Nun werde ich versuchen, das Leben auf einem Hof hier in unseren Dörfern zu schildern.

Hofstelle von Thomas Tönnsen in den 1920er Jahren.
Foto: Hofstelle von Thomas Tönnsen in den 1920er Jahren.

Das Dorf lag nachts in Ruhe und Frieden. Am Horizont geht langsam die Sonne auf. Plötzlich ist es mit der Ruhe vorbei. Ein Hahn fängt lauthals an zu krähen. Er kräht so intensiv, dass die Hähne auf dem Nachbarhof gleichfalls mit einstimmen. Man hielt sich meistens 20 Hühner und einen Hahn. Einen weiteren unnützen Fresser wollte man sich nicht erlauben, denn für die Nachzucht reichte einer und Eier legen tat so ein Hahn auch nicht. Der Hahn war immer ein Symbol für die erste Morgenstunde und für den höchsten Punkt, den er immer gern innehatte. Er war etwas Besonderes für die Menschen. Auf dem höchsten Punkt der Ulsnisser Kirchturmspitze ist ein großer vergoldeter Hahn angebracht. Viele Jahrhunderte schaut er von oben herab, er dreht sich um eine Achse und zeigt, woher der Wind kommt. Man denkt unwillkürlich daran, wie Jesus vor 2000 Jahren sagte: »Ehe der Hahn zweimal kräht, wirst du mich dreimal verleugnen.«

Zwei Knechte pro Kammer

Nach dem Hahn wurden im Dorf die Knechte wach, denn sie schliefen in der Scheune. Neben dem Pferdestall war ein kleiner Raum, Knechtekammer genannt. Hier waren aus Holz zwei Betten zusammengenagelt und hatten Bretter und Stroh als Auflage. Der Fußboden war mit Ziegelsteinen ausgelegt. In dieser Kammer schliefen meistens zwei Knechte, die auch nachts die Pferde überwachen konnten. Im Pferdestall waren meistens sechs Pferdeboxen und ein Raum für Fohlen. Es gab auf diesen mittleren Höfen immer drei Gespanne, die man arbeitsmäßig gut einsetzen konnte. Im Sommer war es vielleicht 4 oder 5 Uhr, wo dann die Knechte aufstehen mussten, um die Pferde zu füttern und zu tränken. Sie mussten Häcksel schneiden und den Pferden bestimmte Portionen Hafer geben. Ein altes Sprichwort sagt: »Dich sticht der Hafer.« Gemeint war, wenn man zuviel Gutes und Schönes bekam, wurde man übermütig. Wenn die Pferde zuviel Hafer bekamen, gingen sie am anderen Tag leicht durch und waren nicht zu halten.

In der Zwischenzeit war auch im Wohnhaus schon Alarm. Die Mägde, eine »Binnendeern« und zwei »Butendeerns« (für Hof und Gartenarbeit) waren auch schon aufgestanden. Es wurde Holz gehackt und Feuer auf dem Herd gemacht. Hier im Wohnhaus schlief auch der »Grotknecht«, der nach dem Bauern das Sagen hatte und sofort zum Pferdestall ging und aufpasste, damit es dort seine Ordnung hatte. So allmählich kamen dann auch der Bauer und seine Frau aus ihren Gemächern.

Die Wohnhäuser waren damals im Vergleich zu den Scheunen fast zu groß. An einem Ende war auch meistens eine Abnahmewohnung für die Altenteiler. Der Altbauer guckte oft nach dem Rechten und half auch noch mit, falls er noch rüstig war. Neben der Küche war die Ess-Stube (Etstuv), wo alle Mahlzeiten gemeinsam eingenommen wurden. Hier sah man sich morgens zur ersten Mahlzeit. Die Mädchen hatten das Essen gerichtet und aufgedeckt. Wenn der Bauer, der am Ende des dicken Eichentisches saß, seinen Löffel hochnahm, war es ein Zeichen zum Anfangen. Es gab morgens viel Gersten- und Buchweizengrütze mit Milch und eingebrocktem Brot. Auch gab es schon Butterbrote. Mit dem Essen war man nicht geizig.

Nach dem Essen gab der Bauer den Tagesablauf bekannt, denn er hatte vorher das Wetter studiert und auch war am Abend vorher Abendrot gewesen, so konnte er nach alten Bauernregeln das Wetter bis zum Abend voraussagen. Jede Arbeit beim Bauernrichtet sich nach dem Wetter, ob es in der Saat- oder Erntezeit ist. Jeder Knecht wusste nun, zu welcher Koppel er sollte, und was er dort zu tun hatte. Er bekam sein Frühstücksbrot in die Tasche und eine Kanne mit Buttermilch in die Hand und dann ging es hinüber in die Scheune zum Anspannen der Pferde. Eine Viertelstunde später waren alle Gespanne vom Hof, meistens kamen auch noch ein oder zwei Tagelöhner mit, die dann bei irgendwelchen Arbeiten eingesetzt wurden. Der Großknecht fuhr voraus und überwachte alle Arbeiten. Der Bauer schaute erst noch auf dem Hof nach dem Rechten; Scheune, Hofplatz, Backhaus, Kuh- und Schweinestall – alles wurde kontrolliert und dann ging er meistens zu Fuß aufs Feld, wo gearbeitet wurde. Dort gab er dann noch allerlei Anweisungen, wie man dies oder jenes schneller oder besser machen konnte. Er war ja auch der Mann, der die ganze Verantwortung für die Rentabilität des Hofes hatte. Dann ging er über die Felder zu seinen anderen Koppeln und teilte schon im Geist die Arbeit für die nächsten Tage ein.

Heuwenden
Foto: Heuwenden

Anschließend blieb noch soviel Zeit, durch das Dorf zu gehen und in die Gastwirtschaft einzukehren. Hier trafen sich meistens mehrere Bauern und auch Händler. Es wurde viel besprochen, auch wurden Erfahrungen ausgetauscht. Schweine und Kühe wurden per Handschlag verkauft. Wie man später sagte, es war eine kleine Börse. Von allem profitierte der Wirt.

Inzwischen war man auf dem Bauernhof auch nicht müßig geblieben. Alles wurde aufgeräumt und sauber gemacht. Wenn die Mädchen die Zimmer fertig hatten, wurde es auch langsam Zeit, das Mittag vorzubereiten. Noch ein Beispiel, wie man die Mädchen zulernte (heute heißt es ausbildete). Frau Tönnsen in Kius ärgerte sich immer, wenn die Türen so »befascht« waren, weil man nicht am Griff anfasste. Sie ging drei Tage hinter den neuen Mädchen her und passte auf, dass nur der Türgriff angefasst wurde und schon war der Ärger vorbei.

Wenn die meiste Arbeit im Haus getan war, gingen die Außenmädchen in den Garten. Sie wurden von der Frau genau eingewiesen, ob es beim Jäten von Unkraut oder zum Kartoffelaufnehmen ging. Vieles wurde noch mit der Hand gemacht und man musste sich sehr viel bücken.

Um 12 Uhr wurde am Glockenturm in Ulsnis die Betglocke vom Kirchendiener gezogen, die über das ganze Kirchspiel zu hören war. Sechs langsame Schläge und drei schnelle hinterher, dann war es wieder ruhig, bis abends um 6 Uhr, dann wiederholte sich alles noch einmal. Mittags nach dem Glockenschlagen zogen alle Feldarbeiter zum Essen nach Hause, denn die meisten Leute hatten keine Uhren. Die Pferde mussten auch versorgt werden und eine Zeitlang Ruhe haben. Wenn die Pferde versorgt waren, kamen die Leute in die Ess-Stube zum Essen. Hier gab es dann ein deftiges Bauernessen aus eigener Erzeugung. Für den Nachmittag bekamen die Leute ein Vesperbrot mit aufs Feld und spät abends gab es mindestens noch Grütze mit Milch. Es war mit dem Essen auch unterschiedlich, ob es Winter oder Sommer war.

In der Erntezeit, bei gutem Wetter, arbeitete man bis spät in die Nacht. Beim Mähen mit der Sense arbeiteten immer drei Mann zusammen, einer mit der Sense, der Zweite mit einer kleinen Harke und der Dritte band die Garben. In dieser Zeit halfen auch alle Mädchen und sogar die Tagelöhnerfrauen mit. Man hatte viel Spaß auf dem Feld und so wurde es nicht langweilig, auch wenn da zwanzig oder dreißig Hektar mit den Sensen gemäht wurden.

Ernte bei Stauertwedt. Lene Tüxen und ihre Tochter.
Foto: Ernte bei Stauertwedt mit Lene Tüxen und ihre Tochter.

Wenn im Sommer das letzte Fuder Korn von der Koppel gefahren wurde, hatte man schon einen Abend vorher eine Erntekrone gebunden, die dann auf einer Forke auf dem Fuder gehalten wurde. Alle Bediensteten und auch die Kinder setzten sich oben rund um die Erntekrone und dann ging es heimwärts.

Das letzte Fuder in Hestoft in den 1930er Jahren.
Foto: Das letzte Fuder in Hestoft in den 1930er Jahren.

Es wurden Erntelieder gesungen und man fuhr mit fliegenden bunten Bändern durch das ganze Dorf, um auch den anderen Leuten zu zeigen, dass die Ernte beendet war. Am eigenen Hof angekommen, fuhr man vor die Haustür, wo der Bauer und seine Frau mit einem Mädchen schon warteten. Es war alles für einen Umtrunk bereitgestellt. Nun hielt der Großknecht eine kleine Rede, er dankte Gott für die gute, reiche Ernte und ließ den Bauern und seine Frau hochleben. Die Frau und das Mädchen reichten eingeschenkte Gläser. Man war in froher Stimmung, der Bauer bedankte sich für alle Hilfe und lobte sogar die Leute. Für den Abend wurden alle zum Erntebier eingeladen. Zu diesem Erntebier kamen auch Leute aus dem Dorf, die irgendwie etwas bei der Ernte geholfen hatten, auch größere Kinder. Die Feier war früher auf die »Grot-Deel« und später im Pesel (beste Stube). Es gab zunächst einen großen Braten »mit allem, was dazugehört« und anschließend noch Kaffee und Kuchen; der Bauer »ließ sich nicht lumpen«. Auch erhielten die Bediensteten noch einen Sonderbetrag in bar. Zu Trinken gab es selbstgebrautes Bier. Zwei Mann spielten Mundharmonika und alle tanzten bis spät in die Nacht. Die schöne Erntekrone wurde an einem Ehrenplatz im Flur aufgehängt bis zur nächsten Ernte.

Im Herbst und Winter wurde das Korn mit dem Dreschflegel gedroschen, wohl fast noch bis 1870. Ein Dreschflegel sowie ein hölzerner Pflug vom Hof Lass in Kius sind im Heimatmuseum zu sehen. Beim Dreschen mit dem Flegel wurde eine Schicht Garben mit den Köpfen zusammengelegt, auf dem Lehmboden der Tenne ausgebreitet und dann mit drei oder vier Dreschflegeln drauflosgeschlagen, bis die Körner aus den »Wippen« (Ähren) heraus waren. Dann wurde das Stroh weggeräumt und die neue Schicht Garben gelegt. Das Korn wurde noch gesiebt und mit einer Kornschaufel oder mit einem »Schipp«, ein vom »Böttger« erstelltes Hohlmaß, in das ca. 25 Pfund hineingingen, in eigengewebte Leinensäcke gefüllt und dann soviel zur Mühle gebracht, wie man in absehbarer Zeit brauchte. Der große Rest wurde zum Hochboden gebracht und dort gelagert.

Man brauchte Gerste hauptsächlich für die Schweine, Hafer für die Pferde, Buchweizen für Buchweizengrütze, es gab aber auch Gerstengrütze, Roggen und Weizen waren Brotgetreide. Außer Hafer für die Pferde wurde alles auf der Mühle in Hessel gemahlen.

Das Brot backte man im eigenen Backofen. Hier waren nun wieder die Frauen Meister. Der Backofen war mit Ziegelsteinen im Backhaus gebaut. Am Abend vorher wurde der Brotteig gesäuert. Frühmorgens wurde der Backofen mit Kluftholz geheizt und wenn alles zu Asche verbrannt war, wurde diese entfernt und die Brote wurden mit einem langen Holzschieber hineingelegt; auch backte man gleichzeitig ein paar Kuchen mit. Nach einigen Stunden waren die Brote gar und wurden vorsichtig aus dem Backofen herausgenommen.

Dreiseitanlage des Hofes Lass in Kius
Foto: Dreiseitanlage des Hofes Lass in Kius.

Melken auf der Koppel
Foto: Melken auf der Koppel.

Vor 1888, ehe die Meiereien entstanden, hatte man eine Milchkammer sowie Buttergefäße zum Buttern. Bei der Butterherstellung blieb die beliebte Buttermilch nach. Die Arbeit in diesem Raum war auch Frauenarbeit.

Im Winter fuhren die Männer in den Wald, fast jeder Hof hatte ein Stück davon, und ,,schmissen« einige Bäume. Man passte auf, wenn noch Schnee war und holte die ganzen langen Stämme auf einem niedrigen starken Schlitten nach Hause. Hier konnte man nachher in aller Ruhe das Holz sägen und spalten. Wenn es Frühjahr wurde, waren die Waldwege unbefahrbar. Der Wald wurde immer wieder nachgepflanzt, damit die nächste Generation auch Holz hatte.

Im Winter hatten auch die Frauen sehr viel zu tun, man musste stricken und weben. Wenn im Spätherbst durch die Knechte die Schafe geschoren waren, kam die Verarbeitung der Wolle. Die Wolle wurde in Regenwasser gewaschen, damit sie schön weich wurde. Wenn sie dann trocken war, wurde Garn gesponnen und dann wurde gestrickt. Man strickte Strümpfe, Wolljacken, Mützen, Handschuhe und vieles mehr. Wer noch Flachs angebaut hatte, konnte nach der Verarbeitung Bekleidungsstücke machen. Man hatte bei allen Bauern Webstühle und webte die Stoffe selbst. An den langen Winterabenden waren die Leute alle beschäftigt, denn die Frauen und Mädchen klöppelten, häkelten und strickten, die Kultur in den Häusern kam ein tüchtiges Stück voran.

Meistens war einmal in 14 Tagen ein Waschtag. Man hatte extra eine Waschküche mit eingemauertem Waschkessel, der am Waschtag durch ein Feuerloch mit Holz geheizt wurde, bis die Wäsche kochte. Alle Arbeit am Waschtag war Frauenarbeit, es dauerte meistens bis zum Spätnachmittag, ehe alle Wäsche mit einem Waschbrett in der Waschbalge gewaschen war.

Wenn die Wäsche am nächsten Tag trocken war, wurde alles gemangelt und gebügelt, später sagte man »geplättet«. Es wurden dabei alle Mädchen eingespannt. Zuerst hatte man Mangelbretter und rollte die Wäsche um einen Knüppel, später gab es große Mangeln mit Steinen beschwert und dann Mangeln mit Drehvorrichtung. Es gab sehr viele Sorten Bügeleisen oder man hatte einen »Plätteisenofen«, wo immer fünf »Plätteisen« heiß waren (siehe im Heimatmuseum.)

Im Winter kam der große Schlachttag, es wurden Schweine und Rinder geschlachtet. Wenn Schweine geschlachtet wurden, kam der Schlachter am frühen Morgen, wenn schon das Wasser im Kessel kochte. Die getöteten Schweine wurden in einem großen Kübel gebrüht und die Borsten abgeschabt. Nun kam die Kleinarbeit, und die Schweine wurden an einem Baum oder Balken zum Kühlen aufgehängt. Dann gab es einen Umtrunk, und darauf freute man sich schon den ganzen Morgen. Die Bauersfrau kam mit einer Flasche ,,Köm« und Gläser, es wurde geprostet und man trank mehrere Gläser leer, bis man an dem kalten Wintertag warm wurde. m Abend und am nächsten Tag wurde alles weiter verarbeitet: Wurst, Schinken und das Fleisch wurde haltbar gemacht, um für das ganze Jahr etwas zu essen zu haben. Es gab mittags Schwarzsauer (Blutsuppe) mit »Snuten un Poten«, mit Klößen und Kartoffeln darin. In den nächsten Tagen gab es auch noch Schlachtersuppe, frische Suppe mit Klößen. Dies hat sich bis in die heutige Zeit erhalten. Auf dem Bauernhof gab es immer viel Abwechslung, und man wohnte gern auf dem Lande.

Entwicklung der Landwirtschaft in den Statistiken

Von Jürgen JacobsenIm Folgenden Angaben für die Gemeinden Ulsnis mit Hestoft und Kius mit Gunneby mit Zahlen und Angaben, soweit sie beim statistischen Landesamt in Kiel verfügbar sind.

Betriebe

Betriebe über 50 haSchlepperPferdeFamilien-ArbeitskräfteFremd-Arbeitskräfte
195238193198155
1960Sechs Betriebe haben 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche526518238
197083612959
197412
197913
198313
198714
19911096
19957
199914
200315
200713

Anbauverhältnisse

JahrWeizenRoggenWinter-
gerste
Sommer-
gerste
HaferZucker-
rüben
KartoffelnRapsFutter-
pflanzen
– davon MaisBrache
Alle Angaben in ha
1952453 ha Getreideanbau375
1960672 ha Getreideanbau313
1970193105327161288
197415782416173205
19792473740512268
19832914638560896
19873016329245118
199145675183861106610
1995380116193251913748174
1999413551249811245732
200356210710581056157
200750238137

Nutztierbestand

JahrRinder gesamtdavon KüheGeflügelSchweine
19521.4607771.860
19601.5497662.159
19701.6846438403.711
19741.5546011.1994.048
19791.0124156065.744
19839764266065.682
19879844263266.410
19911.0284026645.083
19951.0604215.425
19991.0733697.478
20031.0243188.843
20071.00927512.935

Nutztierbestand in der Gemeinde Ulsnis

Erläuterungen:

  • Wald: Die unterschiedlichen Angaben ab 1970 resultieren aus differierenden Berechnungsgrundlagen.
  • Weizen:Der hier angebaute Weizen ist überwiegend Futterweizen, kein Brotgetreide. Durch Züchtungsfortschritte sind die Erträge auf 100 dz/ha angewachsen.
  • Roggen: Auf den hiesigen schweren Böden ist der Anbau im Vergleich zum Weizen unwirtschaftlich.
  • Wintergerste: Wintergerste ist Futtergetreide. Der Anbau ist rückläufig aufgrund des geringeren Futterwertes bei der Mast gegenüber Weizen, verdrängt auch durch den Maisanbau zur Bio-Energie-Erzeugung.
  • Sommergerste: Die ausgewiesene Fläche war ein Versuch, Braugerste zu produzieren.
  • Hafer: Der Anbau steht in engem Zusammenhang mit der Pferdehaltung und ist damit heute gegenstandslos.
  • Zuckerrüben: 1991 gab es in der Gemeinde zehn Rübenanbauer. Nach Schließung des Werkes in Schleswig im Jahre 2003 sind es im Jahr 20010 nur noch zwei Landwirte, die aber die Anbauflächen entsprechend vergrößert haben.
  • Raps: Ursprünglich diente der Anbau der Ölgewinnung. Durch die Agrarreform 1993 wurde es möglich, Stilllegungsflächen für Raps zur Bio-Diesel-Herstellung zu nutzen.
  • Futterpflanzen: Die Weidewirtschaft ist von Jahr zu Jahr weniger geworden. Stattdessen werden Futterpflanzen, zum Beispiel einjährige Hochleistungsgräser, angebaut.
  • Mais: Ursprünglich hier Futterpflanze, als Silage; seit 2007 energetische Verwendung.
  • Brache: 1991: Erste Ansätze der Agrarreform infolge der Überproduktion landwirtschaftlicher Erzeugnisse; Brachen auf freiwilliger Basis. 1995: Verpflichtende Einführung der Brache. 2006: Aufhebung der Stilllegungspflicht.
  • Rinder: 1972: Abschlachtprämien aufgrund der Milchüberschüsse. 1984: Einführung der Milchquote.
  • Geflügel: Seit 1983 werden in der Gemeinde ausschließlich Legehennen gehalten, die Erhöhung der 1991 genannten Zahl resultiert im Wesentlichen aus dem Legehennenbetrieb von Heinrich Laß in Kius. Der Betrieb mit Privatvermarktung hat mittlerweile eine Größe von 1000 Legehennen in Bodenhaltung.
  • Schweine: Die Agrarreform hatte zur Folge, daß die Erlöse aus dem Feldanbau drastisch einbrachen, wohingegen die Fleischpreise relativ konstant blieben. Hinzu kommen die Zuchtfortschritte in der Mastleistung. Dies sind die Gründe für den Anstieg dieses Tierbestandes.

Betriebsschließungen

  • Meierei: 1990
  • Schlachthof: 1995
  • Zuckerfabrik: 2003. Trotz fruchtbarer Böden und großer Produktivität der Agrarbetriebe werden die Erzeugnisse kaum mehr in der Region verarbeitet, sondern müssen über weite Strecken transportiert werden.
  • 1961 bis 1966: Die Rationalisierung der Betriebe führte in immer stärkerem Maße zur Entlassung von Arbeitskräften in der Landwirtschaft.

Meiereigenossenschaft Ulsnis

Von Otto Carstensen Im Folgenden soll über die Geschichte der Meiereigenossenschaft Ulsnis berichtet werden. Um die einzelnen Zeitabläufe besser schildern zu können, teile ich die Zeit von der Gründung bis zur Auflösung in vier Zeitabschnitte ein.

Ende der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts wurde die Meiereigenossenschaft Ulsnis gegründet. Im Paragraphen I der Satzung hießt es:

»Unter dem Namen Ulsnisser Meiereigenossenschaft vereinigen sich die unterzeichneten Landwirte zu einer Genossenschaft, deren Zweck es sein soll, durch Einrichtung eines Maschinenbetriebes eine bessere Verwertung der Milch anzustreben und die Arbeit der Bauersfrauen zu erleichtern.«

Diese Satzung wurde am 25. November 1889 von 26 Mitgliedern unterzeichnet. Diese kann man als Gründer der Genossenschaft bezeichnen.

Über Baubeginn, Baukosten und Kosten der Maschinenanlage liegen keine Angaben vor, ich muss mich auf Erzählungen älterer Einwohner berufen. Es wurde die Summe von 20.000 Mark genannt. Das Baugrundstück wurde vom Bauern H. Wienke erworben. Es lag günstig für die Abwässer direkt an der Schlusbek.

Die Bausteine wurden von der Ziegelei Borgwedel bei tragendem Eis der Schlei hereingefahren. Ein aus dem Krieg 1870/71 zurückgebliebener gefangener Franzose namens Schang, wurde mit dem Transport beauftragt. Ihm wurde ein altes Fuhrwerk mit einem ausrangierten Pferd zur Verfügung gestellt. Es durfte nicht so kostspielig sein, denn scherzhafterweise sagte man: »Wenn he denn dormit afsupen deit, is dat nich gor to schlimm.« Aber besagter Mann hat treu und brav die Ziegel herangeschafft, ohne dabei unterzugehen.

Im Jahre 1890 wurde am 1. Juli der Betrieb aufgenommen. Als Betriebsleiter wurde Herr Gefke angestellt, mit einem Gehalt von 1.000 Mark jährlich. Dazu erhielt er 400 Mark für Beschaffung sämtlicher Bedarfsartikel; Salz, Kohle und Schmieröle ausgenommen. Als Vorsitzender fungierte H. Marxen, Ulsnis. Er war zugleich Rechnungsführer. Dafür erhielt er eine Entschädigung von 100 Mark, dies wurde später auf 130 Mark erhöht.

Es gab im Betrieb Anlaufschwierigkeiten. Auch hatten die Landwirte Schwierigkeiten mit den Dienstboten. Hatten sie bislang die entrahmte Milch genossen, mussten sie sich jetzt auf die maschinell verarbeitete Milch umstellen. Sie sagten einfach: »De Melk von de blanke Titt wöllt wi nich hemm.«

Das Geschäftsjahr 1891 war schon zufriedenstellend. Es wurde die angelieferte Milch von Mitgliedern aus Ulsnis, Kius, Hestoft, Goltoft und teilweise aus Wackerade verarbeitet. 400 Kühe erbrachten damals schon eine Durchschnittsleistung von 2.658 Liter pro Kuh. Der Milchpreis war 7,66 Pfennig pro Liter. Nach Errichtung der Meiereien war ein wirtschaftlicher Aufschwung zu verzeichnen. Ein alter Spruch: »Hat der Bauer Geld, so hat‘s die ganze Welt«, bewahrheitete sich.

So verlief alles in der sogenannten Kaiserzeit weiter in ruhigen Bahnen. Zwei Mitglieder des Aufsichtsrates mussten jährlich die Abrechnung prüfen. 1897 wurde der Betriebsleiter Gefke von Betriebsleiter Kropp abgelöst. Mit einem Anfangsgehalt von 1.200 Mark jährlich, später war es 1.400 Mark. Gefke soll meines Wissens das Strandhotel Ulsnisland erbaut haben.

Die Kuhzahl und die Milchanlieferungen hielten sich weiterhin konstant. Im Betriebsjahr 1898 wurde weniger Milch angeliefert, weil die Mitglieder aus Goltoft wegen Straßenausbau nicht immer anfahren konnten.

Es wurden laufend neue Mitglieder aufgenommen. Sie mussten ein Eintrittsgeld von 4 Mark pro Kuh einzahlen. 1899 wurde P. Schmidt, Kius, Mitglied. Er hatte bis dahin eine Wassermeierei betrieben. Er konnte Milch anliefern, bei Abzug von 1 Pfennig pro Liter ohne jegliche Überschussverhütung.

meiereigenossenschaft Ulsnis in den 1950er Jahren
Das Luftbild zeigt die Meiereigenossenschaft Ulsnis in den 1950er Jahren.

Im Jahre 1900 wurde nach Generalversammlungsbeschluss eine Anleihe von 25.000 Mark aufgenommen. Diese sollte auf die Mitglieder nach angelieferter Literzahl verteilt werden. Dadurch verbesserten sich die Auszahlungen erheblich. Mit der Verteilung wurden die Herren M. Klinker, Ulsnis, H. Klinker, Hestoft, und H. Tüxen, Kius, beauftragt.

1902 wurde eine neue Satzung angenommen auf den Namen »Freie Meiereivereinigung Ulsnis«. Dadurch wurde das Abstimmungsverhältnis neu geregelt. Jedes Mitglied hatte für die ersten fünf Kühe eine Stimme, für weitere angefangene fünf Kühe eine Stimme mehr. Immer wieder wurde der Antrag gestellt, die Milch nach dem Fettgehalt zu bezahlen. Dies wurde immer mit der Mehrheit abgelehnt.

1904 wurden von der Genossenschaft 60 Mark gespendet für den Bau des Bismarckturms auf dem Scheersberg. Das Betriebsleitergehalt wurde auf 1.700 Mark jährlich erhöht. Die anfallende Butter wurde an Aug. Petersen, Steinfeld, verkauft. Er musste eine Kaution von 2.000 Mark stellen.

1905 wurde abermals eine Anleihe von 25.000 Mark aufgenommen. Nach Verteilung dieser Summe gaben die Mitglieder aus Goltoft die Anlieferung auf und traten der Meierei Brodersby bei. Die Entfernung wird wohl ausschlaggebend gewesen sein. Scherzhafterweise wurde später gesagt: »Sie nahmen das Geld mit und zogen dann ab.«

Am 1. April 1906 übernahm O. Kratzenberg die Betriebsleitung. Er war vorher in der Meierei Immenstedt (Husum) beschäftigt. Zu dieser Zeit wurde schon die Zahl von 510 Kühen genannt. Diese Kuhzahl und die Milchanlieferungen hielten sich auf gleicher Höhe. In der Generalversammlung 1910 stellt Kratzenberg den Antrag, für sich ein Schwein zu mästen. Dieser Antrag wurde abgelehnt und ihm dafür eine Entschädigung von 25 Mark bewilligt.

1911 trat zum ersten Mal die Maul- und Klauenseuche in der hiesigen Gegend auf. Damals galten in diesem Falle strenge Vorschriften für den Meiereibetrieb. Im folgenden Jahr muss es zu einem heftigen Streit in der Genossenschaft gekommen sein. Altbürgermeister Chr. Andresen zeigte mir mal ein Foto, in seinem Hause fand eine Besprechung mehrerer Mitglieder statt über den Bau einer zweiten Meierei in Ulsnis. Demnach sollten die Mitglieder jenseits des Baches die alte Meierei behalten und diesseits sollte eine neue gebaut werden. Glücklicherweise ist es nicht dazu gekommen, sonst hätten wir heute ein zweites verlassenes Meiereigebäude in der Gemeinde stehen.

Es gab früher in Ulsnis die Bezeichnung drei Männer und auch neun Männer, die drei Männer wohnten jenseits und die neun Männer diesseits des Baches. Der Bach hat immer eine gewisse Rolle gehabt. Nach diesem Zwischenfall haben sich die Gemüter wohl wieder beruhigt und der alte Rhythmus war wieder hergestellt. Dieser wurde unterbrochen durch Ausbruch des 1. Weltkrieges am I. August 1914.

Somit komme ich zum zweiten Zeitabschnitt

Die Kriegsjahre 1914 bis 1918 stellten auch an die Meierei hohe Anforderungen. Im Januar 1914 war noch ein neues kombiniertes Butterfass angeschafft worden. Nach Ausbruch des Krieges musste die Genossenschaft auch Beiträge für wohltätige Zwecke leisten. So wurden 200 Mark an Familien Einberufener gezahlt. Für die Lazarette in Schleswig wurde monatlich ein Drittel Butter und täglich eine Flasche Vollmilch per Dampfschiff nach Schleswig gesandt.

Im Jahre 1917 wurde Johs. Schmidt (Maler) zum Rechnungsführer gewählt. Sein Gehalt betrug jährlich 360 Mark.

1917 musste die Genossenschaft einen neuen Dampfkessel und eine neue Dampfmaschine anschaffen. Auch wurde erstmalig eine elektrische Lichtanlage im Betriebsgebäude angelegt. Als gute Patrioten zeichneten die Mitglieder 10.000 Mark auf die siebte Kriegsanleihe.

Die Milchanlieferungen ging erheblich zurück, bedingt durch Abschlachtungen von Milchkühen für Ernährungszwecke. Die Meierei arbeitete ständig mit Unterschuss. Wie die anfallende Magermilch verwendet wurde, ist mir unbekannt. Schweine waren nicht mehr vorhanden, die wurden gleich Anfang des Krieges geschlachtet. Man war der Meinung, sie fraßen den Menschen die Nahrung weg. 1918 wurden nochmals 10.000 Mark auf die neunte Kriegsanleihe gezeichnet. Milch und Butterabgabe waren schon von Anfang des Krieges für Interessenten rationiert. Im gleichen Jahr wurde die Milch erstmalig nach dem Fettgehalt bezahlt. Die Milchanlieferung und die Kuhzahl ist erheblich zurückgegangen. 390 Kühe, pro Kuh 1.658 Liter, Fettgehalt 3,47 Prozent. Im Jahre 1920 gab es erhebliche Preissteigerungen. Vollmilch 60 Pfennig, Buttermilch 30 Pfennig.

Dem Betriebsleiter O. Kratzenberg wurde vom Amtsvorsteher das Verdienstkreuz für geleistete Kriegshilfe verliehen.

Anfang der zwanziger Jahre steigerte sich die Inflation. Der Butterpreis betrug 30 Mark für 1 kg, ein Liter Vollmilch kostete 1,60 Mark, das Rechnungsführergehalt betrug 2.500 Mark.

Im Jahre 1921 wurde H. Lorenzen, Ulsnis, zum Vorsitzenden gewählt. Dem langjährigen Vorsitzenden H. Lahs Senior wurde Dank und Anerkennung für seine Tätigkeit ausgesprochen.

1932 trieb die Inflation dem Höhepunkt zu. Hatte man bisher in Tausender gerechnet, musste jetzt in Millionen, Milliarden und zuletzt in Billionen gerechnet werden. Es wurden hohe Anforderungen an den Rechnungsführer gestellt. Um sich einen Begriff einer Zahl zu machen: 5.756.813.170.744.824, im Wortausdruck: 5.756 Billionen, 813 Milliarden, 170 Millionen, 744 Tausend 824 Mark. Diese Zahlen mussten ohne Rechenmaschine errechnet werden.

Damit die Kaufkraft des Milchgeldes nicht gänzlich verfiel, fanden die Auszahlungen wöchentlich statt. Zum Transport der Geldscheine musste man Waschkörbe gebrauchen.

Am 24. November 1923 wurde durch die Einführung der Rentenmark die Inflation beendet. Eine Billion war eine Rentenmark. Am 31. Dezember schloss die Jahresrechnung in Einnahme und Ausgabe mit 5.933,99 Mark ab. In der Versammlung am 23. Juni 1924 wurden von fünf Mitgliedern Anträge gestellt, die die Verwaltungsorgane veranlassten, ihre Ämter zur Verfügung zu stellen. Nach Aufklärung der strittigen Punkte, zogen die Antragsteller ihre Anträge zurück. Die Organe taten das Gleiche und die Harmonie war wieder hergestellt. Ein Mitglied wurde der Milchentrahmung überführt und wurde zu einer Geldstrafe verurteilt. Da diese nicht bezahlt wurde, musste die Angelegenheit auf dem Rechtswege entschieden werden. Danach wurde das Mitglied ausgeschlossen.

Allmählich waren die Folgen des Krieges und der Inflation überwunden. Die Anlieferung war ungefähr wieder in gleicher Höhe, die Kuhzahl 410 wieder erreicht. Ein Durchschnitt von 2.497 Liter bei einem Fettgehalt von 3,55 Prozent.

1925 wurde erstmalig ein Telefonanschluss in der Meierei eingerichtet. An zehn Mitglieder wurde erstmals eine Reinheitsprämie von 200 Mark verteilt. Auch wurde die Marke der Butter angestrebt. Der seit Jahren eingerichtete Postversand hatte einen Reingewinn von jährlich 4.470 Mark. Im Jahre 1928 erwarb Kratzenberg den Postversand käuflich für 20.000 Mark. Diese Summe musste er in fünf Jahren abverdienen. Im April 1931 konnte O. Kratzenberg sein 25jähriges Dienstjubiläum begehen. Aus diesem Anlass wurde ihm von der Genossenschaft eine Standuhr überreicht. Von einer größeren Feier wurde wegen der schlechten Konjunktur abgesehen. Die Jahre 1931/32 standen im Zeichen der Weltwirtschaftskrise mit seiner hohen Arbeitslosenzahl von 5 bis 6 Millionen Menschen.

Somit komme ich zur dritten Epoche

Als am 30. Januar 1933 das so genannte 3. Reich gegründet wurde, ging vorerst ein Aufatmen durch Deutschland. Es dachte doch zunächst niemand daran, dass schon 1939 der größte Krieg aller Zeiten ausbrechen würde.

Am 1. Januar 1935 wurde Hans Clausen als Betriebsleiter angestellt. Er war vorher in Kaltenkirchen als Obermeier tätig. Kratzenberg bezog seinen Neubau und betrieb weiterhin seinen Postversand. Der Rechnungsführer schied nach 18jähriger Tätigkeit aus. Ihm wurde als Anerkennung eine Uhr überreicht. Den Vorsitz führte Julius Jacobsen, Kius. Die Rechnungsführung wurde von Betriebsleiter Clausen Übernommen.

Es gab jetzt viele Neuerungen. Es musste eine Mustersatzung der Landwirtschaftskammer angenommen werden. Die Vorschriften des Reichsnährstandes mussten befolgt werden. Erstmals wurde die Milch nach Güteklasse bewertet, die Reduktase (Säuregehalt) wurde eingeführt.

Im Jahre 1935 wurden alle Maschinen auf Einzelantrieb umgestellt. Dadurch wurde die Transmission mit den langen Riemen überflüssig. Der Betrieb lief bald wieder reibungslos und Hans und Emma Clausen hatten sich sehr schnell das Vertrauen aller Mitglieder erworben. Auf Anordnung des Reichsnährstandes musste Kratzenberg den Postversand einstellen. Das war für die Familie eine große Umstellung.

Der Ausbruch des 2. Weltkrieges brachte auch für die Meiereibetriebe große Veränderungen mit sich. Viele Mitglieder wurden sofort einberufen, auch Betriebsleiter Clausen wurde 1940 einberufen. Frau Clausen musste mit Hilfskräften den Betrieb fortführen. Auch O. Kratzenberg stellte sich wieder zur Verfügung. Die Einführung von Lebensmittelkarten brachte auch für die Meierei zusätzliche Arbeit.

1943 wurde beschlossen, die freie Meiereivereinigung in eine eingetragene Meiereigenossenschaft mit beschränkter Haftung umzuwandeln. Die Mitglieder mussten Geschäftsanteile zeichnen. Ende des Krieges wurde Herr Heck, der bisher die Meierei Ketelsby verwaltet hatte, nach Schließung derselben nach Ulsnis verpflichtet.

Nach seiner Entlassung aus dem Wehrdienst konnte H. Clausen Ende 1945 den Betrieb wieder übernehmen. Die Kriegsfolgen brachten große Schwierigkeiten. Ich weiß, dass sogar Buschwerk geliefert werden musste, um den Kessel zu heizen. Alle Bedarfsartikel konnten nur auf dem Tauschwege beschafft werden. Mit dem Tage der Währungsreform wurde alles wieder reichlich angeboten. Mit diesem denkwürdigen Tag schließe ich den dritten Zeitabschnitt.

Vierter Zeitabschnitt

Im Juni 1948 nahmen einige Mitglieder der Verwaltungsorgane an dem Verbandstag des Raiffeisenverbandes in Rendsburg teil. Als Imbiss wurde ein Kartoffelsalat, der in einer Zinkwanne zubereitet war, gereicht. Dadurch zogen wir uns eine Vergiftung zu, an der wir noch recht lange leiden mussten. Eine kleine Geschichte nebenbei, im folgenden Zeitabschnitt vollzog sich in Deutschland ein Aufschwung, der als das Wirtschaftswunder bezeichnet wird.

Nach der Währung verlief wieder alles in geregelten Bahnen. Auch für die Meierei war ein großer Nachholbedarf vorhanden. Es musste das Dach des Betriebsgebäudes erneuert werden. Alle Bedarfsartikel waren wieder käuflich zu erwerben und langsam stiegen auch die Milchanlieferungen wieder an, die durch die Kriegs- und Nachkriegsjahre stark reduziert waren. Auch wurde die Milchanlieferung an die Nestle AG Kappeln aufgenommen.

Jubiläumsgruppe
Foto: Jubiläumsgruppe. Von links: 2. Heinrich Lass, 4. Willi Marxsen, 5. Johs. Jansen, 6. Betriebsleiter Hans Clausen, 7. Emma Clausen, 8. Otto Carstensen

Am 1. Juli 1950 konnte die Meiereigenossenschaft Ulsnis ihr 60jähriges Jubiläum feiern. Dieser denkwürdige Tag wurde festlich begangen. Die Meierei war festlich geschmückt. Die Milchwagen hatten Festschmuck angelegt. Morgens fand ein Empfang in der Meierei statt. Abends fand im Gasthof Ulsnis-Kirchenholz ein Festball statt. Es wurde der Gründer gedacht und ein Rückblick über die Entwicklung der Genossenschaft gegeben. Als Theaterstück wurde der Einakter »Am Brunnen vor dem Tore« aufgeführt. Das Fest verlief in guter Harmonie. Leider fehlten einige Mitglieder, die im Krieg geblieben waren.

Im Juli 1954 wurde Betriebsleiter Clausen als Betriebsleiter der Sanitätsmeierei Schleswig gewählt. Er trat dort den Dienst am 1.8. 1954 an. Als neuer Betriebsleiter in Ulsnis wurde Betriebsleiter Jensen gewählt. Er leitete vorher die Meierei Rödemis (Husum). In einer Sitzung der Organe wurden Herrn und Frau Clausen Dank und Anerkennung für 19jährigen Einsatz für die Meiereigenossenschaft Ulsnis ausgesprochen. Herr Jensen und Frau wurden willkommen geheißen. Jensen versprach, seine ganze Kraft für das Wohl der Genossenschaft einzusetzen. Auch diese Umstellung verlief reibungslos. Das Ehepaar Jensen erwarb sehr schnell das Vertrauen der Mitglieder.

In den kommenden Jahren wurde eine hohe Anforderung an die Qualität der Meiereierzeugnisse gestellt. Es wurde bestimmt, alle Tbc-verdächtigen Milchkühe abzuschaffen. Bis 1958 mussten alle Viehbestände Tbc-frei sein.

Ab 1959 durfte keine Milch mehr von Tbc-erkrankten Beständen angeliefert werden. Die Untersuchungen wurden durch eine Impfung durchgeführt. Alle Kühe, die positiv reagierten, mussten abgeschlachtet werden. Einige Betriebe fielen restlos unter diese Maßnahme. Auch gaben viele Kuhhalter, die ein bis zwei Kühe hatten, die Milchwirtschaft auf. Aus diesen Gründen ging die Milchanlieferung zurück. 25 bis 28 Prozent der Anlieferung wurden an die Nestle AG Kappeln geliefert. Um die Milch besser kühlen zu können, musste eine neue Kühlanlage installiert werden. Auch wurde eine gebrauchte Butterformmaschine angeschafft.

Ab 1960 wurde der Rahm an das neu errichtete Butterwerk in Schleswig geliefert, die hiesige Butterei wurde eingestellt. Nach einer Untersuchung durch das Gesundheitsamt durfte das bisher gebrauchte Wasser nicht mehr für Meiereizwecke gebraucht werden. Auch das Quellwasser aus Bonnerg fiel darunter. Es musste eine neue Tiefbohrung hergestellt werden. Die Firma Ivers aus Süderstapel wurde mit der Bohrung beauftragt. Kosten 8.300 Deutsche Mark (DM). Wegen Mangel an Arbeitskräften stellten einige Landwirte ihre Betriebe um und gaben die Milchwirtschaft auf. Auch wurde immer wieder die Forderung erhoben, die Meierei sollte die Milch von den Betrieben mit einem Tankwagen abholen. Dies würde für die Meierei erhebliche Mehrkosten verursachen, die von der Genossenschaft nicht finanziert werden könnte.

Diese Gründe veranlassten Vorstand und Aufsichtsrat dazu, mit der Sanitätsmeierei Schleswig wegen einer Verschmelzung beider Betriebe zu verhandeln. Nach mehreren Verhandlungen beschlossen beide Genossenschaften als Termin für eine Fusion den 31. Oktober 1964 festzusetzen. Damit wurde der Ulsnisser Meiereibetrieb stillgelegt.

Die Meierei Ulsnis hatte über sieben Jahrzehnte bestanden. Viele Männer haben während dieser Zeit ehrenamtlich die Belange der Genossenschaft vertreten. Es würde zu weit führen, sie alle namentlich aufzuführen, aber ich halte es für unsere Pflicht, ihre uneigennützige Tätigkeit anerkennend zu würdigen.

Am 31. Oktober 1964 schloss die Meierei Ulsnis ihre Tore. Die Einrichtung hat ungefähr 75 Jahre segensreich für die Mitglieder gewirkt. Mit der Auflösung ging auch ein Stück »Ulsnisser Geschichte« zu Ende.

Anmerkung: Gab es in den 50ger Jahren noch über 600 Meiereien, so sind es zur Zeit in Schleswig-Holstein nur noch 14 Meiereigenossenschaften, die über 90 Prozent der im Lande erzeugten Milch in Höhe von 2,4 Millionen Tonnen erfassen (Stand 2009).

Obstbau-Verein des Ulsnis-Brodersbyer landwirtschaftlichen Vereins von 1892

Gegründet wurde der Verein in Ulsnis-Kirchenholz am 3. Februar 1892. Andresen Vorsitzender, Lass, Schriftführer und Distriktmann für Kius, Hinrichsen, Distriktmann für Hestoft, Th. Ohl, Distriktmann für Ulsnis, Ehlers, Distriktmann für Kirchenholz, Matthiesen, Distriktmann für Gunneby.

Zweck des Vereins

  • Den Obstbau zu fördern und die bessere Verwertung des Obstes zu ermöglichen.
  • Pflege und Baumschnitt von einem Sachkundigen auf Kosten des Vereins.

Ein Baumwärter kommt jährlich je einmal in den Monaten November, Dezember, Januar oder Februar. Die Bezahlung erfolgt durch Beiträge. Wahrscheinlich ist der Verein in den fünfziger Jahren eingegangen. Der letzte Mann, der für diese Sache arbeitete, hieß von Bonin und wohnte bei H. Lass, Kius.

Die Ulsnisser Schweinegilde von 1891

Auch Schweine können krank werden und sterben, deshalb wurden auch diese Tiere versichert. Wenn man alles versichert hatte, konnte man auch ruhig schlafen. Man mußte zwar für alle Versicherungen Beiträge zahlen, aber bei einem Unglücks- oder Krankheitsfall bekam man sein Tier voll ersetzt. Die Versicherungen sind erst zwischen 1950 und 1960 eingegangen.

Die Kuhgilde des Kirchspiels Ulsnis von 1876

Die Menschen, die sich in dieser Gilde zwecks gegenseitiger Unterstützung zusammengeschlossen, waren meist kleine Kätner. Es gab alleine 16 Paragraphen, die alles regelten. Jeder mußte seinen gesamten Bestand versichern, Kühe, Kälber und Quien. Es wurden nur gesunde Tiere in die Gilde aufgenommen und versichert. Diese Versicherung war eine gute Hilfe in allergrößter Not, denn wenn die alleinige Milchkuh einging ohne versichert zu sein, war es für die betroffene Familie fast eine Katastrophe. Wenn nun die Versicherung nach einem Verlust zahlte, war man eine große Sorge los.

Spar- und Darlehnskasse von 1897 – Abteilung Warengeschäft

Von Horst Dücker Das Warengeschäft der Spar- und Darlehnskasse wurde 1922 aufgenommen. Im Jahre 1924 wurde der Bezugsverein Steinfeld, der nur einige Jahre bestanden und sich dann aufgelöst hatte, mit unserer Genossenschaft verschmolzen. Dadurch erfuhr das Warengeschäft eine bedeutende Steigerung. Anfangs wurde hauptsächlich mit Kohlen gehandelt. In den 17 Jahren bis 1939 entwickelte sich der Warenumsatz besonders auch durch den Düngerhandel. Zur Verfügung standen Kali, Phosphor und Stickstoff. Alles war in 50 kg Papiertüten abgepackt. Der Warenumsatz betrug jährlich ca. 67.000 Reichsmark (RM). In den Kriegsjahren wurde der Warenumsatz fast lahmgelegt. Er sank 1946 auf 3.000 RM.

Im 2. Weltkrieg wurde zusätzlich eine genossenschaftliche Dreschgemeinschaft gegründet und betrieben. Im Juli 1943 konnte eine Hummel – Dreschmaschine auf kleineren und größeren Betrieben eingesetzt werden. Diese Dreschgemeinschaft wurde später wieder aufgelöst.

Der Bedarf an landwirtschaftlichen Gütern stieg ständig und so wurde 1961 ein Lagerschuppen in der Größe 29 x 10 x 2,30 m gebaut. Der Lagerraum diente ausschließlich der Sackware. Im Keller wurde anfangs eine Saatreinigung untergebracht. Später wurde dieser zu einem Pflanzenschutzlager umgebaut.

Mit Beteiligung der Landwirte, die ihre Anteile bis auf 3.000 DM bei der Genossenschaft erhöhten, wurde von der Firma Andresen 1963 ein Silo in den Maßen 24 x 12 x 15,5 m mit einem Fassungsvermögen von 750 t in 36 Zellen gebaut. Gleichzeitig wurde eine Getreidetrocknung mit 4 t Leistung und eine Mahl- und Mischanlage installiert. Ein Silomeister wurde eingestellt.

1970 kam eine Halle in den Maßen 21 x 24 x 6 m als Flachlager dazu. Die Halle diente als Dünger- und Getreidelager. Es konnten 800 t Dünger (lose) und 350 t Getreide (lose) gelagert werden. Ein zweiter Mitarbeiter wurde eingestellt.

1973 stellte die Firma Carstensen mit Sitz in Süderbrarup ihr Landhandelsgeschäft ein. Die Niederlassung in Steinfeld mit zwei Mitarbeitern wurde von der Genossenschaft übernommen. Vorhanden war eine Siloanlage in der Größe 25 x 60 x 12 m mit 450 t und 6 Außensilos mit 560 t Lagerkapazität. Eine 4 t Getreidetrocknung war ebenfalls vorhanden. Das Einzugsgebiet der Genossenschaft erweiterte sich durch den Kauf der Anlage in Steinfeld. Das erhöhte Aufkommen von Getreide machte es erforderlich 1975 ein Getreideflachlager in der Größe 35 x 17,5 x 6,5 m mit einem Fassungsvermögen von 1.400 t zu bauen. 1977 wurde eine Holzhalle in der Größe 20 x 40 x 6 m für 700 t Getreide erstellt.

Der Mischfutterumsatz stieg auf 6.000 t im Jahr. Der Fuhrpark erweiterte sich ständig. Zehn Mitarbeiter, davon sieben im gewerblichen Teil, waren im Landhandel beschäftigt. Bis zu 15.000 t Brot- und Futtergetreide wurden in Ulsnis und Steinfeld jeweils in der Ernte angeliefert. Dafür wurden bis zu vier weitere Mitarbeiter, sogenannte »Erntehelfer« eingestellt.

1983 wurde der Landhandel mit dem BV Süderbrarup verschmolzen. Die Mischfutterproduktion ging von Steinfeld nach Süderbrarup. In Ulsnis verblieb die Herstellung von Biofutter. Das Getreide aus der Ernte wurde nach Süderbrarup gefahren.

2001 ging der Bezugsverein mit der team AG zusammen. Der Aufschwung von Biogetreide und -futter hielt weiterhin an. In Ulsnis und Steinfeld wurden ausschließlich Bioprodukte umgeschlagen und verarbeitet. Das Lager Thormählen in Steinfeld konnte dazugepachtet werden. In den Jahren 2004 und 2005 wurde das Mischfutterwerk in Ulsnis modernisiert und mit einer Presse ausgestattet. So konnten sämtliche Biomischfutter in Mehlform und in Pressform hergestellt werden (8.000 t im Jahr). Vier Mitarbeiter sorgten für den reibungslosen Ablauf. Im Jahr 2005 wurde der Landhandel der team AG an die Hauptgenossenschaft Nord mit Sitz in Kiel übertragen.

Von 1969 bis einschließlich 2006 war für den Landhandel Ulsnis-Steinfeld Horst Dücker verantwortlich. Die Anlagen Ulsnis und Steinfeld wurden 2007 von der HG Kiel an die Handelsgesellschaft Rosenkrantz mit Sitz in Neumünster verpachtet.

Die Gut Rosenkrantz Handelsgesellschaft hat seinen Hauptsitz in Neumünster. Der Agrarhandel der Gesellschaft befindet sich im Jahr 2010 in Ulsnis. Das Sortiment umfasst Futtermittel, Saatgut und Bodenverbesserer. Die Produkte entsprechen den EU-Richtlinien oder zusätzlich den Bioland Verbandsrichtlinien. Im Mischfutterwerk wird unter der Marke Eiderkraft für alle landwirtschaftlichen Nutztiere Bio-Mischfutter produziert. Das Saatgut kommt aus anerkannt biologischer Vermehrung. Das Sortiment umfasst auch organische und mineralische Düngemittel.

Wasser- und Bodenverband Ulsnis-Hestoft

Von Otto Carstensen Der Wasser- und Bodenverband Goltoft-Ulsnis wurde am 25. November 1954 gebildet. Der Name Goltoft-Ulsnis kommt daher, weil einige Ländereien von Goltoft in die Vorflut von Hestoft entwässern, und auch Ländereien von Hestoft nach Ulsnis in die Schlusbek entwässern.

Der der Verbandbildung zugrunde liegende Entwurf wurde vom Kulturbaumeister Lange aus Schleswig aufgestellt, diese Kosten wurden von den Verbandsmitgliedern aufgebracht. Der Schleihof Goltoft war neben den Landbesitzern in Hestoft dem Verband angeschlossen.

Schon 1955 war die Durchführung des ersten Bauabschnittes geplant, und die Bauarbeiten waren ausgeschrieben. Nach dem Ergebnis der Ausschreibung betrug die Bausumme 190.000 DM, leider kam die Finanzierung nicht zustande.

Im Frühjahr 1957 wurden die gleichen Arbeiten, diesmal durch das Kreisbauamt Schleswig erneut als Notstandsmaßnahmen »beschränkter Maschineneinsatz mit Handarbeit« ausgeschrieben, und im Herbst an die niedrigstanbietende Firma Hoffmann und Michel aus Neumünster vergeben mit einer Endsumme von 132.000 DM, der Finanzierungsplan war günstig festgelegt. Am 15. Oktober 1957 wurden die Bauarbeiten durch die Firma Hoffmann und Michel aufgenommen. Durch die vielen Hindernisse, Triebsand, Steine und Felsblöcke, konnten die Arbeiten nicht in der vorgesehenen Zeit durchgeführt werden. Auch mußten sie durch den frühen Wintereinbruch eingestellt werden und konnten erst im April 1958 wieder aufgenommen und erst am 30. September 1958 beendet werden.

Insgesamt sind rund 10,46 km Vorflutleitungen, davon 4,48 Kilometer in Zementrohren und 5,98 Kilometer in Drainrohren sowie 430 laufende Meter offene Gräben hergestellt. In den vorgenannten Leitungen wurde 145 Kontrollschächte eingebaut.

Am 11. November 1958 fand die Bauabnahme statt, als Ergebnis wurde festgestellt, dass die Arbeiten von der ausführenden Firma plan- und ordnungsmäßig ausgeführt wurden. Die Endabrechnung betrug 169.043,10 DM; diese Erhöhung wurde durch die Ubertiefen und durch die Beschwernisse, Triebsand, Steine usw., hervorgerufen. Durch einen Nachtrag wurde die Restsumme finanziert. Für die Arbeiten hat der Unternehmer von der VOB noch für zwei Jahre die Haftung.

Abschließend kann gesagt werden, dass jetzt nach der Durchführung der Vorflutbeschaffung ein geregelter Abfluss des Niederschlagswassers erfolgen kann. Bei Baubeginn und während der Bauausführung standen zahlreiche Mulden unter Wasser, die insgesamt mehrere ha Fläche ausmachten.

Durch diese Wasserbauinaßnahmen wurde die Voraussetzung für die später erfolgte Flurbereinigung geschaffen, ohne Regulierung der Vorflutleitungen wäre eine Umlegung der Flurstücke nicht möglich gewesen.

Wasser- und Bodenverband Ulsnis-Steinfeld

Von Hans Peter Hansen Der Wasser- und Bodenverband Ulsnis-Steinfeld wurde in seiner jetzigen Form und Größe am 18. April 1967 gegründet. Die Gründung wurde erforderlich, nachdem ein neues Landeswasserschutzgesetz erlassen worden war.

Zur selben Zeit wurden auch die Nachbarverbände Angler Auen, Wasser- und Bodenverbände Boren, und Füsing-Geel-Brodersby gegründet.

Zum ersten Verbandsvorsteher wurde Friedrich Wilhelm Andresen aus Ulsnis gewählt, zu seinem Stellvertreter Heinrich Klinker aus Hestoft. Zu den ersten Aufgaben gehörte die Erstellung eines Anlagenverzeichnisses und die Abgrenzung zu den benachbarten Verbänden.

Die Verbandsgrenze im Westen verläuft von Hellör über Goltoft, Hestoft Nord, Ulsnisfeld, Schmedeland nach Krock. Im Osten über Dallacker, Lindaukamp, Düttnis, Bremsdiek, Affegünt zur Kreisstraße nach Steinfeld.

Der Verband umfasst eine Größe von 1.775 ha. Die Gewässerlänge beträgt 44.342 Meter, davon sind 7.686 Meter offene Gräben, der Rest von 36.686 Meter sind verrohrte Leitungen. An Bauwerken unterhält der Verband 451 Kontrollschächte.

Am 8. März 1973 wurde Peter Tönnsen Ulsnisland zum Verbandsvorsteher gewählt. Sein Stellvertreter wurde Heinrich Klinker in Hestoft.

Peter Tönnsen war 20 Jahre Verbandsvorsteher. 1993 trat Heinrich Klinker seine Nachfolge an und Hans-Heinrich Hansen Gunneby wurde zu seinem Stellvertreter gewählt. Seit 2003 ist Hans-Peter Hansen Ulsnis Verbandsvorsteher und Carsten Andresen in Gunneby sein Stellvertreter.

Betriebshilfsdienst Boren-Ulsnis e.V.

Von Rudolf Witt In den 70ger Jahren des 20. Jahrhunderts wurden bei uns im Kreisgebiet 36 landwirtschaftliche Betriebshilfsdienste gegründet. Auslöser dieser Gründungswelle waren folgende Hauptanlässe:

  • Viele Bauernsöhne wollten auch gut strukturierte Betriebe mit guten wirtschaftlichen Ergebnissen nicht übernehmen, da die Urlaubsmöglichkeiten und die eventuellen Krankheitsvertretungen nicht gegeben waren.
  • Wir hatten damals eine sehr geringe Arbeitslosigkeit, und es waren gute Verdienstmöglichkeiten in vielen anderen Berufen gegeben.

Somit wurde der Betriebshilfsdienst Boren-Ulsnis am 3. November 1971 gegründet.

Ein Betriebshilfsdienst sollte 20 bis 30 Mitglieder haben, um eine Vollbeschäftigung eines Betriebshelfers zu gewährleisten. Bei der Gründungsversammlung trugen sich im BHD Boren-Ulsnis sofort 30 Mitglieder ein. Zum ersten Vorsitzenden wurden Rudolf Witt, Hestoft, zum zweiten Vorsitzenden Ernst Otto Nickel, Fahrtoft und zum Schriftführer Max Tollgaard-Schmidt, Ulsnis gewählt. Folglich konnte sofort ein Betriebshelfer eingestellt werden. Es wurde Nico Petersen aus Wagersrott.

Es lief dann so gut, daß in den Folgemonaten viele Landwirte dem BHD beitraten und Ernst Johannes Koch als zweiter Betriebshelfer zum 1. April 197? eingestellt werden konnte. Die Einsatzordnung bestimmte die Reihenfolge der Einsätze.

  1. Einsätze für einen gebuchten Urlaub,
  2. Einsätze für Krankheit, Unfälle und Kuren,
  3. ungebuchter Urlaub,
  4. Sonstiges.

Da auf einem landwirtschaftlichen Betrieb in damaliger Zeit immer lebende Tiere zu versorgen waren, gab es für die Einsatztage der unter der Nummer eins und drei nach der Einsatzordnung aufgeführten Tätigkeiten einen Landes- und einen Kreiszuschuss.

1972 trat dann das Gesetz der landwirtschaftlichen Krankenkasse in Kraft. Das Gesetz bestimmte, das für Einsätze unter der Nummer zwei der Einsatzordnung eine Ersatzkraft gestellt werden musste. In den Gebieten, in denen schon Betriebshilfsdienste bestanden, wurde mit diesen Verträge zur Gestellung von Betriebshelfern unter einer Beteiligung der entstehenden Kosten getroffen.

In den folgenden Jahren wuchs die Mitgliederzahl weiter an.

Aus steuerlichen Gründen wurde dann 1978 eine Trennung des BHD in den BHD Boren und den BHD Ulsnis beschlossen. Dieser Beschluss wurde 1991 wieder aufgehoben.

Wegen des Strukturwandels und der damit verbundenen Abnahme der Betriebe konnte in einigen umliegenden Betriebshilfsdienste die Beschäftigung eines Betriebshelfers nicht mehr gewährleistet werden. In der Folge lösten sich folgende Betriebshilfsdienste auf: Satrup, Havetoft, Struxdorf, Norderbrarup, Taarstedt, Böklund, Ostangeln.

Die Betriebshelfer wurden von unserem Betriebshilfsdienst übernommen und dadurch traten auch die meisten Landwirte dem Betriebshilfsdienst bei, so das die Mitgliederzahl auf rund 200 anwuchs.

Im Jahre 2002 schlössen sich die Kreisarbeitsgemeinschaften Schleswig und Flensburg zusammen. Die fünf Mitarbeiterinnen, die bei Krankheiten und Urlaub der Hausfrau zur Fortführung des Haushalts und der Betreuung von Kindern eingesetzt wurden, konnten dadurch nicht weiterbeschäftigt werden. Der Betriebshilfsdienst Boren-Ulsnis übernahm die Arbeitsverträge und konnte nun diese Aufgaben in eigener Regie weiterführen.

Der Betriebshilfsdienst Boren-Ulsnis beschäftigt somit 10 bis 15 Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und gehört zu den größeren Arbeitgebern im unserem ländlichen Raum.

Folgende Mitarbeiter wurden über einen längeren Zeitraum beschäftigt:

  • Nico Petersen, Wagersrott, später Kius
  • Ernst Johannes Koch, Stexwig, später Kius
  • Jürgen Paulsen, Ulsnis
  • Werner Pansegrau, Haddeby
  • Hans Heinrich Mordhorst, Stolkerfeld
  • Erhard Schmidt, Hyrie
  • Uwe Ehmsen, Dannewerk
  • Hans Peter Hansen, Ulsnis
  • Nikolaus Johannsen, Kiesby
  • Sönke Carstensen, Hestoft
  • Stefan Lammers, Loit
  • Gerd Thiesen, Sterup
  • Andrea Fette, Kius
  • Sören Hagebölling, Hollingstedt
  • Jan Petersen, Stexwig
  • Ralf Börensen, Stenderup
  • Jens Hinzpeter, Ekenis
  • Harald Wagner, Sieverstedt
  • Kati Albrecht, Brodersby
  • Dieter Kuhlmann, Satrup
  • Thorsten Jöns-Erichsen, Havetoft
  • Nico Kullrich, Schleswig
  • Hauke Hansen, Silberstedt
  • Holger Thiesen, Ahrenholz
  • Astrid Petersen, Klappholz
  • Frauke Möller, Struxdorf
  • Ursula Petersen, Satrup
  • Tanja Langner, Koppelheck
  • Ilse Zaedow, Sieverstedt
  • Andree Möller, Kappeln

Vorsitzende des Betriebshilfsdienstes Boren-Ulsnis:

  • 1971 bis 2004 Rudolf Witt, Hestoft
  • ab 2004 Johannes Marxen, Loit

Jagd und Jagdsteine

Von Richard KrohnNachdem die Machtbereiche der Landesherren sich im 16. Jahrhundert nach und nach gefestigt hatten, war man gleichermaßen bestrebt, auch die Jagdreviere, die so genannten »Wildbahnen«, zu markieren, denn das Jagdrecht war an Grund und Boden gebunden.

Zunächst wurden so genannte Hegestangen bzw. Pfähle gesetzt, Eichenholzpfähle, die laut Anweisung 4 m lang und 30 x 30 cm stark sein sollten und im allgemeinen ein Messingschild trugen mit den herrschaftlichen Insignien. Die Jagdgebiete der Dörfer Ulsnis, Hestoft, Kius und Brebel waren 1689 durch zehn Pfähle markiert.

Durch unterschiedliche Besitzverhältnisse im Amtsbereich sowie Streubesitze mussten innerhalb der Amtswildbahnen einzelne Güter (wie zum Beispiel das Gut Lindau ) und Dorfschaften besonders »abgepfählt« werden. Wo immer Grundherren ihr Revier eingeschränkt sahen, regte sich Widerstand gegen die Einpfählung bis zur Zerstörung der Pfähle.

Andererseits mussten die Holzpfähle wegen ihrer begrenzten Haltbarkeit regelmäßig erneuert werden. Deshalb erließ der dänische König Friedrich V. im Jahre 1759 für seine Wildbahnen im Lande eine Verordnung, nach der die Wildbahnpfähle durch Steine zu ersetzen seien. Die Rentekammer in Kopenhagen legte folgende Maße für die Steine fest: 10 Fuß in der Länge, 1 Elle am unteren Ende, ½ Elle am oberen. Die Buchstaben sollten mit echtem Zinnober besonders sichtbar gemacht werden.

Steine solcher Dimension waren in der notwendigen Menge kaum zu beschaffen, der Transport erwies sich auf den schlechten Wegen oft als unmöglich; man behalf sich oft mit dem, was vorhanden war. Und ortsansässige Steinmetze arbeiteten mehr nach Gutdünken als nach heraldischen Gesichtspunkten.

Die zunächst aufgestellten Steine trugen ein F für König Friedrich, die von seinem Nachfolger König Christian VII. ein C. Allerdings haben die Steine angefangen mit den Verkoppelungsverordnungen ein halbes Jahrhundert später schnell ihre Bedeutung verloren.

Bereits mit der Jagdordnung vom 7. Juli 1784 wurde es Hufnern ermöglicht, eine Jagd zu pachten, eine sog. Herrschaftliche Unterjagd. So wurde die Jagd im Bereich der Dörfer Ulsnis, Hestoft, Kius und Gunneby mit Ausnahme von Bremsdieck und Petersfeld vom 1. September 1864 an in zehn aufeinander folgenden Jahren an die Hufner L. Lorenzen und A. Mangelsen verpachtet.

Nachdem Schleswig- Holstein 1867 preußisch geworden war und die preußische Gemeindeordnung ihre Gültigkeit erlangt hatte, verfügten jetzt die Gemeinden innerhalb der Gemeindegrenzen über das Jagdrecht. Großgrundbesitz und Forst mit mehr als 75 ha zur Jagd tauglichen Fläche stellten einen Eigenjagdbezirk dar. Die Liberalisierung des Jagdrechts hatte allerdings zur Folge, dass Hegemaßnahmen in keiner Weise getroffen wurden, Wildbestände zum Teil restlos dezimiert wurden. Hinzu kam die seit Beginn des 19. Jahrhunderts weit verbreitete Auffassung, dass Rehwild als Schädling zu betrachten sei. 1901 schätzt der Vorstand den Bestand auf dem 16.000 ha umfassenden Gesamtareal des Südangler Jagdvereins auf höchstens 2 bis 4 Stück Rehwild.

1882 wurden die ersten örtlichen Jagdvereine gegründet, 1901 im Vereinslokal Ulsnis-Kirchenholz der Südangler Jagdverein.

Einige Jagdsteine, die im Bereich der Gemeinde seinerzeit aufgestellt wurden, sind erhalten geblieben:

  • Hestoft – an der Koppel von Hans Tüxen
  • Hestoft- am Knick nach Goltoft
  • Hestoft- Nordschau Richtung Goltoft
  • Kius- an der Hauptkreuzung
  • Kius-Nordschau

Die Buchstaben GAWB stehen für Gottorfer Amtswildbahn, AG für Amt Gottorf.

Quellen:

  • Jahrbücher des Heimatvereins der Landschaft Angeln 1974 und 1989 – Aufsätze von Hans Jessen
  • Chronik der Gemeinde Ulsnis 1987
  • Festschrift zum Jubiläum »100 Jahre Hegering II Südangeln« 1901 bis 2001

Die Jagd in der Gemeinde Ulsnis

Südangler Jagdverein
Foto: Dieses Bild wurde nach einer Treibjagd in der Gemeinde Ulsnis 100 Jahre nach Gründung des Südanglers Jagdverein gemacht. Erste Reihe von links: Frauke Thiesen (Bremsdieck), Henric Schmidt (Ulsnis Kirchenholz), Philipp Hansen (Dallacker), Walter Blunk (Ekenis), Jürgen-Peter Marxsen (Scholderup), Peter-Heinrich Hansen (Ruhrup), Klaus-Peter Andresen (Ekeberg), Sönke Hansen (Ulsnis), Günter Schmidt (Schuby). Zweite Reihe von links: Henrich Klinker (Hestoft), Carsten Schmidt (Ulsnis Kirchenholz), Ingwer-Ernst Erichsen (Fahrtoft), Hans-Wilhelm Hansen (Gunneby), Thomas Jessen (Grödersby), unbekannt, leicht verdeckt Uwe Hansen (Kappeln), Eike …, Hans Ohlsen (Brodersby), Hans Peter Petersen (Westerakeby), Sachau, Karl Georg Hansen (Dallacker), Hans-Heinrich Hansen (Gunneby). Dritte Reihe von links: Thies Thiesen (Bremsdieck), Ralf Schmidt (Steinfeld), Andreas Schwendt (Arnis), Asmus Petersen (Süderbrarup), Dirk Hansen (Gunneby).

Von Hans Heinrich Hansen, Andreas Schwendt und Carsten Schmidt Am 12. Oktober 1901 wurde in Ulsnis Kirchenholz von 23 Jagdbezirken und drei Eigenjagden mit 65 Mitgliedern der Südangler Jagdverein gegründet. Ziel war die Hege des Wildbestandes, starke Bejagung des Raubwildes und Bekämpfung des Wildfrevels. Außerdem die Hege des weiblichen Rehbestandes. Durch strenge Abschussregelung ist es dem Südangler Jagdverein gelungen, das Rehwild bis zum 1. Weltkrieg wieder heimisch zu machen. Der Aufbau des Fasanbestandes wurde ebenfalls in Angriff genommen. Höchstwahrscheinlich sind im Jahre 1911 in Ulsnis 50 Fasane ausgesetzt worden. In dieser Zeit dominierten die gestreckten Hasen mit im Durchschnitt 100 erlegten Tieren in jedem Revier.

1925 wurde der Südangler Jagdverein Mitglied im ADJV (Allgemeiner Deutscher Jagdschutzverein). Ab 1934 lässt das Reichsjagdgesetz ein Fortbestehen des Verein nicht mehr zu, aber viele gute Erfahrungen des Vereins wurden mit übernommen und haben bis in die heutige Zeit Bestand.

Die Jagd in der Gemeinde Ulsnis wird heute von zwei Jagdgenossenschaften betrieben, die da sind Kius – Gunneby (783 ha Land und 250 ha Wasserfläche Schlei), mit dem Vorsitzenden Karl Georg Hansen und Ulsnis – Hestoft (768,5 ha Land und 107 ha Wasserfläche Schlei) mit dem Vorsitzenden Peter Marxsen. Die Genossenschaften verpachten die Flächen alle neun Jahre an Jäger aus der Gemeinde. Heute haben Hans Heinrich Hansen, Gunneby, Heinrich Lass, Kius und Frauke Thiesen, Gunneby das Revier Kius – Gunneby gepachtet. Das Revier Ulsnis – Hestoft wird von Heinrich Klinker, Hestoft, Andreas Schwendt, Arnis (in Ulsnis geboren) und Carsten Schmidt, Ulsnis-Kirchenholz bewirtschaftet. Peter Landtau aus Ulsnis hat durch Zukauf von Wald eine zusammenhängende Fläche von über 75 ha erreicht und erfüllt somit die Vorgabe für eine Eigenjagd, die er selbst bejagt.

Die Jagdgenossenschaften verfahren unterschiedlich mit ihren Pachteinnahmen. Ulsnis-Hestoft feiert alle drei Jahre ein Fest mit allen Jagdgenossen und Jagdpächtern bei einem Wildessen und anschließendem Tanz. Kius-Gunneby zahlt seine Pachteinnahmen aus und lädt seine Genossen und Jäger zur Jagdgenossenschaftsversammlung mit einem gemeinsamen Essen ein.

In den vergangenen Jahren wurden viele Hegemaßnahmen, wie zum Beispiel das Anlegen von Teichen und Wildäckern durchgeführt. Die Reviere sind ständigen Veränderungen unterworfen. So ändert sich die Tier- und Pflanzenwelt durch eine veränderte Nutzung der Landschaft, eine sich weiter entwickelnde Technik und nicht zuletzt auch sich wandelndes Klima. Das hat zur Folge, dass die Hasen-, Fasan- und Rebhuhnbestände sich rückläufig entwickelt haben. Um dies weiter zu beobachten und zu dokumentieren, nehmen beide Reviere am landesweiten Wildtierkataster teil. Das Reh hat sich zur Hauptwildart entwickelt und das Damwild kann sich hier noch sehr gut anpassen. Es wurde 2008 ein erster Waschbär im Revier Ulsnis erlegt. Das Schwarzwild steht von Süden her bis an die Schlei. Die Bedingungen für das Ansiedeln des Schwarzwildes sind derzeit sehr gut in Angeln. Die Wildgansbestände haben sich durch Klimaveränderungen stark vermehrt. Die Gänse sind ganzjährig in den Revieren anzutreffen und fliegen auf Grund der milden Winter nicht mehr in ihre Wintereinstände. Sie richten zum Teil schon spürbare Schäden an den Kulturen an. Es werden natürlich auch jedes Jahr durch die Jagd und den wachsenden Autoverkehr Wildtiere der Wildbahn entnommen. Die Anzahl wird zum Teil durch Abschusspläne vorgegeben. Des Weiteren unterliegt die Anzahl natürlichen Schwankungen.

In den letzten fünf Jahren (Stand 2010) wurden in den beiden Genossenschaftsrevieren folgende Wildarten der Wildbahn durch Jagd oder Straßenverkehr entnommen:

  • Damwild: 10
  • Rehwild: 189
  • Hasen: 33
  • Kaninchen: 4
  • Fasan: 23
  • Gänse: 46
  • Enten: 75
  • Füchse: 57
  • Dachse: 6
  • Iltisse: 8
  • Marder: 9
  • Waschbär: 1

Die Vogelwelt im Gemeindegebiet Ulsnis

Von Karl Steffen Die Vögel fliegen; heute sind sie hier und morgen dort. Daher ist es nicht ganz leicht festzustellen, wieviel und welche Arten in einem Gebiet leben. Aus diesem Grund werden Zählungen über viele Jahre immer zum gleichen Zeitpunkt durchgeführt. So erhält man einen besseren Überblick. Im Auftrag der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft für Schleswig-Holstein und Hamburg habe ich von 1996 bis 2006, jeweils dreimal im Jahr auf der Strecke Ulsnishöh-Gallberg-Ulsnisfeld -Hestoftnord-Hestoft-Ulsnishöh die Acker- und Knickvögel gezählt. Nachfolgend einige Zahlen (Durchschnitt von 30 Zählungen):

  • Amsel:10
  • Bergfink: 3
  • Blaumeise: 8
  • Buchfink: 9
  • Fasan: 2
  • Feldsperling: 15
  • Haussperling: 52
  • Gimpel (Dompfaff): 2
  • Goldammer: 5 (aber stark abnehmend)
  • Grünling: 5
  • Kohlmeise: 10
  • Kolkrabe: 2
  • Ringeltaube: 12
  • Rotkehlchen: 2
  • Mäusebussard: 3
  • Stieglitz: 3
  • Wacholderdrossel: 35
  • Zaunkönig: 3

Außerdem konnte ich jeweils einmalig beobachten:

  • Sperber: 1
  • Seeadler: 1
  • Seidenschwanz: 35
  • Rotdrossel: 72
  • Kiebitz: 2
  • Großer Brachvogel: 69

Die Bestände vieler unserer heimischen Vögel sind rückläufig. Als Brutvögel sind insbesondere die Kiebitze, Feld- und Haubenlerche, Rebhuhn , Braunkehlchen und Goldammer stark gefährdet

Viele Wasservogelarten überwintern auf der Schlei, oft sogar in größerer Zahl. Seit 2002 zähle ich für die OAG auch die Wasservögel zwischen Lindaunis-Brücke und Missunde. Da der größte Teil dieses Gebiets zur Gemeinde Ulsnis gehört, will ich hier einige Zahlen und Arten nennen:

ArtHöchstzahlDurchschnitt
Haubentaucher11450
Kormoran73435
Graugans885110
Stocken447250
Reiherente8.6001.200
Zwergsäger7835
Blässhuhn329200
Schwarzhalstaucher139
Graureiher74
Pfeifente8737
Tafelente1.240500
Schellente360120
Gänsesäger19370

Die Singschwäne sind in den Monaten November bis März mit 1.000 Exemplaren im Gebiet der mittleren Schlei vertreten.

Die Beobachtung der Wasservögel in den Wintermonaten ist von den Badeplätzen in Hagab und Gunneby günstig. Ein gutes Fernglas ist dabei sehr vorteilhaft.

Die Fischerei

Von Frank Roim Im Schleigebiet der Gemeinde Ulsnis spielte die Fischerei von alters her eine bedeutende Rolle. Das Recht der Fischer vom Holm in Schleswig, hier zu fischen, ist verbrieft im Schleswiger Stadtrecht von 1155:

»Die Fischer haben das Recht, frei zu fischen auf der ganzen Schlei und können ihre Netze zum Trocknen auf dem Lande ausspannen, soweit sie mit der Ruderpinne vom Schiffe aus werfen können.«

Diese »Gerechtsame« wird im Jahre 1480 durch den sogenannten Schleibrief des Königs Christian I. von Dänemark bestätigt. Ein Vertrag zwischen der Stadt Schleswig und dem preußischen Domänenfiskus vom 16. April 1874 beurkundet das Recht im Wasserbuch (Fischereibuch).

In früheren Zeiten war der Weg zur mittleren Schlei weit und beschwerlich. Das Material wog schwer, die Fischer mussten rudern oder segeln.

Arbeitslied der Holmer Fischer

Baben in’ n Kleederschapp
Hangt min Sündagsrock
Mit de Dreelingsknöpen
»Höger rupp, höger rupp, höger rupp, heirudiralla

Und dat rode Dook,
Dat versupen wi ook
Mit de beiderwandschen Kragen
»Höger rupp, höger rupp…

Wist du een Tass Tee,
Segg man jo nich nee,
Kannst ok Bodderbrote kriegen.
»Höger rupp, höger rupp…

Mettwust hebbn wi ok,
Twee und dree in Rook
Un den allerbesten Schinken.
»Höger rupp, höger rupp …

Über zwei Drittel der Holmer Fischer betrieb noch 1935 die Wadenfischerei. Die Wade, in der Sprache der Fischer »Woi« genannt, ist ein großes Zugnetz, bestehend aus zwei langen Netzflügeln oder »Armen« und einem in der Mitte zwischen diesen angebrachten Fangsack, dem »Hamen«. Die beiden Netzenden sind durch Hölzer, den »Stülpen«, abgeschlossen. An jedem Netzende sind vier lange Zugleinen (»Liens«) befestigt. Die Tiefe der Netzflügel verflacht sich von fünf bis sechs Meter beim Fangsack bis auf 1,5 man den Enden. Die Netze tragen an der oberen Kante sogenannte Flotthölzer, an der unteren in Abständen Reetbündel oder »Wischen«, damit das Netz leichter über den Grund geht. Zu einer Wade gehören acht Fischer und zwei mit Drehwinden ausgerüstete Kähne.

Zwischen Februar und April, sobald die ersten Heringsschwärme eingetroffen waren, fuhren die Holmer Wadenfischer zur Heringsfischerei aus. Vorher hatten die Fischer sich über die Fanggebiete geeinigt, da diejenigen, die im Bereich der mittleren Schlei tätig wurden, dort in der Regel für mehrere Tage bis Wochen Quartiere aufsuchten oder in Zelten übernachteten- und nicht täglich mit dem Fang nach Schleswig zurückkehrten.

Holmer Fischer beim Wadenfischen
Foto: Holmer Fischer beim Wadenfischen.

Die Wadenfischerei zur Heringssaison wurde wegen der besseren Fangergebnisse nur nachts betrieben. Traditionell wurden im Bereich Ulsnis drei Waden mit 24 Fischern eingesetzt. Die Waden hatten je nach Verwendungszweck verschiedene Längen: die Heringswade ca. 500 m, die Aalwade 250 bis 340 m, die Eiswade, die hauptsächlich in der Großen und Kleinen Breite betrieben wurde, sogar 1000 m. Die Heringsfänge wurden nach Lindaunis gebracht und mit dem Frühzug nach Eckernförde versandt, wo sie in den Räuchereien verarbeitet wurden.

1971 wurde die Wadenfischerei auf Hering eingestellt.

Im Wasserbuch sind auch die Rechte der Gemeinden Ulsnis und Kius auf die »Kleine Fischerei« innerhalb ihrer Gemeindegrenzen geregelt: die Fischerei mit Fischkörben, Waasen, Tängen und Gliepen sowie die Benutzung von Handangeln und Aalreusen.

Familie Roim beim Gliepen
Foto: Familie Roim beim Gliepen.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wurde in den Sommermonaten von Juni bis August mit der Gliep gefischt. Hierbei handelt es sich um einen Fangkorb von 2.50 m Länge, mit dem die Dorfbewohner ins Wasser gingen und vor dem Schilfgürtel auf Grund setzten. Vom Ufer aus wurden die Fische mit besenähnlichen »Plutscherstangen« ( oder »Plümper«) von vier bis acht Treibern aus dem Reet gegen die Gliepen (zumeist zweien) getrieben, diese dann mit dem Fang aus dem Wasser gehoben.

Herbert Matthies beim Tängen
Foto: Herbert Matthies beim Tängen.

Beim Tängen wurde vor dem Reet und mit nur einer Gliep gearbeitet. Zwei Boote wurden mit einem Balken verbunden. In einem Boot standen die Treiber mit einer langen Stange, in dem anderen hielten die Leute die Gliep. Beteiligt waren nur zwei bis vier Personen. Das Tängen fand im Bereich der damals noch vorhandenen Seegraswiesen statt, das Wasser war klarer. Für diese Form des Fischfangs wurde ein Zusatz im Angelschein (halbe Gliep) benötigt.

Das Fischen mit der Gliep
Zeichnung: Das Fischen mit der Gliep.

1992 wurden die Fischereirechte in einem Vertrag zwischen der Stadt Schleswig und der Gemeinde Ulsnis neu geregelt und unter der laufenden Nr. 30 ins Wasserbuch eingetragen:

»Der Gemeinde Ulsnis steht das Recht zu, in ihrem Gemeindegebiet, soweit sich dieses auf die Schlei einschließlich des Gunnebyer Noores erstreckt, den Fischfang in folgendem Umfang ausüben zu lassen:

  1. mit der Handangel durch Ausgabe von 30 Fischereierlaubnisscheinen für je zwei Handangeln, die nur mit Wurm oder Teig bestückt werden dürfen, an Personen mit Wohnsitz in der Gemeinde Ulsnis und von 50 Fischereierlaubnisscheinen an Personen aus Nachbargemeinden und Urlauber, die im Gemeindegebiet angeln wollen, sowie
  2. mit zehn Aalreusen in der in § 1 des zwischen der Stadt Schleswig und der Gemeinde Ulsnis am 2. Oktober 1992 geschlossenen und zu den Fischereibuchakten genommenen Vertrages in der bezeichneten Art und Weise.« Das heißt
    - Aalreusen mit einem Durchmesser von 40 cm
    - die Enden müssen an Stangen befestigt sein, Länge von Stange zu Stange 3 m
    - Aufstellen nur innerhalb einer Entfernung von bis zu 20 m vom Ufer
    - Kennzeichnung mit Namen und Anschrift des Eigentümers
    - 5 Aalreusen in der Schlei, 5 Aalreusen im Gunnebyer Noor

Und wie vordem heißt es abschließend: »Die Fischerei darf die Schleswiger Fischer nicht behindern.«

Einem Verzeichnis aus der Mitte des 19. Jahrhunderts sind die in der Schlei befindlichen Fischarten zu entnehmen: Aal, Aaland, Bars, Brassen, Butt, Dorsch, Hecht, Hering, Hornfisch, Lachs, Riddau (Plötze), Rotfeder, Schleie, Schnäpel, Stint und Sturbars (Kaulbarsch). Außerdem in geringeren Mengen: Aalquappen, Flunder (Grau- oder Strufbutt), Neunaugen, Meerforellen und Zander.

Das Verhältnis zwischen Fischern einerseits und Dorfbewohnern und Bauern andererseits war nicht immer konfliktfrei. Die Bauern beklagten sich, dass im Uferbereich Gras – und Reetflächen niedergetreten und mit Fischabfällen verschmutzt würden. D. J. Marxen aus Ulsnis strengte sogar einen Prozess gegen die Fischer und ihre Genossenschaft in Schleswig an. 1880 bestätigte das Reichsgericht in Leipzig das Recht der Fischer die Uferbereiche zu nutzen.

In noch weiter zurückliegenden Zeiten kam es häufiger zu Übergriffen auf die Fischer von Seiten der »Schleijunker«, die im Besitz der an der mittleren und unteren Schlei gelegenen Adelsgüter waren. Paul Breide, um 1480 Besitzer des bei Kius gelegenen Hofes Hessel, hatte den Fischern den gesamten Fang abgenommen und Fischereirechte auf das Gunnebyer Noor angemeldet. Durch diese und ähnliche Vorkommnisse soll der dänische König veranlasst worden sein, der Stadt Schleswig den Schleibrief auszustellen.

Quellen:

  • H. Philippsen,/E. Petersen: Der Holm und die Fischer (J. Bergas Verlag,) Schleswig, 1935
  • Horst Schübeler: Fischerei in Schleswig- Holstein: (Husum Druck- und Verlagsgesellschaft) Husum, 2005
  • Protokollbücher der Gemeinde Ulsnis